Schloss Pöllau

bei Hartberg, August 2024

Die Marktgemeinde Pöllau mit knapp 6000 Einwohnern befindet sich im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld in der Steiermark (Österreich). Sie ist der Hauptort des Naturparks Pöllauer Tal. Das ehemalige Stift Pöllau wird auch als Schloss Pöllau bezeichnet. Es geht auf eine Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert zurück. Darin befindet sich die Stifts- und Pfarrkirche St. Veit und echophysics, das Museums zur Geschichte der Physik.

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Das weithin sichtbare Wahrzeichen des Pöllauer Tales ist die auf Fernwirkung bedachte Kirche mit dem markanten Turm und der mächtigen Kuppel. Mit Recht wird sie auch der „Steirische Petersdom“ genannt. Schon die Größenordnung lässt erahnen, dass die Bedeutung weit über die einer Pfarrkirche hinausgeht. Erst wenn man von oben vom Pöllauberg ins Tal hinunter schaut, kann man den großzügigen Gebäudekomplex des ehemaligen Stiftes Pöllau überblicken. Ohne das fast dreihundertjährige Wirken der Augustiner Chorherren in Pöllau wäre diese Anlage in der heutigen Form undenkbar. Untrennbar damit verbunden ist auch die Entwicklung des Marktes und des gesamten Tales seit dem Mittelalter bis in unsere Zeit. Das reizvolle Ensemble des ehemaligen Stiftes wird von Einheimischen immer noch „Schloss“ genannt. Mit der prächtigen Kirche zusammen erweckt es nun bei Kunstfreunden Bewunderung und Staunen, was früher als Ausdruck inniger barocker Religiosität gedacht war. Einst wie heute ist das ehemalige Stift aber auch geistiges und geistliches Zentrum. Kunst und Geist sind hier in Pöllau mit der einzigartigen, durch Menschenhand geschaffenen Kulturlandschaft eine besondere Symbiose eingegangen.

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RAIMUND OCHABAUER PLATZ
Raimund Ochabauer (1935-2009) war von 1975-2009 Pfarrer in Pöllau, Ehrenbürger der sechs Gemeinden des Naturparks Pöllauer Tal und ab 1995 Obmann des Tourismusverbandes.
(Hannes Fladerer, Portrait Raimund Ochabauer, Bronzeguss, 2011/12)

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Die Stifts- und Pfarrkirche St. Veit ist nicht nur der größte barocke Kirchenbau der Steiermark, sondern auch der Schlüsselbau für den oststeirischen Spätbarock. Sie wurde von 1701 bis 1709 von Joachim Carlone erbaut und durch Mathias von Görz mit Fresken ausgestaltet. Die Kirche ist dem Hl. Veit geweiht. Da der Grundriss der Kirche dem Petersdom in Rom nachempfunden ist und auch ihre Kuppel an der Petersdom erinnert, wird die Kirche als „Steirischer Petersdom“ bezeichnet. Seit 1990 ist sie Tochterkirche der Lateranbasilika.

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Ausmaße der Stifts- und Pfarrkirche St. Veit
Gesamtlänge: 62,5 m
Breite im Querschiff: 37 m
Höhe im Hauptschiff: 21,4 m
Höhe in der Kuppel: 42 m
Höhe des Turmes: 53 m
Bemalte Decken- und Wandflächen: 9.120 m²
Anzahl der Altäre: 15
Anzahl der Fenster: 54 (ca. 400 m²)
Kuppeldurchmesser: 13 m
Kuppelgewölbe: 310 m²

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Die Johannes-Nepomuk-Kapelle links von der Kanzel war einst der Abgang in die Gruft der verstorbenen Prälaten des Stiftes. Unter dem Fenster ist der farbig gestaltete Grabstein des Propstes Michael Josef Maister (+1696) eingemauert. Dem verdienten Initiator und Bauherren der neuen Stiftsanlage wurde damit ein Denkmal gesetzt. Das Altarblatt von Joseph Adam von Mölckh zeigt den Hl. Nepomuk, wie er gerade an Arme Almosen verteilt. Das Fresko an der gegenüberliegenden Wand stellt die Gefangennahme des „Brückenheiligen“ Nepomuk an der Moldaubrücke und sein Martyrium durch Ertränken dar. Er wurde Opfer des Beichtgeheimnisses und erlitt 1393 zu Prag unter König Wenzel von Böhmen den Märtyrertod.

In der Kreuzkapelle rechts von der Kanzel finden wir zwei Werke von Martino Altomonte. Das große Altarblatt, datiert 1725, ist eines seiner Meisterwerke und stellt erschütternd realistisch den sterbenden Christus und unter dem Kreuz die weinende Mutter Maria, Maria Magdalena und Johannes dar. Das kleinere Bild darüber zeigt Christus am Ölberg, wie er von einem Engel Tröstung empfängt. Die gotische Marienklage (Pieta) vor dem Altarblatt stammt noch aus der alten mittelalterlichen Stiftskirche.

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Der Kircheninnenraum verfügt neben dem Volksaltar und dem Hochaltar noch über 13 weitere Seitenaltäre.

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Wie ein Fresko entsteht
Bei der Freskomalerei (italiensch: al fresco = ins Frische) werden die in Kalkwasser angerührten Farben auf den frischen, feuchten Kalkputz aufgetragen, wobei sie sich unlöslich mit dem Untergrund verbinden. Beim Trocknen entsteht eine homogene Schicht mit den eingearbeiteten Farbpigmenten. Diese Farbe kann nicht mehr abblättern. Die Technik ist aber deshalb so schwierig, weil Putz und Farbe am selben Tag aufgetragen werden müssen. Eine Korrektur ist nicht mehr möglich. Der Auftrag des Putzes für den nächsten Tag muss vor allem sehr sorgfältig gemacht werden. Die entstehenden „Stöße“ sind mitunter gut erkennbar. Beliebt war die Freskomalerei schon in der Antike (z. B. in Pompeji). Der bedeutendste Freskenzyklus ist der von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle.

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Foucault’sches Pendel - zu sehen in der Pfarrkirche Pöllau
Im Jahr 1851 führte Léon Foucault im Pantheon von Paris einen spektakulären Versuch durch: Eine 28 kg schwere Messingkugel wurde an einem 67 m langen Stahlseil aufgehängt und in Schwingung versetzt. Nach einiger Zeit beobachtete man, dass sich die Schwingungsebene des Pendels scheinbar verändert hatte. In Wirklichkeit hat sich aber die Erde unter dem Pendel weitergedreht. Das war eines der ersten Experimente, das einen direkten Nachweis für die Erddrehung lieferte. Einen verkleinerten Nachbau dieses Experimentes können Sie hier bestaunen!

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Die Kanzel
Am Schalldeckel der holzgeschnitzten Kanzel ist der hochdramatische Augenblick der Bekehrung von Saulus dargestellt. Auf dem Ritt nach Damaskus wird der Christenverfolger vom himmlischen Licht geblendet, stürzt vom Pferd und vernimmt den Ruf: „Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?“ Er erkennt das Zeichen und wird zum Völkerapostel Paulus. An der Brüstung der Kanzel sind vier allegorische Figuren: Glaube, Liebe, Hoffnung, Standhaftigkeit. Sie symbolisieren jene Tugenden, die der Prediger selbst besitzen und seinen Zuhörern vermitteln sollte. Die um 1775 entstandene Kanzel wird dem Bildhauer Jakob Peyer zugeschrieben.

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Gliederung des Kirchenraumes - Die Gliederung und Ausschmückung des Lang- und Querhauses geht in wesentlichen Zügen auf die Konzeption Domenico Sciassias zurück.

Die in zwei Geschoßen eingebauten Fensterreihen und die acht Fenster des hohen Kuppelunterbaues bewirken eine Lichtfülle, die den Innenraum in seiner ganzen barocken Pracht erstrahlen lassen. Dieses Raumschema mit der Verknüpfung von Langhaus und Zentralbau wurde schon hundert Jahre vorher im Salzburger Dom vorgegeben.  Die Wände des Langhauses werden durch je drei Seitenkapellen und darüber liegenden Emporen geöffnet. Die monumentalen Pfeiler zwischen den Rundbögen werden von korinthischen Kapitellen gekrönt. Dies sind die einzigen Stuckverzierungen in dieser Kirche. Die Brüstungen der seitlichen Emporen und der über der Vorhalle gelegenen Orgelempore wölben sich in feiner Schwingung nach vorne. Hier zeigt sich der Einfluss der Vorauer Emporen des dort wirkenden Baumeisters Matthias Steinl. Sein Schüler Remigius Horner wiederum wirkt federführend am Pöllauer Kirchenbau.

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Der Rosenkranzaltar
Im nördlichen Halbrund des Querschiffes, vor dem Ausgang zur Sakristei, befindet sich der Rosenkranzaltar. Das 1722 datierte Altarblatt wird als eine der besten Arbeiten des Vorauer Stiftsmalers Johann C. Hackhofer bezeichnet. Der Altaraufbau ist ein Werk von Remigius Horner. Die Kolossalstatuen Josef, Elisabeth, Anna und Joachim stammen wie die Figuren des Augustinusaltars vom Grazer Bildhauer Marx Schokotnigg.

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Der Freskenschmuck - Das malerische Konzept des Matthias von Görz

Die Grundidee der gewaltigen „Gemäldesinfonie“ in der Pöllauer Kirche ist kurz gesagt: „Durch das Erdenleben Gott entgegen“. Auf den Altären finden wir die Heiligen im Lebenskampf und Martyrium. Auf den Deckengewölben schweben sie dem Himmel zu. Nach dem Jüngsten Gericht, das am Tonnengewölbe im Mittelpunkt steht, ziehen alle Auserwählten hin zum Himmel, der in der Kuppelwölbung dargestellt wird. Mit den Engeln finden sie dort ihre Seligkeit in der göttlichen Liebe und jubeln der Heiligsten Dreifaltigkeit zu, die der Maler am höchsten Punkt, in der Laterne der Kuppel platziert hat. Die Wurzeln und Quellen der malerischen Ausgestaltung der Stiftskirche durch den heimischen Maler Matthias von Görz sind bei den Meistern zu finden, die er bei seinen Studien in Graz, Wien und Italien kennen gelernt hatte. Görz verwendete viele Vorbilder, die er als Skizzen von seinen Studienreisen mitbrachte, und versuchte sie in seinen monumentalen Freskengemälden zu neuen Kompositionen  zusammenzustellen.

Sein Auftraggeber Propst Ernest von Ortenhofen wird wohl gemeinsam mit dem Künstler das Gesamtprogramm entworfen haben. Görz lernt über seinen Grazer Lehrer Mathias Echter und dessen Feund Fischer von Erlach J. M. Rottmayer kennen. Aus dessen Arbeiten an der Wiener Peterskirche (1713/14) übernimmt Görz eine Reihe Figurengruppen, die er hier in Pöllau „neu aufstellt“. Aus der Kirche S. Andrea della Valle in Rom übernimmt Görz die Darstellung der vier Evangelisten (in den Verschneidungen von Kuppel mit Lang-und Querhaus) fast „wörtlich“ und nimmt von dort auch die Himmelfahrt Mariens zum Vorbild. Das gemalte dritte  Arkadengeschoß im Tonnengewölbe ist unverkennbar an Pozzos Werk zu S. Ignazio in Rom orientiert. Die inhaltliche Einheit der Deckengemälde im Tonnengewölbe, in der Kuppel und in den Wölbungen der drei Konchen und deren meisterliche Ausführung durch Matthias von Görz sind der wahre Schatz der Pöllauer Kirche.

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Der Augustinusaltar
Im südlichen Abschluss des Querschiffes befindet sich der Altar des Ordenspatrons der Chorherren. Das Altarblatt malte Mölckh 1778 und zeigt den Hl. Augustinus in bischöflicher Kleidung an seinem Schreibtisch. Aus seiner Schreibfeder zucken Blitze gegen die beiden Irrlehrer Manichäus und Pelagius. Darüber ist die Heiligste Dreifaltigkeit mit dem thronenden Gottvater, Christus mit dem Kreuz und dem heiligen Geist in der Gestalt der Taube dargestellt. Wie schon im Hochaltarraum setzt sich auch hier im Gewölbe die Heiligendarstellung durch seine Himmelfahrt fort. Daneben wiederum vier Apostel in gemalten Arkaden im Halbrund. Die mächtige Säulenkonstruktion der barocken Altaraufbauten stammt aus der Kunsttischlerwerkstätte von Remigius Horner.

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Die Verschneidung von Lang- und Querhaus unter der Kuppel bildet mit den drei im Halbrund kleeblattartig anschließenden, gerundeten Altarräumen jenen zentralen Raum, der durch Lichtwirkung und Gestaltung unweigerlich jeden Blick auf sich lenkt. Die hier in seltener Vollkommenheit erreichten hochbarocken Stilformen finden in der lichtdurchfluteten Kuppel sowohl architektonisch wie malerisch-programmatisch ihren Höhepunkt: Matthias von Görz gestaltete in der Kuppelwölbung den Himmel mit der Verehrung der heiligsten Dreifaltigkeit in der Kuppellaterne und hat mit diesen Meisterwerken hochbarocker Fresken, seinem Lebenswerk, in Pöllau ein Denkmal gesetzt.

Die Kuppel
Die Darstellungen im Tonnengewölbe streben der Kuppel als Mittelpunkt und Höhepunkt zu. Sie symbolisiert mit einer Unzahl von Engeln, die in konzentrischen Kreisen angeordnet sind, den Himmel. Die kleiner werdenden Kreise und die helleren Farben verstärken den Eindruck der unendlichen Weite. Teilweise spielen die himmlischen Gestalten Musikinstrumente oder tragen heilige Geräte. Schließlich vollendet sich das Geschehen im Anblick der Heiligsten Dreifaltigkeit in der Wölbung der Kuppellaterne. Im Kuppelunterbau sind zwischen den Fenstern in allegorischen Gestalten die Kardinaltugenden dargestellt, wie z. B. Nächstenliebe, Hoffnung, Gerechtigkeit. Ein starkes Zeichen setzt der Künstler mit den vier Evangelisten zwischen den Gewölbebögen des Lang- und Querhauses. Auf ihnen ruht die Kuppel. Als Verkünder des Wort Gottes bilden sie gleichsam das Fundament des Himmels.

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Der Heilige Veit (Vitus)
Der Heilige lebte zur Zeit des Christenverfolgers Kaiser Diokletian und starb um 304 n. Chr. Auf dem Hochaltarblatt von Mölckh erwartet Vitus verklärt sein Martyrium - den Tod im Kessel mit siedendem Öl. Seine christlichen Erzieher Modestus und Crescentia sind in Ketten gelegt. Der Vater Veits, Hilas, bringt einem Götzenbildnis Opfer dar und versucht seinen Sohn vom christlichen Glauben abzubringen, um sein Leben zu retten. Hoch zu Ross erwartet Kaiser Diokletian die Exekution des Heiligen. Der Hl. Veit ist Schutzpatron der Gastwirte, Bierbrauer, Winzer und der Jugend. Er wurde gegen Krämpfe, Tollwut und Epilepsie („Veitstanz“) um Hilfe angerufen. Vitus als Kirchenpatron ist sehr häufig in Rückzugsgebieten slawischer Bevölkerung zu finden, was auch im Pöllauer Tal der Fall gewesen sein dürfte. Sein Haupt ist im Veitsdom in Prag aufbewahrt. Gedenktagist der 15. Juni.

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Der Hochaltar
Wie schon die Vorgängerkirche innerhalb der mittelalterlichen Burg ist auch die Stiftskirche dem HI. Veit geweiht. Sein Martyrium zeigt das Altarblatt von Josef Adam Ritter von Mölckh, das 1779 geschaffen wurde. Die Darstellung setzt sich im Fresko an der Decke fort, das über dem segnenden Papst die Himmelfahrt des Hl. Veit zeigt.  Daneben sind in gemalten Arkaden die vier Apostel Jakobus d. Ä., Petrus, Andreas  Johannes (von links) zu sehen. Die heutige Ausstattung des Hochaltarraumes dürfte zu den letzten Arbeiten an der Kirche vor der Stiftsaufhebung gehört haben. Die Aufbauten im Empire-Stil stammen gar erst von 1804, ebenso die flankierenden Figuren der Märtyrer Johann und Paul.

Über dem Ausgang zur Sakristei ist die gemalte Stiftschronik beachtenswert. In der gegenüberliegenden Seitenwand befindet sich die Grabplatte des Stifters und des Chorherrenstiftes Pöllau, Hans von Neuberg (+1483) und seiner Schwester Elisabeth. Der neue Volksaltar wurde nach einem Entwurf des Architekten Jörg Uitz vom einheimischen Steinmetz Johann Schweighofer gefertigt und nach Beendigung der letzten großen Renovierung 1990 geweiht.

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Die Altaraufbauten
Die barocke Pracht der ehemaligen Stiftskirche ist vor allem der Farbigkeit der bemalten Flächen zuzuschreiben. Im Gegensatz zu anderen bekannten barocken Kirchen sind hier Vergoldungen sehr bescheiden eingesetzt. Auf Stuck als Umrahmung von Bildmotiven wird überhaupt verzichtet. Die Materialien der Mauerpfeiler im Langhaus und die Altaraufbauten der Seitenaltäre scheinen sehr kostbar zu sein. Gleich vorweg - Marmor wurde in dieser Kirche nicht verwendet. Wie der Künstler Matthias von Görz den Raum mit der gemalten illusionistischen Architektur erweitert, so sind auch die meisten „kostbaren“ Materialien der Säulen, Gesimse, Platten und anderen Zierrats an den Seitenaltären nur Illusion.

Die Altäre - mit Ausnahme des Hochaltars - gehen auf Entwürfe und Arbeiten aus der Werkstätte des Kunsttischlers Remigius Horner zurück. Die fein gearbeiteten Holzkonstruktionen mussten für die Bemalung durch besonders sorgfältige Grundierung vorbereitet werden. Das Mittel zur Grundierung ist eine Verbindung aus tierischem Leim und verschiedenen Sorten Kreide, die in warmem Zustand mit weichem Pinsel in mehreren Schichten aufgetragen wird. Jede Schichte wird nach dem Trocknen geschliffen. Diese Technik hatte im 18. Jh. große Bedeutung.

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Großen Eindruck hinterlässt die Farbigkeit der Pöllauer Kirche, die durch rund 9.000 m² bemalter Flächen erreicht wird. In Konzeption und Wirkung geht die Ausgestaltung der Kirche weit über die frühbarocke Formensprache in Vorau und Mariazell hinaus. Während dort schwerer Stuck ein wichtiges Schmuckelement ist, wird das Innere der Pöllauer Kirche durch die Leichtigkeit der gemalten Architektur belebt. Diese illusionistische Raumerweiterungsmalerei nach italienischen Vorbildern wirkte beispielgebend für spätere Kirchenbauten.

Himmelfahrt des Hl. Veit. Deckenfresko über def Hochaltar.

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Die Orgel von Johann Georg Mitterreither aus dem Jahre 1741, welche über 24 klingende Register verfügt und in fast allen Teilen original aus der Barockzeit erhalten ist, wurde 1989 von Helmut Allgäuer restauriert und besitzt eine akustisch wunderbare barocke Klangfärbung. Über dem Werk ist am Deckenfresko der singende König David abgebildet, welcher im Kreise musizierender Engel Gott ein Loblied anstimmt.

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Orgel und Orgelempore
Die 1739 von Georg Mitterreither erbaute Orgel ist nach der Renovierung 1988 wieder in fast allen Teilen im Original erhalten und ein Klangdenkmal ersten Ranges. Unter Musikern und Sängern ist die besondere akustische Qualität der Orgelempore bekannt. Die Beschallung des doch sehr großen Kirchenraumes ist von hier aus optimal möglich - ohne echoähnliche Überlagerungen.

Hinter der Orgel befindet sich das prächtige barocke Chorgestühl, das Remigius Horner zugeschrieben wird. Im Sommer diente es einst den Chorherren für das täglich mehrmalige Chorgebet. In einer gemalten Kuppel über der Orgel sitzt der königliche Sänger David inmitten einer Schar musizierender Engel. In einem Spruchband fordert er uns auf, Gott in seinem Heiligtum zu loben.

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Das Deckengemälde im Langhaus
Das Tonnengewölbe im Mittelschiff beeindruckt durch den fast nahtlosen Übergang der Architektur zur Freskomalerei. Die gemalten Arkaden erhöhen noch das Gewölbe, das sich förmlich in den freien Himmel aufzulösen scheint. In den Arkaden die Kirchenväter als Verkünder des über ihnen dargestellten Geschehens: Hieronimus und Augustinus im Süden, dazwischen Isidor, Ambrosius und Gregor im Norden, dazwischen Prosper. Im Deckenfresko selbst ist die belehrende Absicht des Künstlers Matthias von Görz spürbar: Am Tag des Jüngsten Gerichts werden die Verdammten in das höllische Verderben gestürzt, während die Gerechten mit Maria und den Heiligen der Herrlichkeit des Himmels entgegen sehen. In hellem Licht erstrahlt das Kreuz. Optisch wie thematisch steht die Verehrung des apokalyptischen Lammes als Symbol für Jesus Christus im Mittelpunkt. Unzählige Engelsfiguren nähern sich in Form einer Monstranz dem Lamm. Im Halbkreis darunter angeordnet die Gruppe der Heiligen aus dem Alten und Neuen Testament. Die Gottesmutter Maria wird flankiert von Franz von Assisi, Dominikus und Johannes Nepomuk.

Ohne besondere Gliederung sind die einzelnen Gruppen, zum Teil auf Wolken schwebend, zu einem Gesamtkunstwerk komponiert. Es ist ein Schau- und Suchbild für den barocken Gläubigen, gleichzeitig eine Mahnung durch den Chor der Heiligen, im Erdenleben dafür Sorge zu tragen, dass man im ewigen Leben dieser triumphierenden Kirche angehören dürfe.

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Die Fresken gelten als der große Schatz der Kirche. Ihr Maler, Mathias von Görz, schuf hier sein größtes Meisterwerk, indem er ganz auf Stuckdekorationen verzichtete und stattdessen die gesamten Gewölbeflächen mit Freskenmalereien schmückte. Görz bediente sich hierbei besonders stark der illusionistischen Architekturmalerei, ganz nach italienischen Vorbildern, wodurch der große Innenraum eine noch weitere Wirkung entfaltet. Mathias von Görz vertiefte sein Talent durch Studien in Graz, Wien und Italien, wo er Skizzen von Freskenmalerei anfertigte, die er von seinen Studienreisen mitbrachte und anschließend versuchte, sie in seinen monumentalen Freskengemälden zu neuen Kompositionen zusammenzustellen.

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Die programmatischen Ausgestaltungen der Fresken der Kirche korrelieren miteinander: Während in den Seitenkapellen und auf deren Altären die Heiligen und Märtyrer in ihrem Leben bzw. Martyrium dargestellt sind, schweben sie auf dem Deckengewölbe im Langhaus dem Himmel entgegen. Nach dem Jüngsten Gericht, welches den Mittelpunkt des Tonnengewölbes im Langhaus einnimmt, ziehen alle von Gott Auserwählten in der Kuppel weiter nach oben in den Himmel, welcher in der Kuppelwölbung abgebildet ist. Vereint mit den Scharen der Engel finden sie hier ihre Seligkeit und jubeln der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zu, welche im höchsten Punkt der Kuppel, in der Kuppellaterne, vom Kirchenboden aus kaum sichtbar, platziert ist. Die Engel selbst sind in der Kuppelwölbung in einer Unzahl in Form von konzentrischen Kreisen angeordnet, welche immer weiter nach oben kreisen.

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Die prunkvolle Mariensäule am Hauptplatz

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Rathaus der Marktgemeinde Pöllau am Hauptplatz

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Kriegerdenkmal im Innenhof vom Schlosshof

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Innenhof vom Schlosshof mit Kriegerdenkmal

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echophysics ist der Name eines Museums zur Geschichte der Physik, das sich im Schloss Pöllau bei Hartberg in der Steiermark befindet. Der Name ist ein Akronym aus European Center for the History of Physics (Europäisches Zentrum für Physikgeschichte).

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10.000 W Glühlampe, Osram

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Spiegelgalvanometer, Siemens & Halske, Wien - Strommessgerät
Binantenelektrometer nach Dolezalek, Georg Bartels, Göttingen - Gerät sowohl für Spannungs- als auch Ladungsmessung
Spiegelgalvanometer, Siemens & Halske, Wien - Messgerät für ballistische Messungen

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Radioaktivität und Elektrizität
Dass Anfang des 20. Jahrhunderts die Messung der Elektrizität zu der Herausforderung dieses Fachgebietes der Physik wurde, ist bedingt durch die Tatsache, dass der (Ende des 19. Jahrhunderts) entdeckte radioaktive Zerfall mit der Emission von geladenen Teilchen einhergeht, die in Materie ihrerseits neutrale Atome zu Ladungsträgern (Ionen) machen, was wiederum zum (messbaren) Abfallen von vor- handenen Spannungen führt. Als Maß der Intensität der Strahlung radioaktiver Substanzen wurde daher in erster Linie die durch sie bewirkte lonisation der Lufi herangezogen. Dabei handelt es sich praktisch stets um die Messung eines schwachen elektrischen Stroms durch galvanometrische (Ladung messende) oder elektrometrische (Strom messende) Methoden.

Atmosphärische Elektrizität
Wurde die Stärke radioaktiver Präparate auf Grund ihrer ionisierenden Wirkung bestimmt, so erwartete man umgekehrt von der Messung der atmosphärischen Elektrizität einen Aufschluss über die Stärke und das Auftreten einer noch unbekannten verursachenden Strahlung, von der man annahm, dass sie von im Boden enthaltenen radioaktiven Substanzen herrühren würde. Die atmosphärische Elektrizität war das Forschungsgebiet von Viktor Franz Hess. Er bestimmte den Ionengehalt der Atmosphäre unter verschiedenen Bedingungen. Er begann damit, die Ionisation durch Gammastrahlung in Luft mit einem Radiumpräparat zu messen. 1500 Milligramm Radium standen ihm zur Verfügung. Aus diesen Messungen konnte er genau feststellen, wie die ionisierende Wirkung der Gammastrahlung mit der Entfernung infolge der Absorption in der Luft abnimmt. Diese Meßergebnisse würden dann später entscheidend für seine Feststellung werden, dass die in großer Höhe beobachtete Ionisation nicht von der radioaktiven Strahlung des Bodens herrühren kann.

Die Entdeckung der Kosmischen Strahlung
Hess deutete an, diese Kosmische Strahlung müsse ähnlich wie die Strahlung radioaktiver Stoffe, aber von wesentlich grösserer Durchdringungsstärke sein, da sie ja die ganze Atmosphäre zu durchlaufen imstande sei. Tatsächlich entspricht die Strahlungsabschirmung durch die Atmosphäre der einer Schicht aus Blei von ein Meter Dicke, was mindestens zehn Mal die maximale Bleidicke darstellt, welche von den härtesten Gammastrahlen noch durchdrungen werden kann. Die Dimensionen der gegen diese kosmische „Höhenstrahlung" benötigten Abschirmung würden so groß sein müssen, dass kaum andere als die von der Natur gebauten Hindernisse diesen Bedingungen gerecht werden könnten, so wie die Wassermassen der Meere, die Erdkruste und die Atmosphäre selbst. So ist es auch zu dieser Verschiedenheit der Standorte gekommen, an welchen solche Messungen ausgeführt wurden.

Wo hat man die kosmische Strahlung nicht gemessen? Einige merkwürdige Beispiele: Sie wurde unter einem Haufen von Meersalz in den Salinen gemessen, im Rohr einer Kanone mit sehr großem Kaliber - wo hinein man nicht nur den Apparat, sondern auch den Beobachter bringen musste, in den Katakomben von Paris, in Kohle-, Eisen- und Kupferbergwerken, in Grotten, Gletscherspalten und auf den Gipfeln der höchsten Berge. Sie wurde im Flugzeug, im Freiballon gemessen, aber auch auf dem Grund der Seen, der Fjorde Norwegens, des Roten Meeres - in jeder Höhe oder Tiefe und auf allen Breitengraden. Die Physiker mussten große Sportsleute sein, Bergsteiger und Höhlenforscher zugleich; aber sie mussten auch leichte und gut transportable Apparate bauen, die in niedrigen Schächten oder in Schutzhütten im Hochgebirge aufgestellt werden konnten. Weitere wichtige Höhenstrahlenforschungen wurden - etwa zeitgleich zu Beginn der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts - von Victor Franz Hess in der eigens am Hafelekar bei Innsbruck auf 2269 m Seehöhe errichteten Messtation und von dem italienischen Physiker Bruno Rossi in einer Holzhütte im Hochland von Asmara in Eritrea in über 2000 m Seehöhe durchgeführt. Hess: „Die Arbeiten auf dem Hafelekar kann ich wohl zusammen mit jenen des Jahres 1912 - die zur Entwicklung dieser neuen Strahlung geführt haben - als mein Lebenswerk bezeichnen."

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Zeit und Strahlung - Was ist Zeit?
Zeit ist wahrgenommene - empfundene oder gemessene - Bewegung im Raum. Bewegung findet in der Zeit statt, oder umgekehrt, vollkommener Stillstand bedürfte der Zeit nicht.

Was hat Zeit mit der Strahlung zu tun?
Strahlung ist bewegte Energie. Strahlung kennt keinen Stillstand. Strahlung kann man sich als eine ununterbrochene Raumerfüllung mit Energiepaketen vorstellen. die sich von der Strahlungsquelle unvorstellbar schnell in den umgebenden Raum ausbreiter: Lichtstrahlung pflanzt sich im Vakuum mit der Grenzgeschwindigkeit unseres Universums fort, mit Lichtgeschwindigkeit, das sind etwa 300.000 km pro Sektinde.
Strahlung braucht also Zeit um anzukommen. Das Sonnenlicht, das uns blendet, hat sich vor etwa 8 Minuten an der Sonnenoberfläche auf den Weg gemacht; wir sehen das Leuchten von Sternen, die so weit entfernt von uns sind, dass wir nicht wissen, ob der Stern überhaupt noch existiert oder wir nur mehr sein Leuchten aus vergangenen Jahrmillionen sehen.

Um solche gigantische Reisezeiten des Lichtes auszudrücken, benutzen wir die Bewegung der Lichtstrahlung im All: ein Lichtjahr ist die Strecke oder Distanz, die das Licht in einem Kalenderjahr im Vakuum zurücklegt. In einer Sekunde reist Licht ca. 300.000 km, in einem Jahr ist die zurückgelegte Strecke bereits unvorstellbar groß, nämlich 365 (Tage) x 24 (Stunden) x 60 (Minuten) x 60 (Sekunden) x 300,000 km = ca. 9.500 Milliarden oder 9,5 Billionen Kilometer. Betrachten wir nun eine mechanische Uhr. Die Unruh macht an einem Tag 691.200 Halbschwingungen. Das ergibt in einem Jahr 252 Millionen und 288.000 Halbschwingungen. Würde man den Unruh-Reifen (anstelle seiner schwingenden) in eine rotierende Bewegung versetzen, so würde dieser in einem Jahr einen Weg von 4.000 km zurücklegen. Feinstmechanik von Menschenhand: 4.000 km Strecke, um ein Kalenderjahr Zeit irdisch zu messen. Lichtstrahlung im Vakuum des Alls: 9.500 Milliarden km Strecke, um ein Kalenderjahr kosmisch zu vermessen.

Bewegung trennt - Zeit verbindet
Turmuhren enthalten das wunderbar ausgeklügelte mechanische Gangwerk, dessen komplizierte Bewegungsabläufe um einen Mittelpunkt unserem alltäglichen Tun einst eine Regulierung vorgaben, die Turmuhr verband die Einzelnen mit der Gemeinschaft in der er sie lebten. Die Moderne Physik hat uns gezeigt, dass die Zeit die wundersame Dimension ist, die uns Menschen über die Strahlung, sei es die Strahlung des Lichts oder die Kosmische Strahlung, mit den unendlichen Weiten des Weltalls - dem uns umgebenden Ganzen, das keinen Mittelpunkt vorgibt - verbindet.

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Fotografie von Geschossstoßwellen
Im Jahr 1886 gelang es Peter Salcher, Professor an der österreichischen Marineakademie in Fiume (heute Rijeka) erstmals Stoßwellen eines Gewehr-Geschosses fotografisch festzuhalten. Der von ihm verwendete experimentelle Aufbau ist hier mit historischen Bauelementen nachgebaut. Die optische Anordnung entspricht im Prinzip der eines üblichen Projektors für Diapositive. Eine Lichtquelle (im vorliegenden Fall eine Funkenstrecke) wird mit Hilfe einer ersten Linse (Kondensor) in die Ebene einer zweiten Linse abgebildet. Mit dieser erfolgt dann die Abbildung des unmittelbar nach (oder auch vor) der ersten Linse positionierten, transparenten Gegenstands (einem Diapositiv oder im vorliegenden Fall den Stoßwellen eines Geschosses). Abgebildet wird hier auf eine Fotoplatte. Die vorangegangene Abbildung der Lichtquelle mit der ersten Linse in die zweite ist lediglich dazu da, um die Helligkeit des Bildes auf der Projektionsfläche zu erhöhen.

Man kann mit dieser Anordnung sehr einfach auch Orte der Gegenstandsebene sichtbar machen, an denen nicht die Lichtabsorption sondern die Dichte bzw. Brechzahl gegenüber der jeweiligen Umgebung verändert ist, wie bei den Stoßwellen. Dazu wird ein Teil des abbildenden Lichtbündels vor oder nach der zweiten Linse mit einem Lineal oder einer gegenüber der optischen Achse versetzten Kreisblende (Schlierenblende oder Schlieren-Diaphragma genannt) unsymmetrisch abgedeckt. Die Orte, an denen die Brechzahl anders ist als an deren jeweiliger Umgebung, erscheinen dann in der Abbildung gegenüber dem Untergrund heller oder dunkler. Man erzeugt so genannte Schlierenbilder.

Das Problem bei diesem Versuch der fotografischen Erfassung von Geschossstoßwellen besteht su zu dem Zeitpunkt aufleuchten muss, wenn sich das Geschoss in der Gegenstandsebene vor der Kondensorlinse befindet. Kurzzeitphysikalische Tricks mit elektronischen Schaltungen waren damals noch nicht möglich. Salcher hat das Problem auf folgende Weise gelöst. Der Funke wird durch Entladung eines Kondensators (Leydener Flasche) erzeugt. Der Kondensator wird mit Hilfe einer Influenzmaschine auf eine Spannung geladen, die über der Durchschlagspannung der Funkenstrecke liegt (Kontrolle mit einem elektrostatischen Voltmeter). Ein Durchschlag bei der an den Kondensator angeschlossenen Funkenstrecke wird dadurch verhindert, dass eine der beiden Zuleitungen durch einen geöffneten Schalter unterbrochen ist. Dieser Schalter auch eine Erfindung Salchers - besteht aus einem Glasrohr, in dem sich die beiden Enden der unterbrochenen Leitung in einer Distanz von wenigen Millimetern parallel zueinander gegenüberliegen. Das Glasrohr wird in die Geschossbahn gebracht, mit seiner Achse senkrecht zu dieser. Die Anordnung der beiden Drahtenden im Glasrohr ist so gemacht, dass sie sich beim Zerschlagen des Glasrohrs durch das Geschoss berühren, der Schalter also geschlossen wird und die Entladung des Kondensators über die Funkenstrecke erfolgt. Die Geschossbahn wird so orientiert, dass sie senkrecht zur optischen Achse der Abbildung in der Gegenstandsebene vor der Kondensorlinse vorbei führt. Um diese Entladung zeitgerecht zu zünden, muss die Entfernung zwischen dem Ort des Glasrohrs und der optischen Achse nun so gewählt werden, dass der Funke genau dann aufleuchtet, wenn sich das Geschoss vor der Kondensorlinse befindet, also abgebildet wird. Die Zeit, die das Geschoss für den Weg zwischen dem Glasrohr und der optischen Achse braucht, muss also gleich der Zündverzugszeit bis zum Auftreten des Funkens sein. Der Schieber der Kasette, in der sich die Fotoplatte befindet, wird kurz vor dem Schuss geöffnet. Während der Zeit, in der die Kasette offen ist, wird der Umgebungsraum abgedunkelt.

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Kanalstrahlröhre, Geisslerröhe mit Uranglass, Anodenröhre mit rotem Strahl

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Das Museum wurde am 29. Mai 2010 eröffnet. Die Ausstellung trägt das Motto Strahlung – der ausgesetzte Mensch. Zu sehen sind historische Instrumente und Versuchsanordnungen, mit denen ionisierende Strahlung erforscht wurde. Zwei Schwerpunkte der Ausstellung sind historische Apparate des Wiener Instituts für Radiumforschung sowie Leben und Werk von Victor Franz Hess, Physik-Nobelpreisträger und Entdecker der kosmischen Strahlung.

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Glühlampe, 14000 Lumen, 2700 K, 240 Volt, Sockel E 40, 1000 Watt

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Vom Lesestein zur Brille
Das Auge, unser wertvollstes Sinnesorgan, vermittelt uns die meisten Erkenntnisse. Doch erwa 75% der Menschen sind fehlsichtig. Das macht die Brille zu einem wichtigen Hilfsmittel. Sie verbessert nicht nur unsere Lebensqualität, sondern ist ein kulturhistorisch bedeutsamer Schritt, der die produktive Lebensphase von geistig und künstlerisch tätigen Menschen zum Teil um Jahrzehnte verlängert. Griechische und arabische Denker, später Praktiker in Klosterzellen prägten die erste Geschichte der Brille. Der Lesestein, direkt auf die Schrift aufgelegt, wurde um 1240 die Leschilfe für alterssichtige Mönche.

Die eigentliche Brille erfand man im 13. Jahrhundert in Norditalien. Das Wort „Brille" ist von „Beryll" abgeleitet, ein Halbedelstein, der neben Glas und Quarz als Material für Lesesteine diente. Zu Beginn gab es nur Brillen mit Sammellinsen für alterssichtige und weitsichtige Augen. Spätestens seit 1517 gibt es auch Zerstreuungslinsen für kurzsichtige Augen. Die erste Bifokalbrille fertigte 1784 BENJAMIN FRANKLIN (1706-1790). Im 17. Jahrhundert begann die wissenschaftliche Behandlung brillenoptischer Fragen, doch erst das punktuell abbildende Glas mit korrigiertem Astigmatismus schiefer Bündel, das MORITZ VON ROHR (1868-1940) 1908 im Zeiss-Werk entwickelte, brachte den Durchbruch zum mathematisch-optisch berechneten Brillenglas.

Brillenfassungen wurden zunächst aus Holz, dann aus Leder, Horn oder Fischbein, später aus Metall und schließlich aus Azetat oder Kunststoffen gefertigt. Ursprünglich wurde sie einfach von Hand gehalten, in späterer Zeit auf die Nase geklemmt. Ohrenbügel, wie sie heute üblich sind, kamen erst im 19. Jahrhundert auf. Lange diente die Brille mehr als modisches Accessoire denn als Sehhilfe. sErst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Brille in der gesellschaftlichen Wahrnehmung als medizinisches Hilfsmittel anerkannt, und sind spezielle Brillen für Augen mit krankhaft herabgesetzter Sehschärfe serienmässig hergestellt worden.

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Filmkamera EUMIG C3 R
Objektiv Schneider Xenoplan 1:1,9/13 mm
Obj. Konverter Eumicron 0,5x, Sucher korr.
Obj. Konverter Eumakro 2x, Sucher korr.
Film 2x8 mm, Federwerk 8-32 Bilder/sec
Nachführ Belichtungsmesser, Bj. ca.1959

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Ausziehbares Fernrohr
6 facher Auszug aus Pappe und Kleisterpapier, Leder und Holz. Repariert nach 1885.
Strahlengang mit 4 Linsen (nach Schyrle, 1645)
Aufrechtes Bild, Vergrößerung ca. 10 fach, Länge 55 cm, Ausgezogen 220 cm

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Reisekamera - Klappkamera mit Balgenauszug
Plattengröße bis 13 x 18 cm, Objektiv Zeiss Protar 1:9, f = 25 cm, Baujahr cm 1900

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Makro Objektiv Medical 100
Brennweite 100 mm, Öffnung 1:4, Abbildungsmaßstab 1:1 bis 1:15
Xenon Ringblitz für Schatten und Reflex freie Aufnahmen. Fa. YASHICA, Japan, ab ca. 1970

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Kleinstkamera
PEDAL, St. Peter Optical Company < Made in occupied Japan > 1945
Detektivkamera, Objektiv f = 12mm 1:5,6, Verschluß: B - Offen, I - Moment, Film 25 mm Ø, 6 Bilder zu je 6mm Ø

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Bolex H16 Reflex

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Gefahren von weichen Strahlen - Mikrowellen, Radiowellen, Radar und Infrarot
Jeder Mensch ist täglich weicher Strahlung, z. B. Radiowellen, die Handys, Handymasten und Radio- und Fernsehstationen ausgesetzt. Diese allgegenwärtige Strahlung übt zweifelsfrei einen Einfluss auf den Menschen aus. Fraglich ist, wie groß dieser Effekt ist.

Schädigen Handys das Gehirn?
DAS HANDY IST GEFÄHRLICHER ALS DER HANDYMAST. Obwohl Handymasten weitaus mehr Energie abstrahlen, sind sie ungefährlicher als die Handys selbst, da sie horizontal gerichtet und weit über Kopfhöhe abstrahlen. Da sich das Handy in unmittelbarer Körpernähe befindet, stellt es die größere Gefahrenquelle dar. Bislang konnte jedoch keine Studie nachweisen, dass Handystrahlung langfristig gesundheitliche Schäden hervorruft - auch, weil es Mobilnetze noch nicht lange genug gibt.

WIE SCHÜTZT MAN SICH GEGEN WEICHE STRAHLUNG? Die weichen Strahlen werden vom menschlichen Körper absorbiert und erwärmen das wasserhaltige Gewebe. Gut durchblutete Organe führen diese Wärme über die Blutzirkulation ab. Gefährdet sind hingegen wenig durchblutete Organe, wie der Glaskörper des Auges, in denen die Hitze größtenteils gespeichert wird. Da die Abstrahlung weicher Strahlen bereits nach wenigen Metern auf ein Tausendstel abfällt, schützt man sich am besten durch ausreichende Distanz zur Strahlungsquelle. Mit Head-Sets oder Freisprecheinrichtungen kann man sich also vor Handystrahlung schützen.

Die Gefahr des Sonnenlichtes
Die im Sonnenlicht vorhandene (unsichtbare) Ultraviolett-Strahlung bildet die Grenze zwischen weicher und harter Strahlung. Zusätzlich zu Erwärmungseffekten kann UV-Strahlung photochemische Reaktionen auslösen und zur Schädigung von Haut und Augen führen. Zur Bewertung der Wirkung von UV-Strahlung dient der UV-Index (UVI), der häufig in Wettervorhersagen genannt wird und die sonnenbrandwirksame solare Bestrahlungsstärke angibt.

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Der Schlosspark in Pöllau, im Hintergrund St. Veit

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Der Schlosspark Pöllau war einst der Erholungsraum der Augustiner Chorherren. Der blühende und grüne Schlosspark bietet viel Platz zum Entspannen und ist ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. Hier befindet sich auch das Freiluftklassenzimmer, die Info-Station Hirschbirn hirsch’n sowie eine Wurzelschaustation, an der man im Rahmen einer Führung in die eindrucksvolle Welt des Pflanzenorgans „Wurzel“ eintauchen kann.

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Auch heute noch lädt der Schlosspark zum Entspannen ein – fast das ganze Jahr blühen hier die Blumen; der Gastgarten des Parkcafés mit dem Kinderspielplatz ist hervorragend für ein gemütliches Verweilen geeignet.

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024

Einst als Erholungsraum der Augustiner Chorherren, diente der Schlosspark im Naturpark Pöllauer Tal zur Entspannung und bot Platz für allerlei Freizeitbeschäftigungen. Heute lädt der rund 40.000 m2 große Schlosspark nach wie vor zum Entspannen ein und ist Ausgangspunkt für Wanderungen im Naturpark. Fast das ganze Jahr blühen hier die Blumen und der Kinderspielplatz gleich beim Gastgarten des Parkcafes ist hervorragend für gemütliche Nachmittage geeignet.

 Schloss Pöllau bei Hartberg, August 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: