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Stift Stams (lateinisch Abbatia B. M. V. et Sancti
Ioannis Baptistae de Stams) ist die Zisterzienserabtei in Stams in
Tirol. Es gehört zur Mehrerauer Kongregation und zum Bistum Innsbruck.
Die Klosterkirche Unserer Lieben Frau wurde 1983 zur Basilica minor
erhoben. Stift Stams prägt als aktives geistliches und geistiges
Zentrum Tirols das religiöse und kulturelle Leben im Land mit.
Architektonisch ein barockes Juwel, ist die Zisterzienserabtei eine
vitale klösterliche Gemeinschaft des 21. Jahrhunderts. Ein Ort der
Spiritualität und des überlieferten Mönchtums einerseits, ein
lebendiges Schulzentrum und touristische Attraktion andererseits.
Die Tiroler Zisterzienserabtei Stift Stams liegt inmitten der Tiroler
Bergwelt 40 Kilometer westlich von Innsbruck. Das Kloster wurde im Jahr
1273 von Graf Meinhard von Tirol und seiner Frau Elisabeth von
Wittelsbach als Grablege für die Tiroler Grafen gestiftet. Seit mehr
als 750 Jahren leben hier Mönche und bezeugen zeichenhaft im Gebet und
in der Arbeit ihre Berufung als „Gottsucher“.
Für Besucher hält die Abtei sehenswerte Kostbarkeiten bereit. Neben der
barocken Stiftsbasilika mit dem einzigartigen Lebensbaum-Hochaltar
können Besucher das Stiftsmuseum, den barocken „Bernardisaal“ sowie den
Kreuzgang samt Kreuzhof mit dem Johannesbrunnen besuchen.
Heute ist das Kloster ein lebendiges Beispiel vielfältiger Sendung der
Zisterzienser wie zum Beispiel der Ausbildung junger Menschen durch
vier Bildungseinrichtungen mit derzeit etwa 1000 Schülern und Studenten
auf dem Gelände des Klosterareals. Stift Stams ist das geistliche und
kulturelle Zentrum des Tiroler Oberland.
Graf Meinhard II. von Görz-Tirol zu Pferde
Das Zisterzienserstift Stams wurde 1273 durch den Grafen Meinhard II.
von Görz-Tirol als Begräbnisstätte für seine Familie gegründet.
Meinhard II. und seine Gemahlin Elisabeth von Bayern sind in der
Stiftskirche begraben. Ein weiterer Anlass für die Gründung des
Klosters war nach manchen Quellen der Tod des letzten Staufers
Konradin, welcher 1268 in Neapel enthauptet wurde. Die Mutter
Konradins, Elisabeth von Bayern, war in erster Ehe mit dem Stauferkönig
Konrad IV, verheiratet. Die ersten Mönche kamen aus dem bayerischen
Kloster Kaisheim bei Donauwörth. Zwischen 1650 und 1750 setzte unter
Abt Edmund Zoz eine rege Bautätigkeit in Stams ein. In dieser Zeit
entstanden die beiden markanten Zwiebeltürme. Die ehemals romanische
Stiftskirche wurde im barocken Stil umgebaut.
Im Laufe seiner Geschichte erlitt das Kloster zwei Aufhebungen. Die
erste fand in der napoleonischen Zeit in den Jahren 1807 bis 1816 unter
der Bayernherrschaft statt. Die zweite erfolgte 1939 bis 1945 durch die
Nationalsozialisten. In dieser Zeit diente das Kloster der
Unterbringung von Umsiedlern, die Kirche war ein Magazin. Im nördlichen
Teil des Gebäudes mit den charakteristischen Türmen ist die Kirchliche
Pädagogische Hochschule der Diözese Innsbruck untergebracht. Im
südlichen Teil befinden sich die Räume für Ausstellungen und
Konferenzen sowie die Prälatur. Zwischen beiden Gebäuden befindet sich
herausgehoben der Bernardisaal, welcher mit barocken Darstellungen des
Ordenspatrons der Zisterzienser - Bernhard von Clairvaux - ausgemalt
ist. In den östlichen Gebäuden befinden sich die Räume der Patres sowie
die stiftseigene Bäckerei und die Schnapsbrennerei.
Das Stiftsgymnasium Meinhardinum ist im ehemaligen Kornspeicher
nördlich des Klosters untergebracht. Es werden etwa 600 Schüler von
sechzig Lehrpersonen unterrichtet. Das Stift Stams ist auch am
international bekannten Schigymnasium Stams beteiligt. Das
Kulturgasthaus „Prälatenkeller" in der Orangerie wurde 2010 eröffnet.
In dem Gebäude befindet sich auch der Klosterladen. Neben hauseigenen
Produkten werden auch Literatur, Devotionalien und Souvenirs angeboten.
Jeden Montag, Mittwoch und Freitag gibt es frisches Brot aus dem
Steinofen von Bruder Franz. Wenn Sie für eine kurze Zeit die
klösterliche Atmosphäre kennen lernen möchten, können Sie sich mit der
Klosterleitung in Verbindung setzen. Da die Gästezimmer direkt im
Klausurbereich sind, können zurzeit allerdings nur Männer aufgenommen
werden.
Die Heilig-Blut-Kapelle wurde 1716 aus einem älteren Bau in die heutige
Form gebracht. Den Hochaltar schuf der Hoftischler Sigmund Zeller, die
Altarstatuen stammen von Andreas Kölle, die Wandgemälde stammen von
Josef Schöpf.
Heilig-Blut-Kapelle
Heilig-Blut-Kapelle
Heilig-Blut-Kapelle
Chronik Stifts Stams
1273 Gründung des Klosters
1348 Die Reichskleinodien des Hl. Römischen Reiches kommen nach Stams
1525 Plünderung des Klosters während der Bauernkriege
1555 Plünderung des Klosters durch Moritz von Sachsen
1593 Großer Brand
1607 Einwölbung der Stiftskirche
1609 Bau des Hochaltares durch Bartholomäus Steinle
1692 Grundsteinlegung für den Westtrakt mit den Türmen
1730 Johann Georg Wolcker malt die Fresken in der Stiftskirche
1807-16 Aufhebung des Klosters
1852 Grundentlastung der Bauern
1939-45 Zweite Aufhebung des Klosters
1949 Eröffnung der Maturaschule
1984 Erhebung der Stiftskirche zur Basilika
2003 Abtwahl von Abt German
Die heutige Pfarrkirche zum Hl. Johannes dem Täufer (18. Jh.)
Der heutige im Kern noch gotische Kirchenbau ist von zweistufigen
Strebepfeilern umgeben. Neben der Seitentüre sieht man unter einem
Bogenein altes leider durch Unachtsamkeit teilweise zerstörtes,
verwittertes Grabmal aus grauem Sandstein, das ursprünglich die
Grabplatte des ersten Abtes, Heinrich von Honstätten (+ um 1279),
gewesen sein soll. 1755 wurden die Fenster verändert und die barocke
Außenbemalung angebracht. Der mächtige gotische Turm hat spätgotische
Schallfenster. Der Maler Joseph Bernhard Strebele, ein gebürtiger
Stamser, malte 1745 das Ziffernblatt der Turmuhr. Das barocke hölzerne
achteckige Turmgeschoß schließt über den gesprengten Giebeln mit
Zwiebelhelm und Laterne ab und stammt erst aus dem 19. Jahrhundert. Abt
Jakob Mülbeck (+1742) ließ neue Glocken für die Pfarrkirche anfertigen.
1886 befanden sich sieben Glocken im Turm, die älteste
(“Bruderschaftsglocke”) stammte aus dem Jahre 1637. Heute hängen im
Turm acht Glocken, die größte wiegt 3000 kg. Sie wurden nach dem
Zweiten Weltkrieg in der Glockengießerei Graßmayr, Innsbruck, gegossen
und 1955 von Abt Eugen Fiderer (+1973) geweiht.
Im Osten der Kirche ist die zweigeschossige Sakristei angebaut, über
dem Haupteingang im Westen steht ein barockes Vordach auf toskanischen
Säulen. Ursprünglich hatte die Kirche nur an der Nordseite des
Langhauses zwei Eingänge. Zur heute noch vorhandenen Seitentüre führte
eine Treppe, auf die man bei der Anlage von Gräbern vor einigen Jahren
stieß. Dies ist ein Hinweis darauf, daß die Kirche ursprünglich auf
einer nach Norden stärker abfallenden Geländekante stand,
Aufschüttungen für die Neubauten und schließlich die Anlage des
Friedhofes führten zum heutigen Hangprofil. Über diesen Eingang konnte
man auf kürzestem Weg das Kloster erreichen, vermutlich führte eine
überdeckte Holzbrücke direkt ins Stift. Außen an der Nordseite sind
Kreuzwegstationen aufgemalt (1798), an der Stirnseite der halbrunden
Apsis befindet sich ein Fresko des Kirchenpatrones.
1754 bis 1759 ließ Abt Rogerius Sailer die Kirche umgestalten, die
dadurch fast zur Gänze ihre gotische Gestalt einbüßte. In typisch
Tiroler Manier entfernte man die Rippen und verschliff die harten
Übergänge des gotischen Baukörpers durch Stuck und Fresken. Den
halbrunden Chor überwölbt nun eine Flachkuppel, die zwischen vier
Stichkappen und dem Triumphbogen liegt. Eine Stichkappentonne
umschließt die fünf Joche des Langhauses. In monochromen Tönen (gelb,
ocker, hellgrün und rosa) gehaltene Gewölbezwickel mit figuralen
Kompositionen und Stichkappen mit Ornamentfüllungen begleiten
abwechselnd die Malereien, die in drei verschieden geformten Medaillons
Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers darstellen.
Die Altäre von Johann Reindl (1755)
Schmuckstücke der Kirche sind die drei Altäre des gebürtigen Stamsers
Johann Reindl (+1792), dessen. Werke als Beginn und gleichzeitig als
Höhepunkt des Rokoko im Tiroler Oberland gelten. Johann Reindl wurde
laut Taufbuch der Pfarre Stams am 14. Oktober 1714 getauft. Seine
Familie war schon seit Jahrhunderten im Stamser Raum seßhaft, als
Wohnorte scheinen Rietz, Mötz und die Weiler Windfang und Thannrain
auf. Er starb 78jährig am 22. März 1792 in Stams. Sein Lehrherr war
wahrscheinlich Augustin Strigl, “Pildhauer zue Thann’”, ebenfalls ein
Stamser, dessen Familie sich bis in das beginnende 17. Jahrhundert in
Stams bzw. Thannrain zurückverfolgen läßt. Einige Zeit verbrachte
Reindl auch in Wien, wo die Kenntnis und Auseinandersetzung mit Werken
Georg Raphael Donners eine nachhaltige Wirkung auf ihn hatte. Zu seinen
bedeutendsten Werken zählen der Johannes Nepomuk-Altar (1745/46) in der
Vorhalle und die Altäre in den vordersten Seitenkapellen (Hl. Kreuz,
Johannes d. T., 1762/63) der Stiftskirche, der Hochaltar auf der
Stamser Alm (1748/49), der Hochaltar in der Pfarrkirche zum hl.
Valentin in Rietz (1769) und die Altarausstattung in seiner
Heimatkirche Stams, an der er von 1756 bis 1759 gearbeitet hatte und
die zusammen mit seinen übrigen Arbeiten in Stams mit zum Besten zählt,
was im Rokoko in Tirol gefertigt wurde. Die Kosten trug damals neben
einem privaten Spender die St. Johannes-Bruderschaft und - zum Großteil
die Abtei.
Die beiden Seitenaltäre, die sich elegant an die Wand schmiegen, sind
von höchster Qualität, betreffend die Schnitzarbeiten und die
Gesamtproportionierung. Der linke, dem hl. Bernhard geweihte Altar
birgt ein Gemälde mit der “Lactatio Bernardi” (der hl. Bernhard
empfängt einen Milchstrahl aus der Brust Mariens). Das Altarbild zeigt
die beiden Figuren in Diagonalkomposition: Bernhard kniet verzückt auf
den Stufen eines Altares, im Arm hält er das Kreuz Christi mit den
Leidenswerkzeugen (Symbol für seine Meditationen über die Passion
Christi). Maria thront auf einer Wolke und hält den Jesusknaben in
ihren Armen. In der rechten unteren Bildhälfte erkennt man zwei Engel,
von denen der eine Honig nascht. Der Bienenkorb und die umherfliegenden
Bienen sind ein Sinnbild für die Predigtfähigkeit des hl. Bernhard
(“doctor melifluus”) und die schnelle Ausbreitung des
Zisterzienserordens zu seinen Lebzeiten. Die Statuen der Apostelfürsten
Petrus und Paulus flankieren, stehend auf hohen Sockeln, das von
Verrußungen und Übermalungen gereinigte mit “Franz ant(on) Zeiller,
inv.” signierte Bild. Seit der letzten Restaurierung ist die
beeindruckende Physiognomie des hl. Petrus wieder erkennbar. Im
Altaraufsatz umgeben Engel, die verschiedene Leidenswerkzeuge tragen,
das Herz Jesu in einem Wolken- und Strahlenkranz.
Der Kreuzaltar auf der rechten Seite
trägt ein großes hölzernes Kruzifix (Bartholomäus Steinle, 1610), das
ursprünglich vom Dreifaltigkeitsaltar der Stiftskirche (heute in der
Kapelle des Weilers See, Mieming), stammt. Auf der Rückwandsind die
verfinsterte Sonne und die Mauern der Stadt Jerusalem abgebildet. Die
Statuen der Gottesmutter und des hl. Johannes d. Ev. flankieren den
Gekreuzigten. Wirft man einen Blick auf die Johannesstatue am
Hochaltar, so erkennt man, daß Johannes mit seinem Finger auf das Kreuz
am rechten Seitenaltar hinweist. Im Altargiebel ist das “Schweißtuch
der Veronika” in einem Strahlenkranz, umgeben von einer Schar Engel,
angebracht. Die Altäre wurden 1858 neu gefaßt und 1904 vom akad. Maler
und Bildhauer Josef Dichtl, Klosterbruder im Stift Stams, übermalt. Bei
der Innenrestaurierung der Pfarrkirche 1993/1994 befreite man sie von
den späteren Überarbeitungen, und seither erstrahlen sie wieder in
ihrem neuen - alten Glanz von 1755.
Hochaltar von Johann Reindl (1759) mit der gotischen Gnadenstatue (15. Jh.)
Die Deckengemälde von F.A. Zeiller (1755)
Franz AntonZeiller (+1794) aus Reutte vollendete 1755 die
Deckengemälde, die nach seinem Italienaufenthalt zwischen 1742 und 1749
und seinen Tätigkeiten in Füssen (1751) und Sachsenried (1753) die
ersten in der Heimat geschaffenen Fresken sind und getrost als sein
Hauptwerk bezeichnet werden können. Sie spiegeln die Kenntnisse
venezianischer Rokokomalerei wider und sind geprägt von seinen
Erfahrungen italienischer Barockmalerei. Die Szenen des Johanneslebens
sind mit Architektur und Landschaftshintergründen belebt und werden so
zu einer leuchtenden Illusion: Über dem Presbyterium erblickt man die
Darstellung der “Verklärung Christi” (Lk 9, 28-36): Das Fresko ist in
einen “irdischen” und einen “himmlischen” Bereich geteilt. Auf der Erde
erkennt man die Apostel, Petrus, Johannes (sitzend mit Buch) und am
Boden kauernd Jakobus. Christus im helleuchtenden weißen Kleid ist von
einem mandorlaähnlichen Strahlenkranz umgeben und wird von den auf
einer Wolkenbank sitzenden Moses und Elias flankiert.
Im Langhaus finden wir Geburt (Lk 1, 57-80), Predigt (Mt 3, 7-10; Lk 3,
1-20; Joh 1, 29-34), und über der hölzernen, leicht vorschwingenden
Chorempore, die Enthauptung des hl. Johannes (Mt14, 3-12). ; Die
dominierende Figur des Freskos der Geburt des hl. Johannesist der hl.
Zacharias, der eine Schreibtafel trägt, auf die er soeben den Satz,
“Joannes est nomen ejus’” (Lk 1,63: “Johannes ist sein Name”)
geschrieben hat. Im Mittelpunkt befindet sich der neugeborene Johannes
mit drei Ammen, die ein Bad vorbereiten, seine Insignien, der Kreuzstab
und das Lamm sind auch erkennbar. Als Nebenszenen finden wir Elisabeth
im Wochenbett, sowie eine Amme, die eine Windel zum Vorwärmen über
einen Dampfkessel hält. Die kleinköpfigen Figuren mit ihren zarten
zerbrechlichen Händen und sanften Gesten sind in rosafarbenes
Abendlicht getaucht, das die oft schematischen Körperbildungen erst zum
Leben erweckt.
Vor allem das von einem geschwungenen Stuckrahmen umgebene Hauptfresko
der “Predigt des Johannes” ist einer eingehenderen Betrachtung wert:
Das Geschehen ist eingebettet in eine fiktive Landschaft mit starker
Tiefenwirkung. Die Figurengruppen sind entlang der Mittelachse um einen
plätschernden Bach gruppiert. Johannes weist, stehend unter einer
Palme, auf Jesus hin, “Seht das Lamm Gottes”, der auf einem
“Zickzack-Weg” durch eine Tiroler Landschaft - im Hintergrund der
Tschirgant - wandert, um sich von Johannes taufen zu lassen. Einmalig
ist die Darstellung der Zuhörer in ihren bewegten Mienen und Gebärden.
Am linken mittleren Bildrand ragt der plastische Fuß eines alten Mannes
aus dem Bild. (Dieser Gestalt stand wohl Michelangelos “Moses” Pate.)
Eine Eigenart, die man auch im Stuck findet - der plastische geht in
den gemalten über. Oberhalb des Geschehens wird auf einer Wolke die
Weltkugel von. Engeln getragen, in der man Adam und Eva erkennt. Auf
der Weltkugel steht im lichten Strahlenkranz das Lamm, das mit seinem
Blutstrahl die Sünde Adams tilgt: “Seht das Lamm Gottes, das die Sünden
der Welt hinwegnimmt” (Joh 1,29b) und dessen Lichtstrahl auf Jesus
fällt, “Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden
habe.” (Mt 3,17) Die Engelscharen tragen Musikinstrumente in ihren
Händen, bzw. Notenblätter der zwei großen neutestamentlichen
Lobgesänge, die eng mit der Person des Täufers verbunden sind, dem
“Magnificat” (Lk 1,46b-55) (links) und dem “Benedictus” (Lk 1,68-79)
(rechts), sowie eine Taufmuschel und ein Taufbecken. Die Farbgebung des
Deckengemäldes zeigt Feinheiten von zarter Harmonie, die die Szene in
eine Abendstimmung versetzt. Der untere Bildrand trägt die Inschrift:
“Franz antoni Zeiller, invenit et Pinx. anno 1755.”
Langhausfresko von F. A. Zeiller: Predigt Johannes des Täufers (1755).
In der 1858 veränderten Hochaltarnische
der Pfarrkirche Stams steht die alte, aus der ersten Hälfte des 15.
Jahrhunderts stammende, Gnadenstatue (Sandstein) des Kirchenpatrones,
Johannes des Täufers, deren Zeigefinger der rechten Hand aus Holz ist
und früher eine Reliquie dieses Heiligen eingeschlossen hatte. Abt
Rudolph, der - dritte Abt von Stams (+ 1294), schreibt in der Vorrede
seines “liber miraculorum’”, dem “Stamser Wunderbuch”, daß gemäß einer
Tradition der Alten, der Zeigefinger, mit dem Johannes auf Christus
hingewiesen habe, in Stams sei. Diese Johannesreliquie ist nicht mehr
erhalten. Den Kirchenpatron umgeben Engel, die eine Palme (Hinweis auf
das Martyrium), den Stab mit der Schriftrolle, “Ecce Agnus Dei” (“Seht
das Lamm Gottes”), sowie die Tafel mit dem Schriftzug tragen: “Johannes
ist sein Name. Lk. 1,63 Wunder sind seine Werke Tab. circ. alt.” (Dies
ist die Abkürzung für: “Tabulae circum altare”, “Sieh' die Tafeln rings
um den Altar”, ein Hinweis auf die “Mirakeltafeln”, die links und
rechts des Hochaltares hingen und von hier geschehenen Wundern
berichteten.) Flankiert wird der Pfarrpatron, zu dessen Füßen ein Lamm
steht, von seinen Eltern, links Zacharias mit sehr jugendlichen
ausdrucksstarken Gesichtszügen in priesterlicher Tracht mit Rauchfaß
und rechts Elisabeth.
Im Altaraufsatz, oberhalb der Hochaltarnische, ist noch ein Bild
Gottvaters angebracht (F. A. Zeiller), das vor allem. durch seine
schönen Farben und das Fingerspiel der rechten Hand besticht. In der
Sockelzone der Mensa legte man 1994 aufgesetzte Rokokokartuschen frei,
links erkennt man das Wappen der Zisterzienser, rechts das des Abtes
Rogerius Sailer; der eine Mitra tragende Engelskopf hat die
Gesichtszüge dieses Abtes. Der Gesamtaufbau des Altares ist durch die
Pilaster- und Säulenordnung sowie durch die hohe Tabernakelzone
geprägt. Seine Marmorierung findet sich auch auf der Decke, die
Holzornamente im Stuck wieder. Wahrscheinlich zeichnet F. A. Zeiller
auch für die Fassung der Altäre verantwortlich. Durch diese Abstimmung
bietet die Stamser Pfarrkirche ein einheitliches, harmonisches Ganzes
von höchstem Rang.
Die Kanzel von Johann Reindl
(1759) gilt wohl zurecht als die schönste Rokoko-Kanzel Tirols. Am
Kanzelkorb sieht man die vier Evangelisten mit ihren Symbolen und an
der Stirnfront den hl. Bernhard mit den Leidenswerkzeugen, die Putten
zu deren Füßen wurden leider teilweise gestohlen. Am Schalldeckel steht
die Figur des Kirchenpatrons. In zwei barocken Glaskästen befinden sich
die “Nazarener-Figuren” von Josef Miller aus Pettneu (+1882): die
“Unbefleckte Empfängnis”, der Schutzengel und an der Seite vor dem
Kreuzaltar in einem Nazarener Glasschrein die Figur der Mutter Anna mit
Maria.
Die Zisterziensergründungen
Abt Robert leitet seit 1075 das benediktinische Kloster Molesme und
gründet 1098 das „Neu-Kloster" in Citeaux. Nach den Äbten Alberich und
Stefan Harding gelingt es Abt Bernhard, ein neues Kloster in Clairvaux
und infolge 69 weitere Klöster zu gründen. Die „Carta Caritatis" als
Verfassungsdokument regelt die Beziehungen der Zisterzienserklöster
untereinander. Das Mutterkloster war Citeaux, hier fand das jährliche
Generalkapitel mit allen Äbten, nach der Gründung der
Zisterzienserinnenklöster auch mit den Äbtissinnen statt.
Die vier Primarabteien waren La Ferté, Pontigny, Morimond und
Clairvaux. Von Morimond aus wurde das Kloster Bellevaux, von diesem
Lützel im Elsass und von diesem das Zisterzienserkloster Kaisheim
gegründet. Graf Meinhard II. von Tirol-Görz und Elisabeth von
Wittelsbach stiften 1273 das Kloster in Stams als künftige
Begräbnisstätte. Abt Heinrich von Honstetten bezieht mit 12 Mönchen und
5 Laienbrüdern aus Kaisheim am 12. März 1273 das in Holz gebaute
Kloster Stams. Elf Jahre später wird am 5. November 1284 die
Klosterkirche eingeweiht. Stams gehört einst zur österreichischen
Kongregation, seit 1888 jedoch zur Mehrerauer Kongregation, die 18
selbständige Klöster und 3 Priorate in Deutschland, Italien/Südtirol,
Kroatien, Slowenien, Österreich, in der Schweiz und den USA vereint.
Die Gründung des Zisterzienserklosters Stams
Nach Gebietserwerbungen durch Graf Meinhard II. von Tirol-Görz im
Nordtiroler Oberland und speziell um Stams ersucht er 1271 das
Generalkapitel der Zisterzienser im Kloster Citeaux, die Gründung eines
neuen Klosters als Grablege für sich und seine Nachkommen zu
genehmigen. In Stams besteht bereits eine blühende Wallfahrt zum hl.
Johannes dem Täufer. Abt Heinrich von Honstetten kommt mit 12 Mönchen
und 5 Laienbrüdern am 12. März 1273 aus dem Mutterkloster Kaisheim nach
Stams. 1273 stirbt Elisabeth von Wittelsbach. Sie wird vorerst in der
Pfarrkirche, dann als erste der Familie in der 1284 geweihten
Klosterkirche beigesetzt. Die am 12. März 1275 ausgestellte
Stiftungsurkunde nennt Elisabeth nicht, obwohl sie maßgeblich die
Vorbereitungen zur Gründung betrieben hat. 1278 bestätigt Papst
Nikolaus III. die neue Ordensniederlassung.
Zwei historisierende Porträts von Meinhard II. und Elisabeth und eine
Darstellung der Urkundenunterzeichnung mit Elisabeth beleuchten die
„Gründungsphase". 1287 erwirbt Meinhard II. das Kirchenpatronat in St.
Peter in Gratsch und übergibt es dem Kloster Stams. Das Priorat
Untermais entsteht erst 1934 unter Abt Stephan Mariacher. Einen
historischen Beleg der Hofmark liegt in einem Aquarell vor, das die
Grundherrschaft von Stams um 1600 zeigt: in der Mitte Stams, Thannrain
am linken, Staudach am rechten Bildrand. Die Darstellung entsteht unter
Abt Gemelich. Die Siegel zeigen sein Wappen. Besitzungen des Stiftes in
der Gegend um Mais und um das Schloss Tirol dokumentieren drei große
Tafelbilder aus der Zeit von Abt Roger Sailer. Das Huldigungsbild von
1754 zeigt sein Porträt und die barocke Stiftsanlage. In seiner
Amtszeit entsteht die Kapelle auf der Stamser Alm. Vom dortigen Altar
stammen die Statuen der Hll. Joachim und Anna, die der Stamser
Bildhauer Johann Reindl um 1748/49 aus Holz schnitzt.
Abweichend werden Zisterzienser auch nach dem hl. Bernhard von
Clairvaux Bernhardiner bzw. Bernhardinerinnen genannt. In Frankreich
ist die Bezeichnung Bernardins geläufiger. Bernhard von Clairvaux
(latinisiert Bernardus Claraevallensis; * um 1090 auf Burg
Fontaine-lès-Dijon bei Dijon; † 20. August 1153 in Clairvaux bei
Troyes), latinisiert Sanctus Bernardus, war ein mittelalterlicher Abt,
Kreuzzugsprediger, Kirchenlehrer und frühscholastischer Mystiker. Er
gilt als einer der bedeutendsten Mönche des Zisterzienserordens, für
dessen Ausbreitung über ganz Europa er verantwortlich war, und der
römisch-katholischen Kirche als heilig.
Die Ausstattung von Kirche und Kloster
Im Laufe der Zeit verändert sich das Bild der Kirchenausstattung.
Gotische Bildwerke werden im Barock „entsorgt", im Sinn der neuen Zeit
durch „moderne" Gemälde, Statuen und Dekorationen ersetzt. Wertvolles
Kunstgut hat sich zum Glück im Stift erhalten. Kleinskulpturen dienen
den Malern und Bildhauern als Modelle, den Mönchen in ihren Zellen zur
Andacht und Meditation. Die Statue der hl. Maria mit Jesus vermittelt
gotische Lieblichkeit. Die Hll. Benedikt und Scholastika sind in ihrer
strengen Haltung Werke des Bildschnitzers Adam Payr aus Prutz um 1660.
Ein hervorragendes Beispiel des Hochbarock liegt in der Figurengruppe
der hl. Maria mit Jesus und Johannes vor. Andreas Thamasch aus See im
Paznaun fertigt sie um 1680 für die Johannesbruderschaft in Stams an.
Die Figurengruppe wurde bei Prozessionen mitgetragen.
Die Geburtsstunde des Stiftes Stams schlägt im Jahr 1273: Graf Meinhard
Il. von Görz-Tirol (1235-1295) und seine Gemahlin Elisabeth (1227-1273)
stiften ein Kloster — einerseits als Begräbnisstätte der Grafen von
Görz-Tirol, andererseits als Gedächtnis an den Staufer Konradin
(1252-1268), den in Neapel enthaupteten Sohn Elisabeths aus erster Ehe.
Am 12. März 1273 hält der Gründungskonvent aus dem Mutterkloster
Kaisheim/Bayern Einzug in das erste hölzerne Kloster. Graf Meinhard Il.
stattet es reichlichst mit Privilegien und Schenkungen aus, noch im
Gründungsjahr wird mit dem Bau des steinernen Klosters samt
Stiftskirche begonnen. Die feierliche Einweihung findet 1284 statt.
Rasch wird Stams zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Zentrum der
Region, der Streubesitz des Klosters dehnt sich im Laufe der folgenden
zweieinhalb Jahrhunderte über fast ganz Nord- und Südtirol, das
südliche Schwaben und Bayern aus. Von 1347 bis 1350 beherbergte das
Kloster sogar die Reichskleinodien. Das 16. Jahrhundert lässt dunkle
Wolken aufziehen: 1525 erreichen die Bauernaufstände und damit
Plünderungen Stams, 1552 verwüstet Kurfürst Moritz von Sachsen in den
Wirren der Schmalkaldischen Kriege das Kloster abermals. Schließlich
legt ein Großfeuer 1593 fast alle Gebäude in Schutt und Asche. Mit
diesem Brand und dem Wiederaufbau setzt die Phase der barocken
Umgestaltungen, Erweiterungen und Neubauten ein. Zwischen 1650 und 1750
erreicht die Bautätigkeit ihren Höhepunkt, unter anderem werden die
beiden markanten „Zwiebeltürme” errichtet und die Stiftskirche von
romanischer Grundlage auf den barocken Baustil umgewandelt. Um 1780/85
steht Stams wirtschaftlich und kulturell an erster Stelle unter den
Stiften Tirols.
Nachdem Tirol 1806 unter königlich-bayerische Verwaltung fällt, wird
das Kloster schon im Jahr darauf aufgehoben. Mit erheblich reduziertem
Vermögen und Grundbesitz wird es jedoch bereits 1816 von Kaiser Franz
I. wiedererrichtet. Im Jahr 1939 erfolgt eine weitere Aufhebung durch
die nationalsozialistischen Machthaber, 1945 wird Stams von Mönchen aus
Sittich/Slowenien neu besiedelt, 1949 die erste Matura-Schule und
Anfang der 1960erJahre das Stiftsgymnasium eröffnet. Auch die Gründung
des Skigymnasiums Stams geht auf eine Initiative des Stiftes zurück.
International bekannte Skisportler haben hier ihre Ausbildung genossen.
Die Stiftskirche „Mariä Himmelfahrt“ mit Fürstengruft ist der
Mittelpunkt der gesamten Klosterarilage. Der Prachtbau beherbergt
einzigartige barocke Kunstschätze, darunter den Lebensbaum-Altar, das
Rosengitter, die Kanzel, Gewölbe- und Wandbilder, Mönchschor und die
historische Chororgel. Auf Wunsch und Voranmeldung werden die Orgeln
von Basilika und Heiligblutkapelle auch vorgeführt.
Einen Gegenpol zum Hauptaltar bildet das im Westen des Mittelschiffs in
den Boden eingelassene so genannte „Österreichische Grab“ des Tiroler
Künstlers Andreas Thamasch, das 1684 fertiggestellt wurde. Es ist eine
Gedenkstätte wichtiger in Stams begrabener Tiroler Landesfürsten und
ihrer Familienmitglieder mit lebensgroßen geschnitzten und vergoldeten
Figuren.
Österreichisches Grab (Nordseite) - Aufstellung an der Nordseite (von rechts nach links):
Meinhard II. (* um 1238; † 1295) – Graf von Görz-Tirol, Stifter von Stams
Elisabeth von Bayern (* um 1227; † 1273) – Stifterin von Stams,
Gemahlin Meinhards II., Witwe König Konrads IV., Tochter des Herzogs
Otto II. von Bayern
Friedrich IV. mit der leeren Tasche (* 1382; † 1439) – Landesfürst aus der älteren Tiroler Linie der Habsburger
Anna von Braunschweig (* 1390; † 1432) – 2. Gemahlin von
Friedrich IV. mit der leeren Tasche, Tochter des Herzogs Friedrich I.
von Braunschweig
Tatsächlich liegen die in der Stiftskirche Bestatteten nicht im
„Österreichischen Grab“, sondern vor dem Hochaltar, wo sich im Boden
links und rechts zwei Grabplatten befinden.
Österreichisches Grab (Südseite) - Aufstellung an der Südseite (von links nach rechts):
Heinrich II. (* um 1265; † 1335) – Sohn von Meinhard II.
Bianca Maria Sforza (* 1472; † 1510) – 2. Gemahlin von Kaiser
Maximilian I., Tochter des Herzogs Galeazzo Maria Sforza von Mailand
Sigismund der Münzreiche (* 1427; † 1496) – Sohn von Friedrich IV. mit der leeren Tasche
Eleonore von Schottland (* 1431; † 1480) – 1. Gemahlin von
Sigismund dem Münzreichen, Tochter des Königs Jakob I. von Schottland
Die Stiftskirche wurde 1284 geweiht. Sie war ursprünglich eine
romanische Basilika. Diese wurde 1729–1733 durch Georg Anton Gumpp im
Stil des Hochbarock umgebaut. Die Gewölbefresken im Langhaus zeigen
Szenen aus dem Marienleben und stammen vom Augsburger Maler Johann
Georg Wolcker. Der prächtige Stuck ist ein Werk von Franz Xaver
Feuchtmayr aus der Wessobrunner Schule. 1984 erhob Papst Johannes Paul
II. die Stiftskirche in den Rang einer Basilika minor.
Die Hauptorgel wurde im Jahr 2015 von Rieger Orgelbau erbaut mit 43
Registern im historischen Orgelgehäuse von Johann Evangelist Feyrstein.
Die Kanzel ist ein Werk von Andreas Kölle aus Fendels im Oberinntal.
Die barocke Chororgel stammt aus dem Jahr 1757, wurde von Andreas Jäger aus Füssen erbaut und hat 12 Register.
Chorgestühl seitlich zum Hochaltar
Das berühmteste sakrale Kunstwerk in der Stiftskirche ist der
frühbarocke Lebensbaum-Altar des Weilheimer Künstlers Bartholomäus
Steinle, erschaffen 1609 bis 1613. Der 15 Meter hohe Altar ist ein in
seiner Konzeption einzigartiges Meisterwerk von internationalem Rang.
In den filigranen Ranken des Lebensbaumes sind 84 geschnitzte und zum
größten Teil vergoldete Figuren gruppiert.
Den frühbarocken Hochaltar in Form eines Lebensbaumes mit 84 Skulpturen
schuf um 1610 der Weilheimer Bildschnitzer Bartlme Steinle.
Seitenaltar
Kreuzweg
Stiegenhaus
Die reiche hochbarocke Ausstattung des Bernardisaales begeistert Gäste
aus aller Welt — sowohl bei Klosterführungen als auch bei kulturellen
Veranstaltungen, die in diesem 17 m langen und 11 m breiten,
zweigeschoßigen Festsaal regelmäßig stattfinden. In den Fürstentrakt
(errichtet 1719-1724) führt eine frei vorkragende Treppenanlage mit
prachtvollen schmiedeeisernen Gittern, Balustraden und Toren.
Der Bernhardisaal im Westtrakt der Abtei wurde 1720 von Georg Anton
Gumpp eingebaut. Er dient als Festsaal und enthält an Decke und Wänden
zahlreiche Malereien, die 1722 von Franz Michael Hueber und seinem
Schüler Anton Zoller geschaffen wurden und Begebenheiten aus dem Leben
des hl. Bernhard von Clairvaux zeigen.
Der Alltag im Kloster
Die Regel des hl. Benedikt und des Reformers Bernhard von Clairvaux
sind Grundlagen für das Ordensleben und die täglichen Aufgaben:
Gemeinsame Zeiten des Gebets, der Liturgie und Seelsorge, der Arbeit in
der Landwirtschaft oder der Bäckerei. Zur Organisation der
Gottesdienste und des Wochenalltags lässt Abt Vigil Kranicher (Amtszeit
1766-1786) eine Stecktafel mit den Verpflichtungen für den Konvent
fertigen. Mit eingebunden ist auch der „Dienstplan" für die
Stiftspfarreien. Einen kleinen Einblick in die Esskultur vergangener
Zeiten vermitteln Küchenutensilien, Gläser und Bestecke. Das Spielbrett
(Schach, Mühle, etc.) und die Schnupftabakdosen belegen, dass auch die
Geselligkeit im Kloster nicht zu kurz kommt. Die Zellen der Mönche und
die Repräsentationsräume werden mit sakralen und profanen Gemälden
ausgestattet. Topografische Ansichten, Heiligenbilder, Allegorien und
Stillleben zählen zu beliebten Motiven der Konvent-Mitglieder.
Das Museum der Zisterzienserabtei Stift Stams
Das Bundesland Tirol und die Autonome Provinz Bozen-Südtirol
veranstalten 1995 die erste gemeinsame Tiroler Landesausstellung zum
Thema „Eines Fürsten Traum. Meinhard II. - Das Werden Tirols" auf
Schloss Tirol bei Meran und in der Zisterzienserabtei Stift Stams. Die
Räume im ersten Obergeschoß der Prälatur werden museal adaptiert, der
Neue Kreuzgang durch Architekt Richard Gratl neu errichtet. Der Kustos
der Kunstsammlung P. Norbert Schnellhammer präsentiert in den folgenden
Jahren Ausstellungen zur Kunst von der Gotik und Renaissance bis zur
Gegenwart (im Neuen Kreuzgang): 1996 „Ad gloriam Dei", 1999 und 2008
„Holzschnitte und Kupferstiche von Albrecht Dürer" aus der
stiftseigenen Kunstsammlung und 2004 „Gold und Silber - Sakrale
Kostbarkeiten aus Tirol. Stiftungen und Stiftsbesitz". Stams wird
dadurch ein Ort für überregional bedeutende Ausstellungen.
Aus dem Nachlass des Tiroler Spätbarockmalers Josef Schöpf werden
Zeichnungen und Ölgemälde präsentiert, entliehen und in Katalogen
dokumentiert, so etwa für die Ausstellung „Von der Aktzeichnung zum
Fresko. Josef Schöpfs Deckenbilder für die Klosterkirche Asbach und ihr
Entwurfsprozess" (2008). 2017 wird das „Museum Stift Stams" eröffnet.
Fr. Martin Anderl OCist führt dazu Objekte aus den stiftseigenen
Sammlungen zusammen. Damit beleuchtet er für die Geschichte des Stiftes
wichtige Positionen. 2023 werden zwei für Stams wesentliche Bereiche
hinzugefügt: Die Zeit des „zweiten Stifters von Stams" Erzherzog
Maximilians III. und Werke aus dem Nachlass des Tiroler
Spätbarockmalers Josef Schöpf.
Der „zweite" Stifter von Stams: Erzherzog Maximilian III.
Nach den Plünderungen im Schmalkaldischen Krieg und dem Brand von 1598
beginnt unter Erzherzog Maximilian III., 1602 Gubernator von Tirol und
von 1612-1618 selbständiger Landesfürst, eine neue Blütezeit in Stams.
Er lässt den „Fürstentrakt" (heute Prälatur) dreigeschossig aufführen,
darin für sich eine Stube und einen getäfelten Saal einbauen. Viele
Wohltaten lässt er dem Stift zukommen: das Kreuzreliquiar in der
Stiftskirche und weitere Kunstwerke und liturgische Geräte. Ebenso
fördert er finanziell den Theologieunterricht und Anschaffungen für die
Klosterbibliothek. Der frühbarocke Hochaltar von Bartime Steinle im
Chor der Stiftskirche trägt das Wappen Maximilians. Der von ihm
geförderte Maler Paul Honegger liefert 1636 das Altarbild mit den Hll.
Sebastian, Rochus und Antonius dem Einsiedler. Es zeigt auch die
Klosteranlage mit Konvent und Abt Paul Gay.
Das Porträt Maximilians III. in repräsentativer Rüstung ist vielleicht von seinem Hofmaler Martin Mittnacht gemalt.
Der Abtstab mit Elfenbeineinlagen von Abt Melchior Jäger ist 1603
datiert. Das Monogramm G. M. ist noch nicht entschlüsselt: Vielleicht
nennt es den Künstler oder den Stifter „Maximilian Gubernator"? In der
Gegenreformation erfahren Überreste von Heiligen und Märtyrern als
Reliquien eine verstärkte kultische Verehrung. Die Reliquie des hl.
Märtyrers Urbicus kommt 1688 aus Rom nach Stams. Urbicus ist von 146
bis 160 n. Chr. römischer Stadtpräfekt.
* * *
Der Hl. Bernhard von Clairvaux erhält das Zingulum
Öl/Leinwand; unbekannt, 18. Jh
Der Hl. Bernhard kniet vor Maria und dem Jesuskind und erhält aus deren
Händen das Zingulum, welches er andächtig küsst. Vor ihm liegen sein
Abtstab und die Mitra. Zwei Engel im Hintergrund beobachten die Szene.
Das erste Museum im Stift?
Die ursprüngliche Prälatur zwischen Doppelturmanlage und Bernardisaal
und der große Bibliothekssaal tragen Rokoko-Dekormalereien. Abt Vigil
Kranicher lässt um 1770 diese Räume durch Josef Anton Puellacher und
Josef Schöpf aus Telfs ausgestalten und mit seinem Wappen versehen. Der
kunstsinnige Abt Stephan Mariacher (Amtszeit von 1895 bis 1937) stattet
die Räume der Prälatur - museumsartig - mit Mobiliar aus. Wertvolle
Möbel der Barockzeit mit Einlegearbeiten haben sich erhalten: Kommoden,
Schreibsekretäre, Konsoltische, Sofas, Stühle und Uhren. Die Aufhebung
des Klosters durch die Nationalsozialisten 1939 hat eine
Inventarisierung und fotografische Dokumentation zur Folge. Die Fotos
haben sich im Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Tirol, erhalten
und belegen die repräsentative Ausstattung der Räume der Prälatur.
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Vasculum (Gefäß für Heilige Öle), Ein Paar
Silber, vergoldet, ziseliert, gegossen; unbekannt, Ende 16. Jh.
Monstranz
Silber, vergoldet; Anton Kuprian (1665-1736), Innsbruck 1727
Messgarnitur
Silber, vergoldet; Georg Ignatius Baur (gest. 1790), Augsburg 1769/1771
Andachtsbilder der Gotik
Die Tradition der Ausstattung der Stamser Klosterkirche und der Altäre
mit gotischen Tafelbildern oder Skulpturen ist in wenigen, dafür aber
bemerkenswerten Beispielen erhalten. Umgeben von kleinen Tafelbildern
ragen zwei Altartafeln hervor. Das ehemalige Hochaltartafelbild mit der
Krönung Mariens ist in der Klostertradition ein Werk des Stamser Abtes
Heinrich Grussit. Er wird als ein „geschickter Maler und Bildhauer"
beschrieben. Vielmehr aber dürfte der Maler Konrad von Tiergarten aus
Meran der Schöpfer des Altarbildes und der darauf dargestellte Stifter
Abt Johannes I. Blätterle (1399-1420) sein. Den Thron umgeben Engel mit
Musikinstrumenten und die Gemeinschaft der Heiligen. Das zweite
großformatige Bildwerk ist das sogenannte „Defensorium Beatae Virginis
Mariae" aus dem Jahre 1426, eine Stiftung der Familie Heuperger aus
Hall in Tirol. Mittelpunkt der Darstellungen ist die Verteidigung der
Jungfräulichkeit Mariens anhand von symbolischen Szenen aus dem Alten
Testament und aus theologischen Schriften von Augustinus und Thomas von
Aquin. Beide Werke sind für die Spiritualität des hl. Bernhard von
Clairvaux in der Verehrung der Gottesmutter Maria charakteristisch.
* * *
Flügelaltar: Defensorium Mariae
Tempera/Holz; unbekannt, 1427
Diese Altartafel ist die älteste und umfassendste Darstellung des
theologischen Traktates Defensorium inviolatae perpetuaeque
virginitatis castissimae genetricis Mariae des Wiener Dominikaners
Franz von Retz (um 1343-1427), der die Jungfräulichkeit Mariens
verteidigt. Dazu werden Beispiele und Zitate aus dem Alten (Ex, Num,
Ps, Ez) und Neuen Testament (Lk, Joh), aus der Lehrtradition der Kirche
(Athanasius, Thomas von Aquin, Augustinus) und von katholischen
Schriftstellern gesammelt (Albertus Magnus, Isidor von Sevilla, Thomas
von Cantimpré, Bartholomaeus Anglicus, Augustinus). Durch diese Fülle
an „natürlichen" Beispielen - eine Art Kumulativargment - soll das
übernatürliche Phänomen der Jungfrauengeburt als nicht unwahrscheinlich
herausgestellt werden.
Diese Weise, Theologie aufgrund von Analogieschlüssen zu betreiben,
hielt sich durch das 15. Jh und verschwindet mit dem Beginn des 16. Jh.
Weitere Darstellungen finden sich u.a. im Kreuzgang des Brixener Domes
oder auf der Ottobeurer Marientafel (Alte Pinakothek München). Das
Defensorium stand bis zur barocken Umgestaltung der Stiftskirche auf
dem Martinsaltar und wurde von P. Kassian Primisser im 18. Jh als
tabula hieroglyphica bezeichnet.
Flügelaltar: Krönung Mariens
Öltempera/Holz; Zuschreibung an Konrad im Tiergarten (tätig von 1379-1406), um 1390
Der deutlich italienisch beeinflusste Altar zeigt die Krönung Mariens
durch Christus. Von besonderem musikwissenschaftlichen Interesse sind
die vielen detailgenauen Darstellungen von Musikinstrumenten aus der
Entstehungszeit des Altares, die die verschiedenen Engelschöre spielen.
Darunter finden sich Streich-, Blas- und Zupfinstrumente sowie die
Darstellung einer kleinen Orgel. Im Vordergrund finden sich links und
rechts mehrere Heilige, denen in Stams besondere Verehrung zuteil
wurde: Agnes und Barbara, die beiden Diakone Stephanus und Laurentius,
Benedikt von Nursia und Bernhard von Clairvaux, Johannes der Täufer und
Johannes der Evangelist usw. Am unteren Bildrand kniet als Stifter der
Stamser Abt Heinrich Grussit (reg. 1369- 1387), der laut verloren
gegangener Inschrift auf der Rückseite diesen Altar zwischen 1386-1388
geschaffen hat, weshalb der Altar auch als „Grussittafel" bezeichnet
wird. Zumindest an der Stiftung Grussits dürfte jüngeren Forschungen
zufolge festzuhalten sein.
Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei diesem Altar um den ehemaligen
Hochaltar der Stiftskirche, der 1609-1613 durch den Neubau Steinles
ersetzt worden war. Dafür spricht neben der großzügigen Anlage - die
Seitenflügel sind leider verloren gegangen - auch der inhaltliche
Konnex, bei dem wesentliche Elemente der Grussittafel im von Steinle
erbauten Altar aufgegriffen und weiterentwickelt wurden. Dazu gehören
neben den bisher genannten Heiligen und musizierenden Engeln v.a. auch
die beiden Propheten Jeremia und Jesaja (in den Medaillons oben links
und rechts), die im frühbarocken Hochaltar organisch in den bei Adam
und Eva beginnenden Lebensbaum eingebunden wurden.
Astronomische Kunstuhr
Bronze, vergoldet; Andreas Yllmer (gest. 1587), 2. Hälfte 16. Jh (vor 1582)
Diese Uhr wurde von Abt Bernhard Gemelich (1638-1660) gestiftet, der
ein Enkel von Yllmer war. Sie ist auch auf seinem Portrait in der
Äbtegalerie dargestellt. Die dortige Abbildung zeigt jedoch das
Vortragekreuz als Bekrönung der Uhr, anstelle des heute darauf
befindlichen Ritters. Die Uhr entstand - aufgrund der Angaben auf dem
Kalenderblatt - vor der Kalenderreform des Jahres 1582.
Erdglobus
Radierung auf Papier auf Grundierung auf Leinen über Holzgerüst;
Gerhard Kremer, Mercator (1512-1594), 1541
Astronomische Kunstuhr
Kupfer, vergoldet; unbekannt, 16. Jh
In Stift Stams hat sich eine zweite Astronomische Uhr erhalten. Sie ist
nicht ganz so aufwändig gearbeitet wie die Uhr Andreas Yllmers. In der
obersten Ebene des Türmchens muss sich ein kleines Objekt befunden
haben, das heute leider fehlt.
Die Stiftsapotheke
Die umfangreiche Ausstattung mit Apothekerkästen zeugt von der Bedeutung medizinischer Belange im Stift.
Die Apothekerkästen sind im Auftrag von Abt Vigil Kranicher um 1770
hergestellt und von Johann Reindl, Bildschnitzer in Stams, bemalt
worden. Die Gefäße aus Glas sind gegen fast alle Arten des Inhalts, wie
Lösungen, Tinkturen, Essenzen und Öle, sehr widerstandsfähig. Die Dosen
aus Holz mit Schraubdeckel sind mit der Signatur des Inhalts im
Schriftfeld und mit Nummer versehen sowie mit Rokokodekor bemalt. Die
Dosen sind in der Art einer Holzoberfläche bemalt oder marmoriert.
Ärzte, Chirurgen und Barbiere sind nachweislich ab dem 17. Jh. für
Stams tätig. Kontakte zur Hof-Apotheke Fröhlich in Innsbruck sind 1613
dokumentiert. Auch zur Stadt-Apotheke Winkler in Innsbruck bestehen
Beziehungen.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
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