Stift Stams

Zisterzienserabtei in Tirol, Oktober 2024

Stift Stams (lateinisch Abbatia B. M. V. et Sancti Ioannis Baptistae de Stams) ist die Zisterzienserabtei in Stams in Tirol. Es gehört zur Mehrerauer Kongregation und zum Bistum Innsbruck. Die Klosterkirche Unserer Lieben Frau wurde 1983 zur Basilica minor erhoben. Stift Stams prägt als aktives geistliches und geistiges Zentrum Tirols das religiöse und kulturelle Leben im Land mit. Architektonisch ein barockes Juwel, ist die Zisterzienserabtei eine vitale klösterliche Gemeinschaft des 21. Jahrhunderts. Ein Ort der Spiritualität und des überlieferten Mönchtums einerseits, ein lebendiges Schulzentrum und touristische Attraktion andererseits.

 Stift Stams, Oktober 2024

Die Tiroler Zisterzienserabtei Stift Stams liegt inmitten der Tiroler Bergwelt 40 Kilometer westlich von Innsbruck. Das Kloster wurde im Jahr 1273 von Graf Meinhard von Tirol und seiner Frau Elisabeth von Wittelsbach als Grablege für die Tiroler Grafen gestiftet. Seit mehr als 750 Jahren leben hier Mönche und bezeugen zeichenhaft im Gebet und in der Arbeit ihre Berufung als „Gottsucher“.

 Stift Stams, Oktober 2024

Für Besucher hält die Abtei sehenswerte Kostbarkeiten bereit. Neben der barocken Stiftsbasilika mit dem einzigartigen Lebensbaum-Hochaltar können Besucher das Stiftsmuseum, den barocken „Bernardisaal“ sowie den Kreuzgang samt Kreuzhof mit dem Johannesbrunnen besuchen.

 Stift Stams, Oktober 2024

Heute ist das Kloster ein lebendiges Beispiel vielfältiger Sendung der Zisterzienser wie zum Beispiel der Ausbildung junger Menschen durch vier Bildungseinrichtungen mit derzeit etwa 1000 Schülern und Studenten auf dem Gelände des Klosterareals. Stift Stams ist das geistliche und kulturelle Zentrum des Tiroler Oberland.

 Stift Stams, Oktober 2024

Graf Meinhard II. von Görz-Tirol zu Pferde

 Stift Stams, Oktober 2024

Das Zisterzienserstift Stams wurde 1273 durch den Grafen Meinhard II. von Görz-Tirol als Begräbnisstätte für seine Familie gegründet. Meinhard II. und seine Gemahlin Elisabeth von Bayern sind in der Stiftskirche begraben. Ein weiterer Anlass für die Gründung des Klosters war nach manchen Quellen der Tod des letzten Staufers Konradin, welcher 1268 in Neapel enthauptet wurde. Die Mutter Konradins, Elisabeth von Bayern, war in erster Ehe mit dem Stauferkönig Konrad IV, verheiratet. Die ersten Mönche kamen aus dem bayerischen Kloster Kaisheim bei Donauwörth. Zwischen 1650 und 1750 setzte unter Abt Edmund Zoz eine rege Bautätigkeit in Stams ein. In dieser Zeit entstanden die beiden markanten Zwiebeltürme. Die ehemals romanische Stiftskirche wurde im barocken Stil umgebaut.

Im Laufe seiner Geschichte erlitt das Kloster zwei Aufhebungen. Die erste fand in der napoleonischen Zeit in den Jahren 1807 bis 1816 unter der Bayernherrschaft statt. Die zweite erfolgte 1939 bis 1945 durch die Nationalsozialisten. In dieser Zeit diente das Kloster der Unterbringung von Umsiedlern, die Kirche war ein Magazin. Im nördlichen Teil des Gebäudes mit den charakteristischen Türmen ist die Kirchliche Pädagogische Hochschule der Diözese Innsbruck untergebracht. Im südlichen Teil befinden sich die Räume für Ausstellungen und Konferenzen sowie die Prälatur. Zwischen beiden Gebäuden befindet sich herausgehoben der Bernardisaal, welcher mit barocken Darstellungen des Ordenspatrons der Zisterzienser - Bernhard von Clairvaux - ausgemalt ist. In den östlichen Gebäuden befinden sich die Räume der Patres sowie die stiftseigene Bäckerei und die Schnapsbrennerei.

Das Stiftsgymnasium Meinhardinum ist im ehemaligen Kornspeicher nördlich des Klosters untergebracht. Es werden etwa 600 Schüler von sechzig Lehrpersonen unterrichtet. Das Stift Stams ist auch am international bekannten Schigymnasium Stams beteiligt. Das Kulturgasthaus „Prälatenkeller" in der Orangerie wurde 2010 eröffnet. In dem Gebäude befindet sich auch der Klosterladen. Neben hauseigenen Produkten werden auch Literatur, Devotionalien und Souvenirs angeboten. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag gibt es frisches Brot aus dem Steinofen von Bruder Franz. Wenn Sie für eine kurze Zeit die klösterliche Atmosphäre kennen lernen möchten, können Sie sich mit der Klosterleitung in Verbindung setzen. Da die Gästezimmer direkt im Klausurbereich sind, können zurzeit allerdings nur Männer aufgenommen werden.

 Stift Stams, Oktober 2024

Die Heilig-Blut-Kapelle wurde 1716 aus einem älteren Bau in die heutige Form gebracht. Den Hochaltar schuf der Hoftischler Sigmund Zeller, die Altarstatuen stammen von Andreas Kölle, die Wandgemälde stammen von Josef Schöpf.

 Stift Stams, Oktober 2024

Heilig-Blut-Kapelle

 Stift Stams, Oktober 2024

Heilig-Blut-Kapelle

 Stift Stams, Oktober 2024

Heilig-Blut-Kapelle

 Stift Stams, Oktober 2024

Chronik Stifts Stams
1273 Gründung des Klosters
1348 Die Reichskleinodien des Hl. Römischen Reiches kommen nach Stams
1525 Plünderung des Klosters während der Bauernkriege
1555 Plünderung des Klosters durch Moritz von Sachsen
1593 Großer Brand
1607 Einwölbung der Stiftskirche
1609 Bau des Hochaltares durch Bartholomäus Steinle
1692 Grundsteinlegung für den Westtrakt mit den Türmen
1730 Johann Georg Wolcker malt die Fresken in der Stiftskirche
1807-16 Aufhebung des Klosters
1852 Grundentlastung der Bauern
1939-45 Zweite Aufhebung des Klosters
1949 Eröffnung der Maturaschule
1984 Erhebung der Stiftskirche zur Basilika
2003 Abtwahl von Abt German

 Stift Stams, Oktober 2024

 Stift Stams, Oktober 2024

Die heutige Pfarrkirche zum Hl. Johannes dem Täufer (18. Jh.)
Der heutige im Kern noch gotische Kirchenbau ist von zweistufigen Strebepfeilern umgeben. Neben der Seitentüre sieht man unter einem Bogenein altes leider durch Unachtsamkeit teilweise zerstörtes, verwittertes Grabmal aus grauem Sandstein, das ursprünglich die Grabplatte des ersten Abtes, Heinrich von Honstätten (+ um 1279), gewesen sein soll. 1755 wurden die Fenster verändert und die barocke Außenbemalung angebracht. Der mächtige gotische Turm hat spätgotische Schallfenster. Der Maler Joseph Bernhard Strebele, ein gebürtiger Stamser, malte 1745 das Ziffernblatt der Turmuhr. Das barocke hölzerne achteckige Turmgeschoß schließt über den gesprengten Giebeln mit Zwiebelhelm und Laterne ab und stammt erst aus dem 19. Jahrhundert. Abt Jakob Mülbeck (+1742) ließ neue Glocken für die Pfarrkirche anfertigen. 1886 befanden sich sieben Glocken im Turm, die älteste (“Bruderschaftsglocke”) stammte aus dem Jahre 1637. Heute hängen im Turm acht Glocken, die größte wiegt 3000 kg. Sie wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in der Glockengießerei Graßmayr, Innsbruck, gegossen und 1955 von Abt Eugen Fiderer (+1973) geweiht.

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Im Osten der Kirche ist die zweigeschossige Sakristei angebaut, über dem Haupteingang im Westen steht ein barockes Vordach auf toskanischen Säulen. Ursprünglich hatte die Kirche nur an der Nordseite des Langhauses zwei Eingänge. Zur heute noch vorhandenen Seitentüre führte eine Treppe, auf die man bei der Anlage von Gräbern vor einigen Jahren stieß. Dies ist ein Hinweis darauf, daß die Kirche ursprünglich auf einer nach Norden stärker abfallenden Geländekante stand, Aufschüttungen für die Neubauten und schließlich die Anlage des Friedhofes führten zum heutigen Hangprofil. Über diesen Eingang konnte man auf kürzestem Weg das Kloster erreichen, vermutlich führte eine überdeckte Holzbrücke direkt ins Stift. Außen an der Nordseite sind Kreuzwegstationen aufgemalt (1798), an der Stirnseite der halbrunden Apsis befindet sich ein Fresko des Kirchenpatrones.

 Stift Stams, Oktober 2024

1754 bis 1759 ließ Abt Rogerius Sailer die Kirche umgestalten, die dadurch fast zur Gänze ihre gotische Gestalt einbüßte. In typisch Tiroler Manier entfernte man die Rippen und verschliff die harten Übergänge des gotischen Baukörpers durch Stuck und Fresken. Den halbrunden Chor überwölbt nun eine Flachkuppel, die zwischen vier Stichkappen und dem Triumphbogen liegt. Eine Stichkappentonne umschließt die fünf Joche des Langhauses. In monochromen Tönen (gelb, ocker, hellgrün und rosa) gehaltene Gewölbezwickel mit figuralen Kompositionen und Stichkappen mit Ornamentfüllungen begleiten abwechselnd die Malereien, die in drei verschieden geformten Medaillons Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers darstellen.

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Die Altäre von Johann Reindl (1755)
Schmuckstücke der Kirche sind die drei Altäre des gebürtigen Stamsers Johann Reindl (+1792), dessen. Werke als Beginn und gleichzeitig als Höhepunkt des Rokoko im Tiroler Oberland gelten. Johann Reindl wurde laut Taufbuch der Pfarre Stams am 14. Oktober 1714 getauft. Seine Familie war schon seit Jahrhunderten im Stamser Raum seßhaft, als Wohnorte scheinen Rietz, Mötz und die Weiler Windfang und Thannrain auf. Er starb 78jährig am 22. März 1792 in Stams. Sein Lehrherr war wahrscheinlich Augustin Strigl, “Pildhauer zue Thann’”, ebenfalls ein Stamser, dessen Familie sich bis in das beginnende 17. Jahrhundert in Stams bzw. Thannrain zurückverfolgen läßt. Einige Zeit verbrachte Reindl auch in Wien, wo die Kenntnis und Auseinandersetzung mit Werken Georg Raphael Donners eine nachhaltige Wirkung auf ihn hatte. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen der Johannes Nepomuk-Altar (1745/46) in der Vorhalle und die Altäre in den vordersten Seitenkapellen (Hl. Kreuz, Johannes d. T., 1762/63) der Stiftskirche, der Hochaltar auf der Stamser Alm (1748/49), der Hochaltar in der Pfarrkirche zum hl. Valentin in Rietz (1769) und die Altarausstattung in seiner Heimatkirche Stams, an der er von 1756 bis 1759 gearbeitet hatte und die zusammen mit seinen übrigen Arbeiten in Stams mit zum Besten zählt, was im Rokoko in Tirol gefertigt wurde. Die Kosten trug damals neben einem privaten Spender die St. Johannes-Bruderschaft und - zum Großteil die Abtei.

Die beiden Seitenaltäre, die sich elegant an die Wand schmiegen, sind von höchster Qualität, betreffend die Schnitzarbeiten und die Gesamtproportionierung. Der linke, dem hl. Bernhard geweihte Altar birgt ein Gemälde mit der “Lactatio Bernardi” (der hl. Bernhard empfängt einen Milchstrahl aus der Brust Mariens). Das Altarbild zeigt die beiden Figuren in Diagonalkomposition: Bernhard kniet verzückt auf den Stufen eines Altares, im Arm hält er das Kreuz Christi mit den Leidenswerkzeugen (Symbol für seine Meditationen über die Passion Christi). Maria thront auf einer Wolke und hält den Jesusknaben in ihren Armen. In der rechten unteren Bildhälfte erkennt man zwei Engel, von denen der eine Honig nascht. Der Bienenkorb und die umherfliegenden Bienen sind ein Sinnbild für die Predigtfähigkeit des hl. Bernhard (“doctor melifluus”) und die schnelle Ausbreitung des Zisterzienserordens zu seinen Lebzeiten. Die Statuen der Apostelfürsten Petrus und Paulus flankieren, stehend auf hohen Sockeln, das von Verrußungen und Übermalungen gereinigte mit “Franz ant(on) Zeiller, inv.” signierte Bild. Seit der letzten Restaurierung ist die beeindruckende Physiognomie des hl. Petrus wieder erkennbar. Im Altaraufsatz umgeben Engel, die verschiedene Leidenswerkzeuge tragen, das Herz Jesu in einem Wolken- und Strahlenkranz.

Der Kreuzaltar auf der rechten Seite trägt ein großes hölzernes Kruzifix (Bartholomäus Steinle, 1610), das ursprünglich vom Dreifaltigkeitsaltar der Stiftskirche (heute in der Kapelle des Weilers See, Mieming), stammt. Auf der Rückwandsind die verfinsterte Sonne und die Mauern der Stadt Jerusalem abgebildet. Die Statuen der Gottesmutter und des hl. Johannes d. Ev. flankieren den Gekreuzigten. Wirft man einen Blick auf die Johannesstatue am Hochaltar, so erkennt man, daß Johannes mit seinem Finger auf das Kreuz am rechten Seitenaltar hinweist. Im Altargiebel ist das “Schweißtuch der Veronika” in einem Strahlenkranz, umgeben von einer Schar Engel, angebracht. Die Altäre wurden 1858 neu gefaßt und 1904 vom akad. Maler und Bildhauer Josef Dichtl, Klosterbruder im Stift Stams, übermalt. Bei der Innenrestaurierung der Pfarrkirche 1993/1994 befreite man sie von den späteren Überarbeitungen, und seither erstrahlen sie wieder in ihrem neuen - alten Glanz von 1755.

Hochaltar von Johann Reindl (1759) mit der gotischen Gnadenstatue (15. Jh.)

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Die Deckengemälde von F.A. Zeiller (1755)
Franz AntonZeiller (+1794) aus Reutte vollendete 1755 die Deckengemälde, die nach seinem Italienaufenthalt zwischen 1742 und 1749 und seinen Tätigkeiten in Füssen (1751) und Sachsenried (1753) die ersten in der Heimat geschaffenen Fresken sind und getrost als sein Hauptwerk bezeichnet werden können. Sie spiegeln die Kenntnisse venezianischer Rokokomalerei wider und sind geprägt von seinen Erfahrungen italienischer Barockmalerei. Die Szenen des Johanneslebens sind mit Architektur und Landschaftshintergründen belebt und werden so zu einer leuchtenden Illusion: Über dem Presbyterium erblickt man die Darstellung der “Verklärung Christi” (Lk 9, 28-36): Das Fresko ist in einen “irdischen” und einen “himmlischen” Bereich geteilt. Auf der Erde erkennt man die Apostel, Petrus, Johannes (sitzend mit Buch) und am Boden kauernd Jakobus. Christus im helleuchtenden weißen Kleid ist von einem mandorlaähnlichen Strahlenkranz umgeben und wird von den auf einer Wolkenbank sitzenden Moses und Elias flankiert.

Im Langhaus finden wir Geburt (Lk 1, 57-80), Predigt (Mt 3, 7-10; Lk 3, 1-20; Joh 1, 29-34), und über der hölzernen, leicht vorschwingenden Chorempore, die Enthauptung des hl. Johannes (Mt14, 3-12). ; Die dominierende Figur des Freskos der Geburt des hl. Johannesist der hl. Zacharias, der eine Schreibtafel trägt, auf die er soeben den Satz, “Joannes est nomen ejus’” (Lk 1,63: “Johannes ist sein Name”) geschrieben hat. Im Mittelpunkt befindet sich der neugeborene Johannes mit drei Ammen, die ein Bad vorbereiten, seine Insignien, der Kreuzstab und das Lamm sind auch erkennbar. Als Nebenszenen finden wir Elisabeth im Wochenbett, sowie eine Amme, die eine Windel zum Vorwärmen über einen Dampfkessel hält. Die kleinköpfigen Figuren mit ihren zarten zerbrechlichen Händen und sanften Gesten sind in rosafarbenes Abendlicht getaucht, das die oft schematischen Körperbildungen erst zum Leben erweckt.

Vor allem das von einem geschwungenen Stuckrahmen umgebene Hauptfresko der “Predigt des Johannes” ist einer eingehenderen Betrachtung wert: Das Geschehen ist eingebettet in eine fiktive Landschaft mit starker Tiefenwirkung. Die Figurengruppen sind entlang der Mittelachse um einen plätschernden Bach gruppiert. Johannes weist, stehend unter einer Palme, auf Jesus hin, “Seht das Lamm Gottes”, der auf einem “Zickzack-Weg” durch eine Tiroler Landschaft - im Hintergrund der Tschirgant - wandert, um sich von Johannes taufen zu lassen. Einmalig ist die Darstellung der Zuhörer in ihren bewegten Mienen und Gebärden. Am linken mittleren Bildrand ragt der plastische Fuß eines alten Mannes aus dem Bild. (Dieser Gestalt stand wohl Michelangelos “Moses” Pate.) Eine Eigenart, die man auch im Stuck findet - der plastische geht in den gemalten über. Oberhalb des Geschehens wird auf einer Wolke die Weltkugel von. Engeln getragen, in der man Adam und Eva erkennt. Auf der Weltkugel steht im lichten Strahlenkranz das Lamm, das mit seinem Blutstrahl die Sünde Adams tilgt: “Seht das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt” (Joh 1,29b) und dessen Lichtstrahl auf Jesus fällt, “Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.” (Mt 3,17) Die Engelscharen tragen Musikinstrumente in ihren Händen, bzw. Notenblätter der zwei großen neutestamentlichen Lobgesänge, die eng mit der Person des Täufers verbunden sind, dem “Magnificat” (Lk 1,46b-55) (links) und dem “Benedictus” (Lk 1,68-79) (rechts), sowie eine Taufmuschel und ein Taufbecken. Die Farbgebung des Deckengemäldes zeigt Feinheiten von zarter Harmonie, die die Szene in eine Abendstimmung versetzt. Der untere Bildrand trägt die Inschrift: “Franz antoni Zeiller, invenit et Pinx. anno 1755.”


Langhausfresko von F. A. Zeiller: Predigt Johannes des Täufers (1755).

 Stift Stams, Oktober 2024

In der 1858 veränderten Hochaltarnische der Pfarrkirche Stams steht die alte, aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammende, Gnadenstatue (Sandstein) des Kirchenpatrones, Johannes des Täufers, deren Zeigefinger der rechten Hand aus Holz ist und früher eine Reliquie dieses Heiligen eingeschlossen hatte. Abt Rudolph, der - dritte Abt von Stams (+ 1294), schreibt in der Vorrede seines “liber miraculorum’”, dem “Stamser Wunderbuch”, daß gemäß einer Tradition der Alten, der Zeigefinger, mit dem Johannes auf Christus hingewiesen habe, in Stams sei. Diese Johannesreliquie ist nicht mehr erhalten. Den Kirchenpatron umgeben Engel, die eine Palme (Hinweis auf das Martyrium), den Stab mit der Schriftrolle, “Ecce Agnus Dei” (“Seht das Lamm Gottes”), sowie die Tafel mit dem Schriftzug tragen: “Johannes ist sein Name. Lk. 1,63 Wunder sind seine Werke Tab. circ. alt.” (Dies ist die Abkürzung für: “Tabulae circum altare”, “Sieh' die Tafeln rings um den Altar”, ein Hinweis auf die “Mirakeltafeln”, die links und rechts des Hochaltares hingen und von hier geschehenen Wundern berichteten.) Flankiert wird der Pfarrpatron, zu dessen Füßen ein Lamm steht, von seinen Eltern, links Zacharias mit sehr jugendlichen ausdrucksstarken Gesichtszügen in priesterlicher Tracht mit Rauchfaß und rechts Elisabeth.

Im Altaraufsatz, oberhalb der Hochaltarnische, ist noch ein Bild Gottvaters angebracht (F. A. Zeiller), das vor allem. durch seine schönen Farben und das Fingerspiel der rechten Hand besticht. In der Sockelzone der Mensa legte man 1994 aufgesetzte Rokokokartuschen frei, links erkennt man das Wappen der Zisterzienser, rechts das des Abtes Rogerius Sailer; der eine Mitra tragende Engelskopf hat die Gesichtszüge dieses Abtes. Der Gesamtaufbau des Altares ist durch die Pilaster- und Säulenordnung sowie durch die hohe Tabernakelzone geprägt. Seine Marmorierung findet sich auch auf der Decke, die Holzornamente im Stuck wieder. Wahrscheinlich zeichnet F. A. Zeiller auch für die Fassung der Altäre verantwortlich. Durch diese Abstimmung bietet die Stamser Pfarrkirche ein einheitliches, harmonisches Ganzes von höchstem Rang.

Die Kanzel von Johann Reindl (1759) gilt wohl zurecht als die schönste Rokoko-Kanzel Tirols. Am Kanzelkorb sieht man die vier Evangelisten mit ihren Symbolen und an der Stirnfront den hl. Bernhard mit den Leidenswerkzeugen, die Putten zu deren Füßen wurden leider teilweise gestohlen. Am Schalldeckel steht die Figur des Kirchenpatrons. In zwei barocken Glaskästen befinden sich die “Nazarener-Figuren” von Josef Miller aus Pettneu (+1882): die “Unbefleckte Empfängnis”, der Schutzengel und an der Seite vor dem Kreuzaltar in einem Nazarener Glasschrein die Figur der Mutter Anna mit Maria.

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Die Zisterziensergründungen
Abt Robert leitet seit 1075 das benediktinische Kloster Molesme und gründet 1098 das „Neu-Kloster" in Citeaux. Nach den Äbten Alberich und Stefan Harding gelingt es Abt Bernhard, ein neues Kloster in Clairvaux und infolge 69 weitere Klöster zu gründen. Die „Carta Caritatis" als Verfassungsdokument regelt die Beziehungen der Zisterzienserklöster untereinander. Das Mutterkloster war Citeaux, hier fand das jährliche Generalkapitel mit allen Äbten, nach der Gründung der Zisterzienserinnenklöster auch mit den Äbtissinnen statt.

Die vier Primarabteien waren La Ferté, Pontigny, Morimond und Clairvaux. Von Morimond aus wurde das Kloster Bellevaux, von diesem Lützel im Elsass und von diesem das Zisterzienserkloster Kaisheim gegründet. Graf Meinhard II. von Tirol-Görz und Elisabeth von Wittelsbach stiften 1273 das Kloster in Stams als künftige Begräbnisstätte. Abt Heinrich von Honstetten bezieht mit 12 Mönchen und 5 Laienbrüdern aus Kaisheim am 12. März 1273 das in Holz gebaute Kloster Stams. Elf Jahre später wird am 5. November 1284 die Klosterkirche eingeweiht. Stams gehört einst zur österreichischen Kongregation, seit 1888 jedoch zur Mehrerauer Kongregation, die 18 selbständige Klöster und 3 Priorate in Deutschland, Italien/Südtirol, Kroatien, Slowenien, Österreich, in der Schweiz und den USA vereint.

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Die Gründung des Zisterzienserklosters Stams
Nach Gebietserwerbungen durch Graf Meinhard II. von Tirol-Görz im Nordtiroler Oberland und speziell um Stams ersucht er 1271 das Generalkapitel der Zisterzienser im Kloster Citeaux, die Gründung eines neuen Klosters als Grablege für sich und seine Nachkommen zu genehmigen. In Stams besteht bereits eine blühende Wallfahrt zum hl. Johannes dem Täufer. Abt Heinrich von Honstetten kommt mit 12 Mönchen und 5 Laienbrüdern am 12. März 1273 aus dem Mutterkloster Kaisheim nach Stams. 1273 stirbt Elisabeth von Wittelsbach. Sie wird vorerst in der Pfarrkirche, dann als erste der Familie in der 1284 geweihten Klosterkirche beigesetzt. Die am 12. März 1275 ausgestellte Stiftungsurkunde nennt Elisabeth nicht, obwohl sie maßgeblich die Vorbereitungen zur Gründung betrieben hat. 1278 bestätigt Papst Nikolaus III. die neue Ordensniederlassung.

Zwei historisierende Porträts von Meinhard II. und Elisabeth und eine Darstellung der Urkundenunterzeichnung mit Elisabeth beleuchten die „Gründungsphase". 1287 erwirbt Meinhard II. das Kirchenpatronat in St. Peter in Gratsch und übergibt es dem Kloster Stams. Das Priorat Untermais entsteht erst 1934 unter Abt Stephan Mariacher. Einen historischen Beleg der Hofmark liegt in einem Aquarell vor, das die Grundherrschaft von Stams um 1600 zeigt: in der Mitte Stams, Thannrain am linken, Staudach am rechten Bildrand. Die Darstellung entsteht unter Abt Gemelich. Die Siegel zeigen sein Wappen. Besitzungen des Stiftes in der Gegend um Mais und um das Schloss Tirol dokumentieren drei große Tafelbilder aus der Zeit von Abt Roger Sailer. Das Huldigungsbild von 1754 zeigt sein Porträt und die barocke Stiftsanlage. In seiner Amtszeit entsteht die Kapelle auf der Stamser Alm. Vom dortigen Altar stammen die Statuen der Hll. Joachim und Anna, die der Stamser Bildhauer Johann Reindl um 1748/49 aus Holz schnitzt.

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Abweichend werden Zisterzienser auch nach dem hl. Bernhard von Clairvaux Bernhardiner bzw. Bernhardinerinnen genannt. In Frankreich ist die Bezeichnung Bernardins geläufiger. Bernhard von Clairvaux (latinisiert Bernardus Claraevallensis; * um 1090 auf Burg Fontaine-lès-Dijon bei Dijon; † 20. August 1153 in Clairvaux bei Troyes), latinisiert Sanctus Bernardus, war ein mittelalterlicher Abt, Kreuzzugsprediger, Kirchenlehrer und frühscholastischer Mystiker. Er gilt als einer der bedeutendsten Mönche des Zisterzienserordens, für dessen Ausbreitung über ganz Europa er verantwortlich war, und der römisch-katholischen Kirche als heilig.

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Die Ausstattung von Kirche und Kloster
Im Laufe der Zeit verändert sich das Bild der Kirchenausstattung. Gotische Bildwerke werden im Barock „entsorgt", im Sinn der neuen Zeit durch „moderne" Gemälde, Statuen und Dekorationen ersetzt. Wertvolles Kunstgut hat sich zum Glück im Stift erhalten. Kleinskulpturen dienen den Malern und Bildhauern als Modelle, den Mönchen in ihren Zellen zur Andacht und Meditation. Die Statue der hl. Maria mit Jesus vermittelt gotische Lieblichkeit. Die Hll. Benedikt und Scholastika sind in ihrer strengen Haltung Werke des Bildschnitzers Adam Payr aus Prutz um 1660. Ein hervorragendes Beispiel des Hochbarock liegt in der Figurengruppe der hl. Maria mit Jesus und Johannes vor. Andreas Thamasch aus See im Paznaun fertigt sie um 1680 für die Johannesbruderschaft in Stams an. Die Figurengruppe wurde bei Prozessionen mitgetragen.

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Die Geburtsstunde des Stiftes Stams schlägt im Jahr 1273: Graf Meinhard Il. von Görz-Tirol (1235-1295) und seine Gemahlin Elisabeth (1227-1273) stiften ein Kloster — einerseits als Begräbnisstätte der Grafen von Görz-Tirol, andererseits als Gedächtnis an den Staufer Konradin (1252-1268), den in Neapel enthaupteten Sohn Elisabeths aus erster Ehe. Am 12. März 1273 hält der Gründungskonvent aus dem Mutterkloster Kaisheim/Bayern Einzug in das erste hölzerne Kloster. Graf Meinhard Il. stattet es reichlichst mit Privilegien und Schenkungen aus, noch im Gründungsjahr wird mit dem Bau des steinernen Klosters samt Stiftskirche begonnen. Die feierliche Einweihung findet 1284 statt.

 Stift Stams, Oktober 2024

 Stift Stams, Oktober 2024

Rasch wird Stams zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Zentrum der Region, der Streubesitz des Klosters dehnt sich im Laufe der folgenden zweieinhalb Jahrhunderte über fast ganz Nord- und Südtirol, das südliche Schwaben und Bayern aus. Von 1347 bis 1350 beherbergte das Kloster sogar die Reichskleinodien. Das 16. Jahrhundert lässt dunkle Wolken aufziehen: 1525 erreichen die Bauernaufstände und damit Plünderungen Stams, 1552 verwüstet Kurfürst Moritz von Sachsen in den Wirren der Schmalkaldischen Kriege das Kloster abermals. Schließlich legt ein Großfeuer 1593 fast alle Gebäude in Schutt und Asche. Mit diesem Brand und dem Wiederaufbau setzt die Phase der barocken Umgestaltungen, Erweiterungen und Neubauten ein. Zwischen 1650 und 1750 erreicht die Bautätigkeit ihren Höhepunkt, unter anderem werden die beiden markanten „Zwiebeltürme” errichtet und die Stiftskirche von romanischer Grundlage auf den barocken Baustil umgewandelt. Um 1780/85 steht Stams wirtschaftlich und kulturell an erster Stelle unter den Stiften Tirols.

 Stift Stams, Oktober 2024

Nachdem Tirol 1806 unter königlich-bayerische Verwaltung fällt, wird das Kloster schon im Jahr darauf aufgehoben. Mit erheblich reduziertem Vermögen und Grundbesitz wird es jedoch bereits 1816 von Kaiser Franz I. wiedererrichtet. Im Jahr 1939 erfolgt eine weitere Aufhebung durch die nationalsozialistischen Machthaber, 1945 wird Stams von Mönchen aus Sittich/Slowenien neu besiedelt, 1949 die erste Matura-Schule und Anfang der 1960erJahre das Stiftsgymnasium eröffnet. Auch die Gründung des Skigymnasiums Stams geht auf eine Initiative des Stiftes zurück. International bekannte Skisportler haben hier ihre Ausbildung genossen.

 Stift Stams, Oktober 2024

Die Stiftskirche „Mariä Himmelfahrt“ mit Fürstengruft ist der Mittelpunkt der gesamten Klosterarilage. Der Prachtbau beherbergt einzigartige barocke Kunstschätze, darunter den Lebensbaum-Altar, das Rosengitter, die Kanzel, Gewölbe- und Wandbilder, Mönchschor und die historische Chororgel. Auf Wunsch und Voranmeldung werden die Orgeln von Basilika und Heiligblutkapelle auch vorgeführt.

 Stift Stams, Oktober 2024

Einen Gegenpol zum Hauptaltar bildet das im Westen des Mittelschiffs in den Boden eingelassene so genannte „Österreichische Grab“ des Tiroler Künstlers Andreas Thamasch, das 1684 fertiggestellt wurde. Es ist eine Gedenkstätte wichtiger in Stams begrabener Tiroler Landesfürsten und ihrer Familienmitglieder mit lebensgroßen geschnitzten und vergoldeten Figuren.

Österreichisches Grab (Nordseite) - Aufstellung an der Nordseite (von rechts nach links):
 Meinhard II. (* um 1238; † 1295) – Graf von Görz-Tirol, Stifter von Stams
 Elisabeth von Bayern (* um 1227; † 1273) – Stifterin von Stams, Gemahlin Meinhards II., Witwe König Konrads IV., Tochter des Herzogs Otto II. von Bayern
 Friedrich IV. mit der leeren Tasche (* 1382; † 1439) – Landesfürst aus der älteren Tiroler Linie der Habsburger
 Anna von Braunschweig (* 1390; † 1432) – 2. Gemahlin von Friedrich IV. mit der leeren Tasche, Tochter des Herzogs Friedrich I. von Braunschweig

 Stift Stams, Oktober 2024

Tatsächlich liegen die in der Stiftskirche Bestatteten nicht im „Österreichischen Grab“, sondern vor dem Hochaltar, wo sich im Boden links und rechts zwei Grabplatten befinden.

Österreichisches Grab (Südseite) - Aufstellung an der Südseite (von links nach rechts):
 Heinrich II. (* um 1265; † 1335) – Sohn von Meinhard II.
 Bianca Maria Sforza (* 1472; † 1510) – 2. Gemahlin von Kaiser Maximilian I., Tochter des Herzogs Galeazzo Maria Sforza von Mailand
 Sigismund der Münzreiche (* 1427; † 1496) – Sohn von Friedrich IV. mit der leeren Tasche
 Eleonore von Schottland (* 1431; † 1480) – 1. Gemahlin von Sigismund dem Münzreichen, Tochter des Königs Jakob I. von Schottland

 Stift Stams, Oktober 2024

Die Stiftskirche wurde 1284 geweiht. Sie war ursprünglich eine romanische Basilika. Diese wurde 1729–1733 durch Georg Anton Gumpp im Stil des Hochbarock umgebaut. Die Gewölbefresken im Langhaus zeigen Szenen aus dem Marienleben und stammen vom Augsburger Maler Johann Georg Wolcker. Der prächtige Stuck ist ein Werk von Franz Xaver Feuchtmayr aus der Wessobrunner Schule. 1984 erhob Papst Johannes Paul II. die Stiftskirche in den Rang einer Basilika minor.

 Stift Stams, Oktober 2024

Die Hauptorgel wurde im Jahr 2015 von Rieger Orgelbau erbaut mit 43 Registern im historischen Orgelgehäuse von Johann Evangelist Feyrstein.

 Stift Stams, Oktober 2024

 Stift Stams, Oktober 2024

 Stift Stams, Oktober 2024

 Stift Stams, Oktober 2024

Die Kanzel ist ein Werk von Andreas Kölle aus Fendels im Oberinntal.

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Die barocke Chororgel stammt aus dem Jahr 1757, wurde von Andreas Jäger aus Füssen erbaut und hat 12 Register.

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Chorgestühl seitlich zum Hochaltar

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Das berühmteste sakrale Kunstwerk in der Stiftskirche ist der frühbarocke Lebensbaum-Altar des Weilheimer Künstlers Bartholomäus Steinle, erschaffen 1609 bis 1613. Der 15 Meter hohe Altar ist ein in seiner Konzeption einzigartiges Meisterwerk von internationalem Rang. In den filigranen Ranken des Lebensbaumes sind 84 geschnitzte und zum größten Teil vergoldete Figuren gruppiert.

 Stift Stams, Oktober 2024

 Stift Stams, Oktober 2024

Den frühbarocken Hochaltar in Form eines Lebensbaumes mit 84 Skulpturen schuf um 1610 der Weilheimer Bildschnitzer Bartlme Steinle.

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Seitenaltar

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Kreuzweg

 Stift Stams, Oktober 2024

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Stiegenhaus

 Stift Stams, Oktober 2024

Die reiche hochbarocke Ausstattung des Bernardisaales begeistert Gäste aus aller Welt — sowohl bei Klosterführungen als auch bei kulturellen Veranstaltungen, die in diesem 17 m langen und 11 m breiten, zweigeschoßigen Festsaal regelmäßig stattfinden. In den Fürstentrakt (errichtet 1719-1724) führt eine frei vorkragende Treppenanlage mit prachtvollen schmiedeeisernen Gittern, Balustraden und Toren.

 Stift Stams, Oktober 2024

 Stift Stams, Oktober 2024

Der Bernhardisaal im Westtrakt der Abtei wurde 1720 von Georg Anton Gumpp eingebaut. Er dient als Festsaal und enthält an Decke und Wänden zahlreiche Malereien, die 1722 von Franz Michael Hueber und seinem Schüler Anton Zoller geschaffen wurden und Begebenheiten aus dem Leben des hl. Bernhard von Clairvaux zeigen.

 Stift Stams, Oktober 2024

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Der Alltag im Kloster
Die Regel des hl. Benedikt und des Reformers Bernhard von Clairvaux sind Grundlagen für das Ordensleben und die täglichen Aufgaben: Gemeinsame Zeiten des Gebets, der Liturgie und Seelsorge, der Arbeit in der Landwirtschaft oder der Bäckerei. Zur Organisation der Gottesdienste und des Wochenalltags lässt Abt Vigil Kranicher (Amtszeit 1766-1786) eine Stecktafel mit den Verpflichtungen für den Konvent fertigen. Mit eingebunden ist auch der „Dienstplan" für die Stiftspfarreien. Einen kleinen Einblick in die Esskultur vergangener Zeiten vermitteln Küchenutensilien, Gläser und Bestecke. Das Spielbrett (Schach, Mühle, etc.) und die Schnupftabakdosen belegen, dass auch die Geselligkeit im Kloster nicht zu kurz kommt. Die Zellen der Mönche und die Repräsentationsräume werden mit sakralen und profanen Gemälden ausgestattet. Topografische Ansichten, Heiligenbilder, Allegorien und Stillleben zählen zu beliebten Motiven der Konvent-Mitglieder.

 Stift Stams, Oktober 2024

Das Museum der Zisterzienserabtei Stift Stams
Das Bundesland Tirol und die Autonome Provinz Bozen-Südtirol veranstalten 1995 die erste gemeinsame Tiroler Landesausstellung zum Thema „Eines Fürsten Traum. Meinhard II. - Das Werden Tirols" auf Schloss Tirol bei Meran und in der Zisterzienserabtei Stift Stams. Die Räume im ersten Obergeschoß der Prälatur werden museal adaptiert, der Neue Kreuzgang durch Architekt Richard Gratl neu errichtet. Der Kustos der Kunstsammlung P. Norbert Schnellhammer präsentiert in den folgenden Jahren Ausstellungen zur Kunst von der Gotik und Renaissance bis zur Gegenwart (im Neuen Kreuzgang): 1996 „Ad gloriam Dei", 1999 und 2008 „Holzschnitte und Kupferstiche von Albrecht Dürer" aus der stiftseigenen Kunstsammlung und 2004 „Gold und Silber - Sakrale Kostbarkeiten aus Tirol. Stiftungen und Stiftsbesitz". Stams wird dadurch ein Ort für überregional bedeutende Ausstellungen.

Aus dem Nachlass des Tiroler Spätbarockmalers Josef Schöpf werden Zeichnungen und Ölgemälde präsentiert, entliehen und in Katalogen dokumentiert, so etwa für die Ausstellung „Von der Aktzeichnung zum Fresko. Josef Schöpfs Deckenbilder für die Klosterkirche Asbach und ihr Entwurfsprozess" (2008). 2017 wird das „Museum Stift Stams" eröffnet. Fr. Martin Anderl OCist führt dazu Objekte aus den stiftseigenen Sammlungen zusammen. Damit beleuchtet er für die Geschichte des Stiftes wichtige Positionen. 2023 werden zwei für Stams wesentliche Bereiche hinzugefügt: Die Zeit des „zweiten Stifters von Stams" Erzherzog Maximilians III. und Werke aus dem Nachlass des Tiroler Spätbarockmalers Josef Schöpf.

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Der „zweite" Stifter von Stams: Erzherzog Maximilian III.
Nach den Plünderungen im Schmalkaldischen Krieg und dem Brand von 1598 beginnt unter Erzherzog Maximilian III., 1602 Gubernator von Tirol und von 1612-1618 selbständiger Landesfürst, eine neue Blütezeit in Stams. Er lässt den „Fürstentrakt" (heute Prälatur) dreigeschossig aufführen, darin für sich eine Stube und einen getäfelten Saal einbauen. Viele Wohltaten lässt er dem Stift zukommen: das Kreuzreliquiar in der Stiftskirche und weitere Kunstwerke und liturgische Geräte. Ebenso fördert er finanziell den Theologieunterricht und Anschaffungen für die Klosterbibliothek. Der frühbarocke Hochaltar von Bartime Steinle im Chor der Stiftskirche trägt das Wappen Maximilians. Der von ihm geförderte Maler Paul Honegger liefert 1636 das Altarbild mit den Hll. Sebastian, Rochus und Antonius dem Einsiedler. Es zeigt auch die Klosteranlage mit Konvent und Abt Paul Gay.

Das Porträt Maximilians III. in repräsentativer Rüstung ist vielleicht von seinem Hofmaler Martin Mittnacht gemalt.
Der Abtstab mit Elfenbeineinlagen von Abt Melchior Jäger ist 1603 datiert. Das Monogramm G. M. ist noch nicht entschlüsselt: Vielleicht nennt es den Künstler oder den Stifter „Maximilian Gubernator"? In der Gegenreformation erfahren Überreste von Heiligen und Märtyrern als Reliquien eine verstärkte kultische Verehrung. Die Reliquie des hl. Märtyrers Urbicus kommt 1688 aus Rom nach Stams. Urbicus ist von 146 bis 160 n. Chr. römischer Stadtpräfekt.

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Der Hl. Bernhard von Clairvaux erhält das Zingulum
Öl/Leinwand; unbekannt, 18. Jh
Der Hl. Bernhard kniet vor Maria und dem Jesuskind und erhält aus deren Händen das Zingulum, welches er andächtig küsst. Vor ihm liegen sein Abtstab und die Mitra. Zwei Engel im Hintergrund beobachten die Szene.

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Das erste Museum im Stift?
Die ursprüngliche Prälatur zwischen Doppelturmanlage und Bernardisaal und der große Bibliothekssaal tragen Rokoko-Dekormalereien. Abt Vigil Kranicher lässt um 1770 diese Räume durch Josef Anton Puellacher und Josef Schöpf aus Telfs ausgestalten und mit seinem Wappen versehen. Der kunstsinnige Abt Stephan Mariacher (Amtszeit von 1895 bis 1937) stattet die Räume der Prälatur - museumsartig - mit Mobiliar aus. Wertvolle Möbel der Barockzeit mit Einlegearbeiten haben sich erhalten: Kommoden, Schreibsekretäre, Konsoltische, Sofas, Stühle und Uhren. Die Aufhebung des Klosters durch die Nationalsozialisten 1939 hat eine Inventarisierung und fotografische Dokumentation zur Folge. Die Fotos haben sich im Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Tirol, erhalten und belegen die repräsentative Ausstattung der Räume der Prälatur.

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Vasculum (Gefäß für Heilige Öle), Ein Paar
Silber, vergoldet, ziseliert, gegossen; unbekannt, Ende 16. Jh.

Monstranz
Silber, vergoldet; Anton Kuprian (1665-1736), Innsbruck 1727

Messgarnitur
Silber, vergoldet; Georg Ignatius Baur (gest. 1790), Augsburg 1769/1771

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Andachtsbilder der Gotik
Die Tradition der Ausstattung der Stamser Klosterkirche und der Altäre mit gotischen Tafelbildern oder Skulpturen ist in wenigen, dafür aber bemerkenswerten Beispielen erhalten. Umgeben von kleinen Tafelbildern ragen zwei Altartafeln hervor. Das ehemalige Hochaltartafelbild mit der Krönung Mariens ist in der Klostertradition ein Werk des Stamser Abtes Heinrich Grussit. Er wird als ein „geschickter Maler und Bildhauer" beschrieben. Vielmehr aber dürfte der Maler Konrad von Tiergarten aus Meran der Schöpfer des Altarbildes und der darauf dargestellte Stifter Abt Johannes I. Blätterle (1399-1420) sein. Den Thron umgeben Engel mit Musikinstrumenten und die Gemeinschaft der Heiligen. Das zweite großformatige Bildwerk ist das sogenannte „Defensorium Beatae Virginis Mariae" aus dem Jahre 1426, eine Stiftung der Familie Heuperger aus Hall in Tirol. Mittelpunkt der Darstellungen ist die Verteidigung der Jungfräulichkeit Mariens anhand von symbolischen Szenen aus dem Alten Testament und aus theologischen Schriften von Augustinus und Thomas von Aquin. Beide Werke sind für die Spiritualität des hl. Bernhard von Clairvaux in der Verehrung der Gottesmutter Maria charakteristisch.

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Flügelaltar: Defensorium Mariae
Tempera/Holz; unbekannt, 1427
Diese Altartafel ist die älteste und umfassendste Darstellung des theologischen Traktates Defensorium inviolatae perpetuaeque virginitatis castissimae genetricis Mariae des Wiener Dominikaners Franz von Retz (um 1343-1427), der die Jungfräulichkeit Mariens verteidigt. Dazu werden Beispiele und Zitate aus dem Alten (Ex, Num, Ps, Ez) und Neuen Testament (Lk, Joh), aus der Lehrtradition der Kirche (Athanasius, Thomas von Aquin, Augustinus) und von katholischen Schriftstellern gesammelt (Albertus Magnus, Isidor von Sevilla, Thomas von Cantimpré, Bartholomaeus Anglicus, Augustinus). Durch diese Fülle an „natürlichen" Beispielen - eine Art Kumulativargment - soll das übernatürliche Phänomen der Jungfrauengeburt als nicht unwahrscheinlich herausgestellt werden.

Diese Weise, Theologie aufgrund von Analogieschlüssen zu betreiben, hielt sich durch das 15. Jh und verschwindet mit dem Beginn des 16. Jh. Weitere Darstellungen finden sich u.a. im Kreuzgang des Brixener Domes oder auf der Ottobeurer Marientafel (Alte Pinakothek München). Das Defensorium stand bis zur barocken Umgestaltung der Stiftskirche auf dem Martinsaltar und wurde von P. Kassian Primisser im 18. Jh als tabula hieroglyphica bezeichnet.

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Flügelaltar: Krönung Mariens
Öltempera/Holz; Zuschreibung an Konrad im Tiergarten (tätig von 1379-1406), um 1390
Der deutlich italienisch beeinflusste Altar zeigt die Krönung Mariens durch Christus. Von besonderem musikwissenschaftlichen Interesse sind die vielen detailgenauen Darstellungen von Musikinstrumenten aus der Entstehungszeit des Altares, die die verschiedenen Engelschöre spielen. Darunter finden sich Streich-, Blas- und Zupfinstrumente sowie die Darstellung einer kleinen Orgel. Im Vordergrund finden sich links und rechts mehrere Heilige, denen in Stams besondere Verehrung zuteil wurde: Agnes und Barbara, die beiden Diakone Stephanus und Laurentius, Benedikt von Nursia und Bernhard von Clairvaux, Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist usw. Am unteren Bildrand kniet als Stifter der Stamser Abt Heinrich Grussit (reg. 1369- 1387), der laut verloren gegangener Inschrift auf der Rückseite diesen Altar zwischen 1386-1388 geschaffen hat, weshalb der Altar auch als „Grussittafel" bezeichnet wird. Zumindest an der Stiftung Grussits dürfte jüngeren Forschungen zufolge festzuhalten sein.

Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei diesem Altar um den ehemaligen Hochaltar der Stiftskirche, der 1609-1613 durch den Neubau Steinles ersetzt worden war. Dafür spricht neben der großzügigen Anlage - die Seitenflügel sind leider verloren gegangen - auch der inhaltliche Konnex, bei dem wesentliche Elemente der Grussittafel im von Steinle erbauten Altar aufgegriffen und weiterentwickelt wurden. Dazu gehören neben den bisher genannten Heiligen und musizierenden Engeln v.a. auch die beiden Propheten Jeremia und Jesaja (in den Medaillons oben links und rechts), die im frühbarocken Hochaltar organisch in den bei Adam und Eva beginnenden Lebensbaum eingebunden wurden.

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Astronomische Kunstuhr
Bronze, vergoldet; Andreas Yllmer (gest. 1587), 2. Hälfte 16. Jh (vor 1582)
Diese Uhr wurde von Abt Bernhard Gemelich (1638-1660) gestiftet, der ein Enkel von Yllmer war. Sie ist auch auf seinem Portrait in der Äbtegalerie dargestellt. Die dortige Abbildung zeigt jedoch das Vortragekreuz als Bekrönung der Uhr, anstelle des heute darauf befindlichen Ritters. Die Uhr entstand - aufgrund der Angaben auf dem Kalenderblatt - vor der Kalenderreform des Jahres 1582.

Erdglobus
Radierung auf Papier auf Grundierung auf Leinen über Holzgerüst;
Gerhard Kremer, Mercator (1512-1594), 1541

Astronomische Kunstuhr
Kupfer, vergoldet; unbekannt, 16. Jh
In Stift Stams hat sich eine zweite Astronomische Uhr erhalten. Sie ist nicht ganz so aufwändig gearbeitet wie die Uhr Andreas Yllmers. In der obersten Ebene des Türmchens muss sich ein kleines Objekt befunden haben, das heute leider fehlt.

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Die Stiftsapotheke
Die umfangreiche Ausstattung mit Apothekerkästen zeugt von der Bedeutung medizinischer Belange im Stift.
Die Apothekerkästen sind im Auftrag von Abt Vigil Kranicher um 1770 hergestellt und von Johann Reindl, Bildschnitzer in Stams, bemalt worden. Die Gefäße aus Glas sind gegen fast alle Arten des Inhalts, wie Lösungen, Tinkturen, Essenzen und Öle, sehr widerstandsfähig. Die Dosen aus Holz mit Schraubdeckel sind mit der Signatur des Inhalts im Schriftfeld und mit Nummer versehen sowie mit Rokokodekor bemalt. Die Dosen sind in der Art einer Holzoberfläche bemalt oder marmoriert. Ärzte, Chirurgen und Barbiere sind nachweislich ab dem 17. Jh. für Stams tätig. Kontakte zur Hof-Apotheke Fröhlich in Innsbruck sind 1613 dokumentiert. Auch zur Stadt-Apotheke Winkler in Innsbruck bestehen Beziehungen.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: