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Die Kaiserliche Wagenburg Wien ist ein auf dem Areal
des Schlosses Schönbrunn in Wien-Hietzing gelegenes Museum, in dem
Glanzstücke aus dem Fuhrpark des österreichischen Kaiserhauses sowie
bekannter Adelshäuser, insbesondere von Thurn und Taxis, zu finden
sind. Das Museum, eine Abteilung des Kunsthistorischen Museums, zählt
zu den bedeutendsten Sammlungen höfischer Prunk- und Gebrauchsfahrzeuge.
Das österreichische Kaiserhaus besaß mit der „Wagenburg" einen der
größten Fuhrparks der Welt, der in dem eigens dafür gebauten
Hofstallgebäude bei der Wiener Hofburg (dem heutigen Museums Quartier)
untergebracht war. Mit dem Ende der Monarchie wurde die Wagenburg
aufgelöst und ein Großteil der rund 600 Fahrzeuge verkauft. Jene
Gefährte, die man für historisch bedeutsam hielt, wurden hingegen dem
Kunsthistorischen Museum übergeben, das 1922 Stallungen, Reithallen und
Werkstätten der Kaiserlichen Wagenburg in Schönbrunn als
Ausstellungsräume und Depots adaptierte. Seither zählt die Wagenburg zu
den wichtigsten Attraktionen von Schönbrunn.
Mit prächtigen Fahrzeugen, Gemälden und einer einzigartigen Sammlung
historischer Kostüme veranschaulicht die Wagenburg das höfische Leben
zwischen Krönungen und Hochzeiten, beschwerlichen Reisen und fröhlichen
Jagden, Kinderspielen und Trauerzügen. Zugleich dokumentiert sie wie
kaum eine andere Sammlung die kontinuierliche Entwicklung des Wagen-
baus von der Karosse des Barock bis hin zum modernen Automobil.
Darüber hinaus führt ein Rundgang mit Video-Stationen durch das bewegte
Leben der Kaiserin Elisabeth, von der die Wagen- burg nicht nur
Kutschen, sondern auch einzigartige Kultobjekte wie prächtige Roben,
Accessoires und Reitutensilien besitzt.
EINZUGSWAGEN FÜR SISI ALS KAISERLICHE BRAUT - URSPRÜNGLICH „MAILÄNDER KRÖNUNGSWAGEN" NAPOLEONS I.
Paris, um 1790 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 3
Der ursprünglich ganz vergoldete Wagen wurde um 1790 in Paris gebaut
und 1805 von Napoleon bei seiner Mailänder Krönung zum König von
Italien verwendet. Kaiser Franz I. brachte ihn nach seinem endgültigen
Sieg über Napoleon nach Wien, wo der Wagen mit österreichischen Kronen
und Wappen versehen zu einem der wichtigsten Fahrzeuge des Hofes wurde.
So entstand die Tradition, dass kaiserliche und erzherzogliche Bräute
im „Mailänder Wagen" ihren Einzug in Wien hielten. Auch Sisi zog am 23.
April 1854 in diesem Wagen in ihre künftige Heimatstadt ein. Allerdings
war sie keine „strahlende" Braut: Erschöpft und verängstigt saß sie
neben ihrer Mutter, Herzogin Ludovika. Bei der Ankunft in der Hofburg
blieb sie mit ihrem neuen Diamantendiadem an der Türfassung des Wagens
hängen und strauchelte. Entsetzt über dieses Missgeschick, kam sie
schluchzend in ihrem neuen Heim an.
ZWEISITZIGE GALA-MAULTIERSÄNFTE
Wien, um 1700 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 90
Die mit rotem Leder bezogene und mit mehr als 11.000 vergoldeten Nägeln
beschlagene Sänfte wurde von zwei Maultieren getragen und ist das
älteste Objekt der Sammlung. Sie wurde als luxuriöses Reisefahrzeug
gebaut und ist sogar mit einer Toilette ausgestattet. Als sich Mitte
des 19. Jahrhunderts die Eisenbahn mehr und mehr durchsetzte,
verschwanden die Sänften von Europas Straßen. Diese Prunksänfte blieb
jedoch erhalten, da sie seit dem 18. Jahrhundert eine wichtige
zeremonielle Funktion erfüllte: Wenn ein neuer Herrscher die Regierung
antrat, diente sie dazu, den Erzherzogshut, die Krone des Landes
Niederösterreich, in einer feierlichen Prozession von Stift
Klosterneuburg zur Erbhuldigung nach Wien und wieder zurück zu bringen.
HANDDECKE AUS ROTEM SAMT
WIEN: 1790, KAISERLICHE WAGENBURG WIEN, INV.-NR. S 181
Da Pferde als wichtige Symbole der Herrschermacht galten, wurden bei
feierlichen Prozessionen oft sogenannte „Handpferde" mitgeführt, auf
deren Rücken reich verzierte „Handdecken" lagen. Die hier gezeigte
Handdecke gehört zu einer Gruppe von acht Exemplaren, die 1790 für die
Krönungen von Leopold II. zum König von Ungarn und zum
Römisch-deutschen Kaiser angefertigt wurden. Sie ist aus rotem
Seidensamt gefertigt und mit dem von Greifen gehaltenen gestickten
Wappen der Habsburger-Monarchie verziert. Besonders prächtig sind die
Bordüre aus echtem Gold und die Fransen aus feinem Gold-Gespinst
(„Krepinen").
Die Wagenburg und Kaiserin Elisabeth
In der Wagenburg werden die Reste des zeitweise über 600 Fahrzeuge
umfassenden Fuhrparks des Wiener Hofes aufbewahrt: Neben Prunkwägen für
die kaiserliche Familie gab es Dienstfahrzeuge für die Hofangestellten,
Lastwägen für den Transport von Gütern sowie Reise-, Sport-, Freizeit-
und Kindergefährte. Seit 1814 waren die Hofwagen, die stets Vorfahrt
hatten, durch ihre mit Gold kombinierte „hofgrüne" Lackierung
gekennzeichnet, wobei die Breite der goldenen Streifen an den Rädern
Aufschluss über den Rang des jeweiligen Insassen gab. Die meisten
Fahrzeuge der Wagenburg gehörten zum Fuhrpark des Kaiserhauses, doch
gibt es auch solche von Adelsfamilien, die das Privileg hatten, mit
ihrer Kutsche in der Hofburg vorzufahren. Viele der Hofwagen wurden für
Kaiserin Elisabeth gebaut andere, ältere Kutschen wurden in wichtigen
Momenten ihres Lebens auch von ihr benützt. So stoßen Museumsbesucher
bei ihrem Rundgang durch die Wagenburg immer wieder auf die Spuren von
Sisi und können anhand der Kutschen das Leben der berühmten Monarchin
von ihrem Einzug als kaiserliche Braut bis hin zu ihrem Begräbnis
nachempfinden.
Kaiserin Elisabeth die Lady Diana des 19. Jahrhunderts
Ein hübsches, blutjunges Mädchen vom Land erobert das Herz des
begehrtesten und mächtigsten Junggesellen der Welt. Als seine Frau wird
es zur Fürstin, zur Mode-Ikone und zum internationalen Medienstar.
Dennoch wird es zutiefst unglücklich und findet schließlich in relativ
jungen Jahren einen gewaltsamen Tod. Das ist der Stoff, aus dem Mythen
gemacht sind. In jüngerer Vergangenheit traf all das auf Lady Diana
Spencer (1961-1997) zu, die früh verstorbene Ehefrau des britischen
Thronfolgers Charles. Im 19. Jahrhundert war es Elisabeth, Herzogin in
Bayern (1837-1898), deren tragisches Schicksal als Gemahlin des
österreichischen Kaisers Franz Joseph Millionen von Herzen rührte und
deren Faszination bis heute ungebrochen ist.
Ganz Europa glaubte an ein Märchen, als sich der junge attraktive
Kaiser von Österreich 1853 mit der erst fünfzehnjährigen Sisi verlobte,
in die er sich Hals über Kopf verliebt hatte, obwohl ihm eigentlich
ihre ältere Schwester Helene zugedacht war. So wurde Sisi, die eine
ungewöhnlich freie Kindheit in Bayern verlebt hatte, 1854 im Alter von
nur sechzehn Jahren zur Kaiserin von Österreich. Wie später Diana wurde
auch Sisi sofort zum Liebling der Massen, die zusammenliefen, um einen
Blick auf sie zu erhaschen, sobald sie sich in der Öffentlichkeit
zeigte, und zum internationalen Medienstar, dessen Aussehen und
Kleidung weltweit bewundert und nachgeahmt wurden. Doch während das
Volk die junge Frau fanatisch liebte, wurde sie - so wie später Diana -
von der Hofgesellschaft abgelehnt, von den strengen Regeln des
Protokolls geradezu erdrückt und von ihrer Ehe mit dem verliebten, aber
hochbeschäftigten und nüchternen Franz Joseph zutiefst enttäuscht. Mit
ihrer für die damalige Zeit schockierend unkonventionellen Art, auf
diese Probleme zu reagieren, nahm Sisi vieles vorweg, was heute weit
verbreitet ist: Sie zelebrierte Jugendkult und Schlankheitswahn,
exzessiven Leistungssport und rastlose Reiselust, kompromisslose
Verweigerung und uneingeschränkte Individualität. Doch die erstaunliche
Freiheit, die sie sich erkämpft hatte, konnte sie ebenso wenig
glücklich machen wie die rauschenden Erfolge, die sie als weltberühmte
Schönheit und herausragende Sportlerin feierte. Sie wurde immer
rastloser, flüchtete in psychosomatische Krankheiten, experimentierte
mit Spiritismus, suchte Selbstverwirklichung in der Dichtkunst und
entwickelte nach dem Selbstmord ihres Sohnes Rudolf eine tiefe
Todessehnsucht.
Als sie 1898 auf einer ihrer vielen Reisen von einem Anarchisten in
Genf ermordet wurde, sahen ihre Vertrauten darin beinahe eine Erlösung.
Obwohl sie bei ihrem Tod fast 61 Jahre alt war, blieb sie der Nachwelt
als junge Schönheit in Erinnerung: Noch vor ihrem vierzigsten
Geburtstag hatte sie beschlossen, ihr Gesicht stets hinter einem Fächer
oder Schleier zu verdecken und Photographen wie Malern Modellsitzungen
zu verweigern. So mussten ihre Porträts jahrzehntelang nach
Photographien der jungen Sisi angefertigt werden, wodurch wie von ihr
geplant der Mythos einer früh verstorbenen zeitlosen Schönheit entstand.
* * *
KAISERIN ELISABETH (1837-1898)
Franz Schrotzberg, um 1862 // Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 9560
Reiche Leib-Stadtwägen des Wiener Hofes
Für offizielle Anlässe standen dem Kaiser und seiner Familie sogenannte
„Reiche Leib-Wägen" zur Verfügung, die durch ihre prunkvolle Gestaltung
besonders gut zur Repräsentation geeignet waren. Je nach Art der
Ereignisse waren unterschiedliche Wagentypen vorhanden: In der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es bei Hof „reiche" geschlossene
Stadtwägen („Berlinen" und „Coupés"), „reiche" Wägen, die sowohl offen
als auch geschlossen gefahren werden konnten („Landauer") und solche,
die nur bei Schönwetter in Gebrauch waren („Kaleschen"). Sie alle
existierten in Form von Zwei- und von Viersitzern. Darüber hinaus gab
es „reiche" Schlitten für den Winter und sogar „reiche" Sportfahrzeuge,
deren Gebrauch ausschließlich dem Kaiser vorbehalten war. Unter Kaiser
Franz Joseph wurde die Vielfalt der „reichen" Wagentypen deutlich
reduziert: Die „reichen" Landauer, Kaleschen und Freizeitwägen wurden
bis auf wenige Ausnahmen abgebrochen. Neu gebaut wurden hingegen
mehrere besonders schöne „reiche" Berlinen und Coupés, die dann bis
1918 regelmäßig bei offiziellen Auffahrten des Hofes im Einsatz waren.
ZWEISITZIGER GALA-STAATSWAGEN DES OBERSTSTALLMEISTERS
Wien, um 1790 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 12
PAARWEISZUG ZUM GALA-STAATSWAGEN DES OBERSTSTALLMEISTERS
Wien, Anfang 19. Jahrhundert // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. G 31
Dieses prunkvolle Berline-Coupé war der Gala-Staatswagen des
Oberstallmeisters, der als einer der vier höchsten Funktionäre bei Hof
für die Gestüte, die Stallungen und die Fahrzeuge des Hofes zuständig
war. Darüber hinaus organisierte er gemeinsam mit dem Obersthofmeister
sowohl Reisen als auch repräsentative Wagenauffahrten, wie etwa den
feierlichen Einzug einer Braut. Bei solchen Anlässen nahm der
Oberstallmeister auch selbst an prominenter Stelle an der Wagenauffahrt
teil. Dafür benützte er diesen Wagen, der um 1790 in Wien angefertigt
wurde.
COURSCHLEPPE, SOGENANNTER „MANTEAU", ZU EINEM GALAKLEID AUS DEM
BRAUTSCHATZ VON HERZOGIN ELISABETH IN BAYERN, DER KÜNFTIGEN KAISERIN
VON ÖSTERREICH
München, 1854 Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. N 207
Diese Schleppe galt in der Familie stets als Hochzeitsschleppe der
Kaiserin. 1989 konnte das Museum sie von einer direkten Nachfahrin
erwerben.
Alltagswägen der kaiserlichen Familie
Jene Fahrzeuge, deren Benutzung den Mitgliedern des Kaiserhauses
vorbehalten war, bezeichnete man als „Leibwägen" - bei
Alltagsfahrzeugen sprach man von „ordinären" Leib-Wägen. Die wenigen
erhaltenen Beispiele dieser Gruppe belegen allerdings eindrucksvoll,
dass auch sie von außerordentlicher Qualität und der für den Wiener Hof
so typischen, zurückhaltenden Eleganz geprägt waren. Hoffahrzeuge
konnten im Laufe ihrer Geschichte übrigens auch „Karriere" machen: So
wurden die hier gezeigten „ordinären" Leibwägen der 1850er Jahre (W 29
und W 30) seit ca. 1890 regelmäßig bei Staatsanlässen verwendet.
Die „ordinären" Leib-Coupés der 1880er Jahre, mit denen Kaiser Franz
Joseph täglich durch Wien fuhr, unterschieden sich auf den ersten Blick
kaum von jenen Fahrzeugen, die auch von anderen wohlhabenden
Persönlichkeiten benützt wurden. Aufgrund ihrer „hofgrünen" Lackierung,
der eleganten Verzierung mit Linien und Streifen aus echtem Gold und
der drappfarbenen Livree des Kutschers waren sie dennoch für jedermann
als Hoffahrzeuge erkennbar. Das war nicht zuletzt deshalb wichtig, weil
dadurch sichergestellt war, dass sie auf Österreichs Straßen stets
Vorrang erhielten.
* * *
REICHST AUSGESTATTETER KRÖNUNGS-LANDAUER
Hofsattlerei (Wien), 1825 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 39
Der „Landauer", der sowohl offen als auch geschlossen verwendet werden
konnte, hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine solche Beliebtheit
erlangt, dass er nun (in entsprechend reicher Ausführung) sogar
anstelle der zeremoniellen „Karosse" als Krönungswagen eingesetzt
wurde. Dabei wurde er stets offen gefahren, sodass die Insassen weithin
sichtbar waren. 1825 ließ Kaiser Franz I. für die ungarische Krönung
seiner vierten Gemahlin, Karoline Auguste, diesen besonders prächtigen
Landauer anfertigen, um die junge Monarchin gut in Szene zu setzen. Der
achtspännig gefahrene Wagen wurde bei den ungarischen Krönungen von
Ferdinand I. (1830) und Karl I. (1916) wiederverwendet.
LEIB-COUPÉ
Carl Marius (Wien), 1887 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 41
Dieses 1887 vom berühmten Wiener Wagenfabrikanten Marius nach „neuester
Façon" gebaute Leib-Coupé ist ein typischer kompakter Alltagswagen des
Wiener Hofes. Sein Kasten mit angebautem Sitz für Kutscher und Lakaien
ist direkt auf die Druckfedern des Fahrgestells montiert. In Europas
Städten waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Kutschen
dieser Art unterwegs. Dass dieses Fahrzeug den Kaiser oder die Kaiserin
transportierte, erkannte der Beobachter jedoch sofort an der eleganten
dunkelgrünen Lackierung, an der echten Feuervergoldung und an den
dezenten kaiserlichen Kronen an Wagenschlägen und Laternen. Luxuriös
war vor allem die Innenausstattung aus dunkelgrünem Seidenatlas und
Borten mit eingewebter Rudolfskrone.
LEIB-VICTORIA À LA DAUMONT
Laurenzi & Comp. (Wien), 1852/53 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 30
Die nach der englischen Königin benannte Victoria war um 1850 ein
eleganter Modewagen. Sie diente als reines Schönwetterfahrzeug für zwei
Personen, die ein Faltdach vor plötzlich einsetzendem Regen schützte.
Da der Kasten auf Türen verzichtete, konnten die Insassen besonders gut
gesehen werden. Dies machte die Victoria zu einem beliebten Damenwagen,
mit dem die Besitzerinnen ihre Garderobe bei der Ausfahrt wirkungsvoll
zur Geltung bringen konnten. Die hier vorgestellte, 1852 von Ludwig
Laurenzi gebaute Victoria ist für eine Bespannung à la Daumont
eingerichtet: Sie hat keinen Bock, da sie von berittenen Kutschern oder
Jockeys gelenkt wurde. Als Leibwagen war sie ausschließlich für den
Kaiser und seine Gemahlin bestimmt und somit eines jener Fahrzeuge, die
die frisch vermählte Kaiserin Elisabeth regelmäßig benützte.
VIERSITZIGE LEIB-KALESCHE À LA DAUMONT
Cesare Sala (Mailand), 1857 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 29
Als „Daumont"-Wagen bezeichnete man Kutschen ohne Bock, die von
berittenen Jockeys gelenkt wurden. Offene Daumont-Wägen galten als
besonders elegant, da die Aussicht der Fahrgäste weder durch ein Dach
noch durch einen Kutschbock behindert wurde. Das lederne Klappverdeck,
das die Insassen vor plötzlichen Regenschauern schützen sollte, war
normalerweise zurückgeschlagen. In Wien wurden Daumont-Wägen bei
schönem Wetter für Ausfahrten in der Stadt oder im Prater verwendet.
Der Hof besaß naturgemäß zahlreiche Fahrzeuge dieser Art, darunter
diese elegante Kalesche, die Franz Joseph und Elisabeth drei Jahre nach
ihrer Hochzeit beim berühmten Mailänder Wagenbauer Cesare Sala
bestellten. Sie wurde ursprünglich von sechs weißen Kladruber Hengsten
gezogen und diente als sommerlicher Alltagswagen für die kaiserliche
Familie.
GALA-UNIFORM EINES ÖSTERREICHISCHEN FELDMARSCHALLS IN DEUTSCHER ADJUSTIERUNG, GETRAGEN VON KAISER FRANZ JOSEPH I.
A. UZEL & SOHN (WIEN), 1910 KUNSTHISTORISCHES MUSEUM WIEN, MONTURDEPOT, INV.-NR. N 471
* * *
„CHENILLEKLEID" DER KAISERIN ELISABETH
Fanny Scheiner (Wien), um 1880, nach 1890 verändert // Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. N 124
Dieses Kleid aus hellem Satin und Seidentüll mit Chenille-Applikationen
wurde um 1880 von Sisis Lieblingsschneiderin Fanny Scheiner für sie
entworfen. Es wurde im Dezember 1889 wie die meisten hellen Kleider der
Kaiserin im Familienkreis verschenkt und nach 1890 für eine neue
Trägerin verändert. 1962 gelangte es als Schenkung einer Nachfahrin des
Kaiserhauses an das Kunsthistorische Museum.
REICHER ZWEISITZIGER LEIB-STADTWAGEN (COUPÉ) DER KAISERIN ELISABETH
Cesare Sala (Mailand), 1857 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 26
Der außerordentlich elegante Wagen wurde 1857 beim Mailänder
Wagenfabrikanten Cesare Sala angekauft. Mit dem ungewöhnlich hohen
Kaufpreis von 15.000 Gulden war er - nach derzeitigem Wissensstand -
bei weitem der teuerste Personenwagen, der im 19. Jahrhundert für den
Wiener Hof entstand. Das reich skulptierte Langwiedgestell mit
doppelter Federung betont ebenso wie die aufwendige Ausstattung mit
fünf Fenstern, vier prächtig verzierten Laternen, Dachgalerie und
vergoldeten Ornamentleisten an Oberkasten und Bodenschwellen den
besonders hohen zeremoniellen Rang des Fahrzeuges. Seiner Bedeutung
entsprechend wurde es mit acht weißen Kladruber Hengsten bespannt. Der
prunkvolle Wagen wurde bei Staatsangelegenheiten von Kaiserin Elisabeth
benützt. Erst nach deren Tod verwendeten ihn auch andere Mitglieder des
Kaiserhauses.
REICHER VIERSITZIGER LEIB-STADTWAGEN (BERLINE)
Carl Marius (Wien), 1865 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 17
1865 wurde diese prunkvolle Berline als Galawagen für das Kaiserpaar
angekauft. Franz Joseph und Elisabeth (und in späteren Jahren auch der
Kronprinz) verwendeten sie bei wichtigen Anlässen wie dem alljährlichen
Fronleichnamsfest. Den hohen Rang des Fahrzeuges erkennt man am reich
geschnitzten und vergoldeten Fahrgestell mit acht Federn, der
vollständigen Verglasung des Kastens, der Ausstattung mit vier
kostbaren Laternen und der bekrönenden Dachgalerie. Aufgrund ihrer
außerordentlichen Qualität wurde die Berline 1873 auf der Wiener
Weltausstellung präsentiert und von Beobachtern als Glanzpunkt der
österreichischen Wagenabteilung bezeichnet. Besonders bewundert wurden
die feinen gestalterischen Details, wie die Ausführung von Türschnallen
und Hängestützen des Kastens in Form von kaiserlichen Doppeladlern.
KINDERWAGEN DES „KÖNIGS VON ROM" (DES SPÄTEREN HERZOGS VON REICHSTADT)
J. Fr. Tremblay (Paris), nach Entwurf von Antonio Carassi; 1811/12 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 71
Der ursprünglich noch mit einem Sonnendach ausgestattete offene Wagen
wurde 1811/12 für den „König von Rom", den neugeborenen Sohn Napoleons
und der Erzherzogin Marie Louise angefertigt. Seine vier Kotflügel sind
als Adlerschwingen gestaltet und symbolisieren den mächtigen
kaiserlichen Vater, während der Prinz selbst, den man in Paris
„l'Aiglon" nannte, mit dem kleinen Adler zu identifizieren ist, der auf
der Reibscheit des Fahrgestells sitzt. Geschützt von den Schwingen
seines mächtigen Vaters, so die symbolische Botschaft des Wagens,
wächst der kleine Adler zum künftigen Kaiser heran. Die Kastenwände
sind mit vergoldeten Kupferreliefs und mit applizierten Sternen und
Bienen, den Symbolen der Familie Bonaparte, geschmückt. Der winzige
Wagen wurde von zwei eigens dafür abgerichteten Merinoschafen gezogen.
SCHWARZES HOFKLEID DER KAISERIN ELISABETH
Fanny Scheiner (Wien), um 1885 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. N 123
Dieses prachtvolle Kleid aus schwarzer Moireeseide mit Spitzenbesatz
und reicher Jetperlen-Stickerei ist vollkommen unverändert erhalten
geblieben. So dokumentiert es eindrucksvoll die hohe, schlanke Gestalt
der Kaiserin mit der unglaublich schmalen, längsovalen „Wiener
Wespentaille". Als kostbares Erinnerungsstück wurde es im Kaiserhaus
aufbewahrt und schließlich 1962 dem Kunsthistorischen Museum übergeben.
Die Kutschen der Kaiserkinder
Kutschen hatten einen festen Platz in allen Bereichen des höfischen
Lebens: Es gab Prunkfahrzeuge, die ausschließlich der Repräsentation
fürstlicher Macht dienten, und Gebrauchsfahrzeuge für Alltag, Reise
oder Freizeit. So war es selbstverständlich, dass auch die kaiserlichen
Kinder schon früh den Umgang mit Pferd und Wagen lernten, wobei die für
sie angefertigten Kutschen das ganze Spektrum zeitgenössischer Gefährte
vom höchstrangigen Repräsentationsfahrzeug bis hin zur sportlichen
Freizeitkutsche widerspiegeln. Angefertigt wurden die kaiserlichen
Kinderwägen von den bedeutendsten Kutschenfabrikanten ihrer Zeit, die
sie als exakte Miniaturausgaben der Fahrzeuge für Erwachsene
konzipierten. So kostbar die kleinen Fahrzeuge auch waren sie wurden
tatsächlich von den Kindern für Ausfahrten in den kaiserlichen Parks
benützt. Gezogen wurden sie je nach Art und Größe von eigens dafür
abgerichteten Schafen, Ziegen oder Ponys.
* * *
ZWEISITZIGE KINDERKALESCHE DES KÜNFTIGEN KAISERS FRANZ JOSEPH UND SEINER BRÜDER
Hofsattlerei (Wien), 1835 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 68
Diese exakte Miniaturnachbildung einer kaierlichen Reisekalesche wurde
1835 in nur drei Wochen von der Hofsattlerei als Weihnachtsgeschenk für
die Kinder von Erzherzog Franz Karl angefertigt: Die kleinen Erzherzöge
Franz Joseph (der spätere Kaiser), Maximilian (der spätere Kaiser von
Mexiko) und Karl Ludwig konnten hier beim Spielen abwechselnd in die
Rolle des Fahrgasts, des Kutschers oder des Lakaien schlüpfen. Doch
während sich die beiden jüngeren Brüder bereits am Weihnachtsabend
begeistert in der Kutsche durchs Zimmer ziehen ließen, spielte der
fünfjährige Franz Joseph lieber mit seinen neuen Zinnsoldaten: „Das,
was Militär ist, ist mir das liebste" war seine Begründung.
KINDERWAGEN DES KRONPRINZEN RUDOLF
Cesare Sala (Mailand), um 1860 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 69
Dieser bezaubernde kleine Kinderwagen wurde vom berühmten Mailänder
Wagenfabrikanten Cesare Sala für den heiß ersehnten Kronprinzen, Sisis
einzigen Sohn Rudolf, gebaut. Der Wagen für den kleinen Prinzen ist
eine Miniaturausgabe eines Luxusfahrzeuges für Erwachsene, die
verschwenderisch mit allen technischen und künstlerischen Finessen der
Zeit ausgestattet ist. Den offenen Kasten, in dem die Kinder einander
gegenüber sitzen konnten, ziert gemaltes Flechtwerk. Elegante längliche
Kotflügel schützten die kleinen Passagiere vor aufspritzendem Staub und
Schlamm. Ein Steckdach mit Seidenvorhängen und kleinen rudolfinischen
Kronen spendete Schatten. All dies betonte ebenso wie das reich
skulptierte und vergoldete Fahrgestell den hohen Rang des noch im
Kindesalter befindlichen Eigentümers. Gezogen wurde das elegante
Gefährt von zwei Ponys.
KINDERWAGEN DER ERZHERZOGIN GISELA
Österreich, um 1858/59 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 70
Diese elegante kleine Kalesche wurde für Erzherzogin Gisela, die 1856
geborene Tochter von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth,
gebaut. Wie bei hochrangigen Kinderwägen üblich, zeigt sie den gleichen
technischen und gestalterischen Luxus wie Kutschen für Erwachsene: Der
modisch schiffförmige Kasten ist direkt auf die Druckfedern des reich
vergoldeten Gestells montiert. Er trägt eine „hofgrüne" Lackierung und
eine Bordüre aus goldenen Ranken. Am Wagenschlag ist das Monogramm der
kleinen Erzherzogin angebracht. Briefen der Großmutter, Erzherzogin
Sophie, zufolge wurde der Miniaturwagen bereits 1859 von Gisela und
ihrem Bruder Rudolf in Bad Ischl verwendet: „Beide Kinder sahen so
glücklich aus", schreibt Sophie, als sie in dieser von einem Esel
gezogenen Kalesche „vor dem Hause auf- und abgefahren" wurden.
Die Fahrzeuge des höfischen Adels
Pferd und Wagen waren jahrhundertelang ein wichtiges Statussymbol des
Adels. Die meisten großen Familien unterhielten daher eigene Fuhrparks,
deren Fahrzeuge die Kutschen des Hofes an Reichtum und Schönheit
mitunter sogar übertrafen. So war es stets ein prunkvolles und viel
bestauntes Ereignis, wenn der Adel an großen weltlichen und kirchlichen
Feiertagen mit seinen Galawägen nach einem genau festgelegten Plan in
der Wiener Hofburg vorfuhr. Weniger feierlich, aber genauso prächtig
war die sogenannte Praterfahrt, die traditionell am 1. Mai stattfand.
Unter großem Zulauf der Öffentlichkeit fuhren die Adelsfamilien mit
ihren neuen Equipagen im Wiener Prater vor, wobei die Livreen der
Kutscher und Diener genau auf die Fahrzeuge abgestimmt waren. Die
Kutschen der österreichischen Adelshäuser wurden meist von denselben
berühmten Wiener Sattlermeistern angefertigt, die auch für den Kaiser
arbeiteten. Anders als bei den Hofwägen, die im 19. Jahrhundert ein
einheitliches Erscheinungsbild haben mussten, waren Gestaltung und
Ausstattung hier nur von der Mode und dem Geschmack des jeweiligen
Auftraggebers abhängig. Die „hofgrüne" Lackierung war dem Adel
allerdings untersagt, um Verwechslungen mit kaiserlichen Kutschen zu
vermeiden.
* * *
STADTWAGEN (COUPÉ) DER FÜRSTEN WINDISCH-GRAETZ
Michael Schmezer (Wien), um 1830 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 12
Die elegante Welt benützte im frühen 19. Jahrhundert gerne zweisitzige
Coupés, die je nach Ausstattung für unterschiedliche Anlässe zu
gebrauchen waren. Ein Wagen wie dieser, dessen Gestell ohne
Schwanenhälse gebaut und dessen Kasten an den Seitenpaneelen nur mit
kleinen bronzenen Kronen verziert ist, war zunächst für Ausfahrten am
Vormittag gedacht. Nachdem sich die Kutschenmode um die Mitte des
Jahrhunderts geändert hatte, wurden solche Fahrzeuge jedoch vor allem
bei zeremoniellen Gala-Anlässen verwendet. Die elegante weiß-blaue
Farbgebung des Coupés steht in reizvollem Kontrast zu den dunkelgrünen
Kutschen des Wiener Hofes. Sie ließ den Wagen aus der Masse der
Fahrzeuge herausstechen und betonte so gemeinsam mit der prächtigen
steifen Bockdecke und den gemalten Wappenzelten den hohen Rang seiner
Insassen.
DER KAISER UND SEIN HOFSTAAT
Kostüme: Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot
7. Adel ohne Hofamt
7.1. Galakleid eines ungarischen Magnaten (N 158)
7.2. Hofkleid für Ordensritter (U 986)
8. Garden
8.1. Hofdienst-Adjustierung des Kapitäns der Ersten Arcièren-Leibgarde (U 989)
8.2. Hofdienst-Adjustierung einer Charge der Ersten Arcièren-Leibgarde (U 990)
8.3. Hofdienst-Adjustierung einer Charge der Königlich Ungarischen Leibgarde (U 1012)
8.4. Hofdienst-Adjustierung einer Charge der Trabantenleibgarde (N 494)
9. Staats-Beamte
9.1. Gala-Uniform eines Ministers (N 162)
9.2. Gala- Uniform eines Sektionschefs im Handels-Ministerium (N 39)
9.3. Gala-Uniform eines Sektionschefs im Finanz-Ministerium (N 60)
9.4. Gala-Uniform eines Ministerialrats im Ministerium für Cultus und Unterricht (N 405)
9.5. Gala-Uniform eines Ministerialvizesekretärs im Ministerium des Inneren (N 142)
1. Hof-Beamte
1.1. Gala-Uniform eines Beamten der Cabinets-Kanzlei: Cabinets-Director (U 981)
1.2. Gala-Uniform eines Beamten der Cabinets-Kanzlei: Cabinets-Secretär (N 185)
1.3. Uniform eines Hofstaats-Beamten: Kustos im Kunsthistorischen Museum (U 1018)
1.4 Uniform eines Hofstaats-Beamten: Offizial in der Generaldirektion der Privat- und Familien- Fonde (N 186)
2. Beamte im k. u. k. Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Äußeren
2.1. Große Gala-Uniform eines zweiten Sektionschefs (Wien) / eines außerordentlichen Gesandten (Missionen) (U 977)
2.2. Große Uniform eines Sections-Rats / Hof- und
Ministerial-Sectretärs/Haus-, Hof- und Staats-Archivars (Wien) sowie
eines Legations-Rats II. Kat. / General-Consuls II. Kat. /
Legations-Sekretärs / Consuls (Missionen) (U 988)
3. Hof-Würdenträger
3.1. Gala-Uniform eines Obersthofmeisters / Oberstkämmerers /Obersthofmarschalls / Oberststallmeisters (N 325)
3.2. Gala-Uniform eines Geheimen Rats (N 161)
3.3. Gala-Uniform eines Kämmerers (N 499)
4. Edelknaben
Drei Gala-Kleider für Edelknaben (U 494, U 495, U 497)
5. Hofdiener
5.1. Gala-Dienstkleid eines Hausoffiziers: Hofkoch I. Klasse / Hof-silber-Verwahrer und Hoftafel-Aufseher/ Kammerdiener (N 290)
5.2. Gala-Dienstkleid eines Hausoffiziers: Hoftafedecker I. Klasse
/Hofkeller-Offiziant I. Klasse/ Saaltürhüter/ Zimmer-Aufseher I. Klasse
(U 88)
5.3. Drei Gala-Livreen für Livree-Diener: (U 16-0, U 16-7, U 16-10)
ZWEISITZIGER GALA-STAATSWAGEN DER FÜRSTEN SCHWARZENBERG
Entwurf von J.G. Magis (Wien), 1791 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 2
Fürst Karl Philipp zu Schwarzenberg war einer der bedeutendsten
Feldherrn zur Zeit der Franzosenkriege. 1791 ließ er diesen Galawagen
mit elegantem, neugotischem Dekor anfertigen, der als einzige sicher
datierbare österreichische Prunkkutsche des späten 18. Jahrhunderts von
besonderer Bedeutung für die Geschichte des europäischen Wagenbaus ist.
1809 wurde Schwarzenberg Botschafter in Paris und führte die
Verhandlungen über die Vermählung Napoleons mit Erzherzogin Marie
Louise. Nachdem man sich einig geworden war, schickte Napoleon seinen
Vertrauten Marschall Berthier nach Wien, der im Palais Schwarzenberg
Quartier nahm und in diesem Wagen in der Hofburg vorfuhr, um offiziell
als Brautwerber bei Kaiser Franz um die Hand von dessen Tochter
anzuhalten.
GALA-BERLINE FÜR DEN HOCHZEITSZUG NAPOLEONS, SPÄTER GALAWAGEN DER FÜRSTERZBISCHÖFE VON WIEN
Grosjean (Paris), um 1810 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 9
Der sehr qualitätvolle Wagen gehört zu einer Gruppe von über dreißig
Galafahrzeugen, die für die Vermählung Napoleons mit Marie Louise von
Österreich in Paris (1810) neu angefertigt wurden. Besonders kostbar
sind die feinen Eglomisé-Malereien der Fensterblenden, deren
mythologisch-erotische Motive auf das Hochzeitsfest anspielen. Sie
gehören, ebenso wie die reich ziselierten Bronzebeschläge mit
griechischem und ägyptischem Dekor, zur Originalausstattung der
Berline. Der ursprünglich komplett vergoldete Wagen gelangte später in
den Besitz der Wiener Fürst-Erzbischöfe, die ihn dunkel fassen und mit
ihrem Wappen versehen ließen. Der reiche figürliche Schmuck an Blenden
und Bronzen blieb hingegen trotz seiner heidnisch-erotischen Motive
unangetastet.
PHAETON-SCHLITTEN DER FÜRSTEN WINDISCH-GRAETZ
Wien, um 1800/1814 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 13
Schlittenfahrten gehörten seit dem Mittelalter zu den beliebtesten
Winter-Vergnügungen des Hofes und waren zugleich ein publikumswirksames
Spektakel, mit dem auch das Volk unterhalten wurde. Am 22. Jänner 1815
wurde im Rahmen des Wiener Kongresses die letzte öffentliche
Schlittenfahrt veranstaltet, an der neben den anwesenden Monarchen auch
der heimische Adel teilnehmen durfte, sofern er entsprechend prächtige
Equipagen besaß. Fürst Windisch-Graetz war einer der wenigen, die diese
Vorgabe erfüllen konnten: Sein verschwenderisch ausgestatteter
Phaeton-Schlitten entsprach der aktuellen Mode und war mit allen
Finessen der neuesten Technik versehen: Der filigrane Kasten ist
mehrfach gefedert und war ursprünglich mit echtem Leopardenfell
tapeziert, während Gestell und Kufen mit exquisiten Bildhauerarbeiten
in ägyptisch-griechischem Stil verziert sind.
SCHLITTENGESCHIRR DES WIENER HOFES
Wien, um 1814/15 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. G 340
Das prächtige Schlittengeschirr aus grünem Samt dürfte während des
Wiener Kongresses für die große Schlittenfahrt der Monarchen
angefertigt worden sein. Sein eleganter Empire-Dekor zeigt feine
Reliefs aus feuervergoldeter Bronze und unzählige vergoldete Glöckchen,
die zur Standard-Ausstattung von Schlittengeschirren gehörten: Sie
sollten helfen, Unfälle zu vermeiden, indem ihr Geklingel die übrigen
Verkehrsteilnehmer auf die ansonsten lautlos über den Schnee gleitenden
Gefährte aufmerksam machte.
Sport- und Freizeitfahrzeuge
Auch in der höfischen Freizeitgestaltung spielten Kutschen eine
wichtige Rolle. So war es seit dem 18. Jahrhundert ein sportliches
Vergnügen für Damen und Herren, schnelle Fahrzeuge selbst zu
kutschieren. Im Laufe der Zeit wurden dafür unterschiedlichste
Wagentypen konzipiert, die jedoch stets eines gemeinsam hatten: Sie
waren offene Gefährte ohne Kutschbock, wodurch die Herrschaft bequem
vom Fonds aus lenken konnte. Für die Fahrt zur Jagd gab es eigene,
geländegängige Wagentypen, in denen Jäger, Treiber und Gewehre
transportiert werden konnten. Zu Pferderennen oder Picknicks fuhr man
gerne in Fahrzeugen, die den Postkutschen nachempfunden waren: Sie
waren dafür besonders geeignet, weil ihre Dachsitze gute Aussicht boten
und weil sie zusätzlich mit Behältern für den Transport von Essen und
Getränken ausgestattet waren. Das typische Wintervergnügen des Barock,
das Schlittenkarussell in der Stadt, wurde im 19. Jahrhundert zugunsten
sportlicher Schlittenfahrten auf dem Lande aufgegeben. Dementsprechend
besaß der Hof unter Kaiser Franz Joseph eine Vielzahl von Schlitten
verschiedener Typen, darunter sportliche Gasselschlitten, die man
selbst kutschierte, große Schlitten für mehrere Passagiere und
Jagdschlitten, mit denen auch die Beute heimtransportiert werden konnte.
* * *
JAGDWAGEN, SOGENANNTE JAGDWURST DES PRINZEN VON SALERNO
Wien, um 1820 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 58
Für Landpartien und Jagdausflüge verwendete man in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts gerne „Wurstwägen": Sie waren mit einem länglichen
wurstförmigen Kasten ausgestattet, in dem Gewehre und Utensilien
aufbewahrt wurden. Seine gepolsterte Abdeckung diente hingegen als
Sitzbank, auf der eine große Zahl von Passagieren rittlings Platz
nehmen konnte. Dieser Wagen wurde für Prinz Leopold von
Bourbon-Salerno, einen Schwiegersohn von Kaiser Franz I., gebaut. Da er
sehr korpulent war, wurde seine Jagdwurst zusätzlich mit einem
Drehstuhl ausgestattet: So konnte er bequem vom Wagen aus auf das ihm
zugetriebene Wild schießen, ohne sich selbst bewegen zu müssen.
MAILCOACH (»DRAG«) DES WIENER HOFES
Jacob Lohner (Wien) und andere, Wien 1876 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 55
Im Zeitalter der Eisenbahn wurden sportliche Freizeitfahrzeuge populär,
die den alten Postkutschen nachempfunden waren. Auch der Wiener Hof
folgte dieser aus England kommenden Mode und kaufte 1876 eine Mailcoach
bei Jacob Lohner. Sie bot an den Außensitzen bis zu zwölf Personen
Platz und war ein ideales Schönwetter-Fahrzeug für Ausflüge und
Picknicks in größerer Gruppe. Einen Wagen dieser Dimension zu lenken
war allerdings eine besondere Herausforderung. Laut Sammlungstradition
stellte der Erste Stallmeister Graf Kinsky seine diesbezügliche
Geschicklichkeit unter Beweis, als er diese Mailcoach 1907 beim
Praterkorso lenkte.
JAGDGASSEL DES KRONPRINZEN RUDOLF
Sattlermeister Schwanzer, 1873 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 88
Während man für Ausfahrten in der Stadt oder in Parks große bequeme
Schlitten verwendete, die vom Kutscher gelenkt wurden, waren die
kleinen wendigen Gasselschlitten sportliche Flitzer, die vor allem am
Land zum Einsatz kamen. Sie wurden vom Besitzer selbst gelenkt und
konnten hohe Geschwindigkeit entwickeln, weshalb sie stets auch mit
einem Schutzgitter für den aufspritzenden Schnee ausgestattet waren.
Dieser Gasselschlitten, der 1873 auf der Wiener Weltausstellung gezeigt
und danach dem Kronprinzen Rudolf geschenkt wurde, ist ein besonders
originelles Beispiel seiner Gattung: Kufen und Stützen sind mit
Hirschgeweihen verziert und betonen dadurch die Funktion des Schlittens
als sportliches Jagdgefährt.
GROSSER GEFEDERTER LEIB-SCHLITTEN
S. Armbruster (Wien), 1897 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 86
Dieser elegante Leib-Schlitten war für winterliche Lustfahrten der
kaiserlichen Familie bestimmt. Zur größeren Bequemlichkeit ist der
zweisitzige Kasten für die Herrschaft mit Hilfe von Lederriemen in
C-Federn eingehängt. Die an Vorder- und Rückseite angebrachten
Sitzbänke für Kutscher und Lakaien sind hingegen ungefedert. Als
Hoffahrzeug ist der Schlitten grün lackiert, gold beschnitten und mit
rudolfinischen Kronen verziert. Um auch nachts ausfahren zu können, hat
er zwei Laternen. Kaiserin Elisabeth liebte es schon als junge Frau, im
Winter mit Schlitten im Schönbrunner Schlosspark auszufahren, wobei sie
gerne auch selbst kutschierte. In späteren Jahren benützte sie
vorwiegend große Schlitten wie diesen, die von ihrem Leib-Kutscher
gelenkt wurden.
REISEWAGEN DER GRAFEN HARRACH
um 1775 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 48
Ein privater Reisewagen war im 18. Jahrhundert ein außergewöhnlicher
Luxus, den sich nur wenige leisten konnten. Dementsprechend hochwertig
war auch die Qualität der Fahrzeuge. Die Berline der Grafen Harrach hat
ein robustes Fahrgestell, das den schlechten Straßenverhältnissen
standhalten konnte. Dennoch weist sie all jene Finessen auf, die das
Reisen damals bequemer machten: Die teuren Schwanenhälse der Langbäume
ermöglichten ein gutes Einschlagen der Vorderräder, und die S-Federn,
in denen der Kasten hängt, bewahrten die Insassen vor zu starken
Erschütterungen. Der elegante Wagenkasten entsprach der neuesten Mode,
die auf betonte Schlichtheit und exquisite handwerkliche Details wie
die fein ziselierte Dachgalerie setzte. Das Innere konnte durch
Holzjalousien mit geschnittenem Dekor abgedunkelt und vor neugierigen
Blicken geschützt werden.
Höfische Reisefahrzeuge
In der Zeit vor der Erfindung der Eisenbahn war das Reisen eine
beschwerliche und gefahrvolle Angelegenheit. Viele Menschen reisten zu
Fuß oder mit einer der meist überfüllten und wenig komfortablen
Postkutschen. Der Besitz eines eigenen Reisewagens war hingegen ein
Luxus, den sich nur die Mitglieder der höchsten Kreise leisten konnten.
Private Reisefahrzeuge waren meist gut gefedert, je nach Dauer der
Reise zum Sitzen oder zum Schlafen eingerichtet und mit ausreichendem
Stauraum für Gepäck versehen. Darüber hinaus verfügten sie über
spezielle Sicherheitsvorkehrungen zum Vermeiden von Unfällen. Im
Gebirge war man meist nicht mit Kutschen, sondern mit von Maultieren
getragenen Sänften unterwegs. Das Reisen mit ihnen war sicherer, weil
sie kein Fahrgestell hatten, wodurch die sonst so gefährlichen Rad- und
Achsenbrüche vermieden wurden. In der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts besaß der Wiener Hof rund hundert verschiedene
Reisefahrzeuge, mit denen nicht nur die Mitglieder des Herrscherhauses,
sondern auch Würdenträger, Angestellte und Boten in kaiserlichem
Auftrag unterwegs waren. Ab etwa 1860 wurde die Zahl der Reisewägen
kontinuierlich reduziert, da man nun vermehrt mit der Eisenbahn reiste.
* * *
REISE-SCHLAFWAGEN („DORMEUSE") VON KAISER FRANZ I.
Hofsattlerei (Wien), 1833 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 51
Kaiser Franz unternahm im Laufe seines Lebens rund 125 Reisen, die ihn
in alle Teile seines Reiches führten. Für längere Fahrten benützte er
diesen Wagen, in dem sogar ein Bett eingerichtet werden konnte. Die
„Dormeuse" ist robust gebaut und mit doppelten Riemen versehen, sodass
der Kasten bei einem Riss nicht kippen konnte. Bremsschuhe verhinderten
zu große Geschwindigkeit bei Gefällen und Bergstützen das Zurückrollen
bei Steigungen. An der Kastenrückwand und am Dach sind große
Gepäckbehälter angebracht. Den hohen Rang des Reisenden erkannte man an
der kostbaren Ausgestaltung des Wagens: Er ist „hofgrün" lackiert und
mit reichen feuervergoldeten Wappenbeschlägen verziert. Darüber hinaus
ist das gesamte Fahrgestell vergoldet, was bei den schlechten
Straßenverhältnissen der Zeit ein verschwenderischer Luxus war.
REISEWAGEN DER FÜRSTIN WILHELMINE VON THURN UND TAXIS
Baxter & Pearce (London), 1833 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 90
1833 kauften die Fürsten Thurn und Taxis in London diesen den
modernsten technischen Errungenschaften entsprechenden Reisewagen.
Anders als die Dormeuse von Kaiser Franz I. war er für kurze Reisen
bestimmt und ist daher nicht zum Schlafen eingerichtet. Zu seiner
ursprünglichen Ausstattung gehörte jedoch eine Leselampe. Der
Reisewagen ist ein Landaulett, dessen Dach bei Schönwetter geöffnet
werden konnte. Besonders innovativ ist die um 1830 neu aufgekommene
achtfache Federung mit auf elliptischen Druckfedern gelagerten
C-Federn. Für Reisewägen typisch sind der über der Hinterachse
angebrachte Dienersitz mit Klappverdeck und die Ausstattung mit
zahlreichen, teils mobilen Gepäcksbehältern. Zur Sicherheit des
Fahrgastes dienten die stabförmige Bergstütze und der gusseiserne
Bremsschuh, die bei Berg- und Talfahrten eingesetzt wurden.
LEIB-LANDAULETT DER KAISERIN ELISABETH - DER LETZTE VON IHR IN GENF BENÜTZTE WAGEN
Carl Marius jun. (Wien), 1885 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 40
Während Sisi als junge Frau noch häufig mit der Kutsche reiste, konnte
die reife Kaiserin bereits auf ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz
zurückgreifen. Auch wenn sie die großen Distanzen mit der Bahn
zurücklegte, führte sie jedoch stets eine bequeme Hof-Kutsche mit sich,
um am Ankunftsort keinen Wagen mieten zu müssen. Das hier gezeigte
Landaulett war eines jener Fahrzeuge, die die Kaiserin gerne auf Reisen
mitnahm. Es ist ein kleines, ebenso komfortables wie unauffälliges
Stadtfahrzeug, dessen Dach bei schönem Wetter geöffnet und bei
Schlechtwetter geschlossen werden kann. Auch auf Sisis letzter Reise in
Genf war dieser Wagen im Einsatz, weshalb er nach ihrer Ermordung als
besonderes Erinnerungsstück aufbewahrt wurde.
SCHWARZER LEICHENWAGEN
Hofsattlerei (Wien), 1876/77 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 5
Der imposante Schwarze Leichenwagen des Wiener Hofes wurde 1876/77 für
die gekrönten Mitglieder des Kaiserhauses gebaut. Nur für sie galt nach
Spanischem Hofzeremoniell die „große Trauer" mit der Trauerfarbe
Schwarz. Für alle übrigen Familienmitglieder gab es die „kleine Trauer"
mit der Trauerfarbe Rot und einem eigenen roten Leichenwagen. Als
Gemahlin des regierenden Kaisers wurde Sisi im am 17. September 1898
mit dem Schwarzen Leichenwagen zu Grabe getragen. Bei dieser letzten
Fahrt war der prachtvolle Wagen mit acht Rappen bespannt und wurde von
Edelknaben und Laternenträgern in schwarzer Trauerkleidung flankiert.
Achtzehn Jahre später (1916) wurde auch Elisabeths Gemahl Franz Joseph
in diesem Wagen zur Kapuzinergruft gefahren. 1989 fand der Schwarze
Leichenwagen beim Begräbnis der im Exil verstorbenen Kaiserin Zita zum
letzten Mal Verwendung.
Budapest 30. Dezember 1916
Zu Jahresende 1916 wurde mitten im Ersten Weltkrieg der junge Kaiser
Karl zum König von Ungarn gekrönt. Knapp zwei Jahre später verlor
Österreich-Ungarn den Krieg, das Reich zerfiel und der Monarch wurde
ins Exil geschickt. So war die prunkvolle Zeremonie der ungarischen
Krönung das letzte große höfische Fest, das in der 600-jährigen
Geschichte des Habsburgerreiches gefeiert wurde. Karl, 1887 als
Großneffe von Kaiser Franz Joseph geboren, wurde erst durch eine Kette
unvorhersehbarer Todesfälle (Selbstmord von Kronprinz Rudolf 1889 und
Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo 1914) zum Erben
des Reiches. Als er nach dem Tod Kaiser Franz Josephs (21. November
1916) die Regierung übernahm, war der Untergang der Monarchie jedoch
nicht mehr aufzuhalten. Am 11. November 1918 verzichtete Karl auf den
Thron. Er starb am 1. April 1922 im Exil auf Madeira.
* * *
UNGARISCHES FESTKLEID DES KRONPRINZEN OTTO
G. & E. Spitzer (Wien), 1916 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. D 9
Kronprinz Otto trug dieses Gewand in Budapest bei der Krönung seines
Vaters, Kaiser Karl, zum König von Ungarn. Mantel und Haube sind aus
Goldbrokat angefertigt und mit Hermelin besetzt. Die Schuhe aus weißem
Atlas sind mit Hermelinbesatz, Goldstickerei und Goldposamentrie
verziert.
KAISERIN/KÖNIGIN ZITA UND KRONPRINZ OTTO VOR DER KÖNIGSKRÖNUNG IN BUDAPEST AM 30. DEZEMBER 1916
Gyula Éder, 1929 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. Z 147
Während der König bei der Ungarischen Krönungszeremonie seit alters her
ritt, fuhr seine Gemahlin in der Kutsche zur Krönungskirche. So brachte
am 30. Dezember 1916 der prächtige Imperialwagen die Kaiserin/Königin
Zita und den kleinen Kronprinzen Otto zur Matthiaskirche in Budapest.
Das Gemälde zeigt den Moment der Ankunft vor der Krönungskirche: Ein
Lakai in der schwarz-gelben Gala-Livree des Wiener Hofes hat soeben den
Wagenschlag geöffnet. Der kleine Kronprinz im hermelinbesetzten
Galakleid hat den Wagen bereits verlassen und wird von zwei Magnaten in
prunkvollen Nationalkleidern ehrfürchtig begrüßt. In der Kutsche
erkennt man seine Mutter, die ein mit nationalen Elementen verziertes
Kleid aus weißer Seide und die heute nicht mehr existierende
Diamantenkrone der Österreichischen Kaiserinnen trägt.
GALA-CAPOT (MANTEL) FÜR LAKAIEN UND KUTSCHER
Wien, um 1900 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. U 11
Imperial Speed - Hochgeschwindigkeits-Fahrzeuge der Habsburger 1814-2014
Schnelle Gefährte selbst zu lenken, war eine sportliche
Herausforderung, die Fürsten Gelegenheit bot, ihre Herrscherqualitäten
anschaulich darzustellen: Nur wer imstande war, den Zugtieren seinen
Willen aufzuzwingen und sie umsichtig zu lenken, spornte sie zur
Höchstleistung an und konnte so Raum und Zeit überwinden. Auch die
Habsburger nützten diese Symbolik und zeigten sich gerne als Lenker
schneller Fahrzeuge, die technisch stets am Puls der Zeit waren. So hat
der 1814 gebaute Sportwagen
von Kaiser Franz I. neben exquisitem künstlerischen Dekor auch ein
vergoldetes Fahrgestell mit doppelten Schwanenhälsen aus damals
topmodernem Stahl. 100 Jahre danach war man bereits im
Automobilzeitalter angekommen: Der 1914 entstandene „Kaiserwagen"
hat einen Benzinmotor und verfügte ursprünglich über zwei austauschbare
Karosserien (offen für den Sommer und geschlossen für den Winter). 2014
katapultierte Rennfahrer Ferdinand Habsburg, der Urenkel des letzten
Kaisers, die illustre Reihe mit seinem von Künstlern designten Art Car ins 21. Jahrhundert.
So findet die jahrhundertelange Tradition künstlerisch gestalteter
Habsburger-Fahrzeuge einen spannenden Neubeginn, der das Bezugsgeflecht
von Macht, Kunst und Geschwindigkeit in die Formensprache unserer Zeit
übersetzt.
* * *
PIRUTSCHE (»BAROUCHE«) VON KAISER FRANZ I.
Wien, um 1814 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 65
Die Pirutsche war eines der beliebtesten Sommerfahrzeuge des frühen 19.
Jahrhunderts: ein flotter Zweisitzer mit Klappverdeck, den der Herr
oder die Dame selbst lenkte und der auch ausgesprochen schnell gefahren
werden konnte. Man verwen-dete sie bei Schönwetter für Ausfahrten in
den Parks oder in der Umgebung von Wien.
Der persönliche Sportwagen von Kaiser Franz unterschied sich von
anderen Pirutschen der Zeit durch seine besonders exquisite
künstlerische Gestaltung: Das filigrane Fahrgestell mit doppelten
Schwanenhälsen ist komplett vergoldet und mit Reliefs verziert, und
auch der Kasten zeigt reichen Golddekor mit fein gemalten
Eichenlaub-Bordüren, applizierten Wappen und Kronen. Selbst die Tür-
und Haltegriffe, die Spreitstangen des Faltdaches, die Radnaben und die
Schnallen der Hänge-riemen sind mit exquisitem künstlerischen Dekor
versehen.
HOF-AUTOMOBIL, SOGENANNTER KAISERWAGEN
Gräf & Stift (offene Sommer-Karosserie von Armbruster), Wien, 1914
// Kaiser-liche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 79 (Leihgabe Verein zur
Förderung der historischen Fahrzeuge der österreichischen
Automobilfabriken)
Ab 1909 wurden am Wiener Hof auch Personen-Automobile verwendet. So wie
die Kutschen gehörten sie zum Bestand der Wagenburg und waren durch die
„hofgrüne" Lackierung mit zartem Goldschnitt und die auf den Türschlag
gemalten Wappen als Fahrzeuge des Kaiserhauses erkennbar. Wurden sie
von Familienmitgliedern benutzt, so trugen sie an Stelle einer
Nummerntafel die österreichische Kaiserkrone. Dieser Wagen, der 1919
von Kaiser Karl ins Schweizer Exil mitgenommen wurde, ist nach
derzeitigem Wissenstand das einzige Hof-Automobil, das sich bis heute
erhalten hat. Er wurde 1996-1998 vollständig restauriert.
Technische Daten: Karosserie aus Holz, Benzinmotor (4 Zylinder mit 7400
cm³ Hubraum), 4-Gang-Getriebe mit 1 Retourgang, elektrische
Scheinwerfer, Leistung 45 PS, Geschwindigkeit ca. 90 km/h
Art Car (Rennwagen von Ferdinand Habsburg)
Formula Renault 1.6, künstlerische Gestaltung: Sabina Lang und Daniel
Baumann, 2014 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 105 (Leihgabe
von Ferdinand Habsburg)
Ferdinand Habsburg (geb. 1997) ist der Sohn von Karl, dem Chef des
Hauses Habsburg, und Kunst-Mäzenin Francesca, geb. Thyssen-Bornemisza.
Der junge Rennfahrer, der schon mit 8 Jahren erste Erfahrungen im
Gokart sammelte, ist 2014 mit dem Art Car in den Automobilrennsport
eingestiegen. Er hat sich durch zahlreiche Erfolge einen Namen als
aussichtsreiche Nachwuchshoffnung gemacht und wird von Experten als
vielversprechender Kandidat für die Formel 1 gehandelt. Für das
Schweizer KünstlerInnen-Duo Lang/Baumann war die Gestaltung des Art
Cars eine ebenso reizvolle wie ungewöhnliche Aufgabe: „Die spannende
Herausforderung war für uns, eine Malerei zu entwickeln, von der wir
wussten, dass sie als Gesamtes unfassbar bleibt: Obwohl als eine
zusammenhängende Zeichnung konzipiert, zeigt jede Seite des Objektes
ein völlig anderes Bild, welches zudem noch an einem vorbeirast."
(Lang/Baumann)
Technische Daten: Karosserie aus Carbon, Motor: Renault K4M RS 1,6
Liter Hubraum, 5-Gang-Getriebe sequentiell, Höchstleistung 140 PS bei
einer Maximaldrehzahl von 6750 U/Min, Geschwindigkeit ca. 230 km/h
KAISER FRANZ JOSEPH UND KÖNIG ALEXANDER VON SERBIEN IN EINER LEIB-VICTORIA IN BAD ISCHL
Kutscher und Leibjäger tragen die Alltags-(„Campagne") Livree des Wiener Hofes
Berthold Dominik Lippay, 1891
Kunsthistorisches Museum Wien, Wagenburg, Inv.-Nr. Z 19
Victoria! Ein Hofwagen und seine bewegte Geschichte
Unter den 600 Fahrzeugen des Wiener Hofes fanden sich um 1900 rund 70
„Victorias", die Kaiser Franz Joseph an schönen Tagen besonders gerne
verwendete. Für gewöhnliche Bürger*innen waren diese Fahrten in der
offenen Kutsche die einzige Möglichkeit, ihren Herrscher in natura zu
sehen. Entsprechend beliebt waren Fotografien und Gemälde, die Franz
Joseph in diesem Fahrzeugtyp zeigen. Als moderne Alltagswägen wurden
die Victorias nach dem Ende der Monarchie allerdings nicht dem Museum
übergeben, sondern entweder versteigert oder an Behörden „zur
Benützung" abgegeben. Sie schienen daher für immer verloren zu sein.
Als 1997 die Bundesanstalt für Pferdezucht Stadl-Paura privatisiert
wurde, stellte sich jedoch heraus, dass einige 1922 an das
Landwirtschaftsministerium übergebene Hof-Fahrzeuge dort in stark
verändertem Zustand erhalten geblieben waren. Darunter befand sich auch
Franz Josephs „Leib-Victoria Nr. 10", die 2018 bis 2021 mit
sensationellem Ergebnis restauriert wurde. So kann dieser Wagen, dessen
Anblick den Wiener*innen einst so vertraut war, nun erstmals seit über
100 Jahren wieder öffentlich gezeigt werden.
SOMMERWAGEN VON KAISER FRANZ JOSEPH, SOGENΑΝΝΤΕ LEIB-VICTORIA NR. 10
Gebrüder Kölber (Budapest), 1896
Kunsthistorisches Museum Wien, Wagenburg, Inv.-Nr. W 151
Provenienz: 1998 von der ehemaligen Bundesanstalt für Pferdezucht in Stadl-Paura übernommen
REICHGESCHNITZTER UND VERGOLDETER KARUSSELLWAGEN DER KÖNIGIN MARIA THERESIA
Nach einem Entwurf von Baltasar Moll, Wien, 1742 Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 49
Als erste Frau auf dem Habsburger-Thron musste Maria Theresia ihr Erbe
gegen eine überwältigende Übermacht verteidigen. Ihren ersten großen
militärischen Erfolg im Rahmen des Erbfolgekriegs feierte sie am 2.
Januar 1743 mit einem Karussell in der Wiener Hofreitschule. Dabei
waren es nicht die Herren, sondern sie selbst und ihre Hofdamen die
teils reitend, teils fahrend ihre Geschicklichkeit im Umgang mit
Lanzen, Degen, Pistolen und Pfeilen zeigten. Für die junge Monarchin
war das Karussell einerseits ein sportliches Vergnügen, für das sie mit
großer Begeisterung trainierte - andererseits war es ein klares
politisches Statement: Sie war zwar eine Frau, konnte aber in allem,
auch im Kampf, „ihren Mann stellen". Um diese Botschaft möglichst weit
zu verbreiten, zog sie mit ihren Mitstreiterinnen nach dem Wettkampf
noch durch die Straßen Wiens, während Flugblätter und illustrierte
Zeitungsberichte für internationale Publizität sorgten.
KARUSSELLWAGEN MARIA THERESIAS
Entwurf von Balthasar Moll, um 1742 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 49
Während Maria Theresia beim Damenkarussell ritt, führte ihre Schwester
Maria Anna eine der fahrenden Quadrillen an. Dafür hatte Hofbildhauer
Balthasar Moll acht silberne Muschelwägen entworfen. Die heutige
goldene Fassung stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Prunkfahrzeuge des Barock
Während „ordinäre" und „reiche" Leib-Wägen häufig verwendet wurden und
daher sowohl dem letzten Stand der Technik als auch der aktuellen Mode
entsprechen mussten, setzte der Wiener Hof bei den seltener gebrauchten
Gala-Fahrzeugen bewusst auf Tradition: Diese Kutschen kamen nur bei
höchstrangigen Ereignissen wie Krönungen, Hochzeiten oder Einzügen zum
Einsatz. Sie waren daher keine Transportmittel, sondern „Insignien",
also Zeichen der Macht und Würde des Herrscherhauses. Während andere
Dynastien, die erst im 19. Jahrhundert die Königs- oder Kaiserwürde
erlangt hatten, bei solchen Anlässen in prunkvollen modernen Kutschen
fuhren, konnten die Habsburger ihre lange Tradition durch die
Verwendung jahrhundertealter Karossen aus Familienbesitz verdeutlichen.
Aus diesem Grund haben sich zwei hochrangige barocke Krönungskarossen
bis heute erhalten. Ihre um die Mitte des 18. Jahrhunderts bereits
veraltete Bauform war zugleich ein Rangabzeichen. Auch die auf Riemen
gelagerten Rokoko-Berlinen, die um 1740/50 für die im Festzug
mitfahrenden Familienmitglieder und Würdenträger gebaut wurden,
erfüllten ihre Funktion bis zum Ende der Monarchie. Die prächtigen
Rokokoschlitten wurden hingegen als historische Erinnerungsstücke
aufbewahrt.
* * *
KRÖNUNGSZUG - SOGENANNTER IMPERIALZUG
Wien, 1838 unter Verwendung älterer Teile, erweitert 1851 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. G 1
Der „Imperialzug" wurde 1838 anlässlich der Krönung Ferdinands I. in
Mailand nach dem Vorbild des bis dahin verwendeten, mittlerweile aber
unbrauchbar gewordenen Zuggeschirrs aus dem 18. Jahrhundert neu
hergestellt. Das ursprünglich sechsspännige Geschirr wurde 1851 zum
Achterzug erweitert. Da der Imperialwagen nach Spanischem Zeremoniell
keinen Kutschbock hat, ist das zugehörige Geschirr mit zwei Fahrsätteln
für reitende Kutscher ausgestattet. Die aus Blankleder gefertigten
Riemen sind mit rotem Samt bezogen, der reich mit Gold bestickt und mit
Rosetten und Quasten aus Goldposamentrie geschmückt ist. Die prunkvoll
verzierten Beschläge und Schnallen sind aus vergoldeter Bronze
gearbeitet. Als krönenden Kopfputz tragen die Pferde weiße
Straußenfederbuschen.
IMPERIALWAGEN SISIS UNGARISCHER KRÖNUNGSWAGEN
Wien, um 1735 // Paneelmalereien von Franz Xaver Wagenschön, 1763 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 1
Beim „Imperialwagen" handelt es sich um die vornehmste Kutsche des
Wiener Hofes. Als kaiserlicher Paradewagen war er ein „Thron auf
Rädern", also gleichsam eine Insigne, die die Macht der Dynastie
repräsentierte und nur bei höchstrangigen Ereignissen wie Krönungen,
Hochzeiten oder Einzügen Verwendung fand. Auch Kaiserin Elisabeth
benützte den (eigens zu diesem Zweck nach Ungarn transportierten)
barocken Prunkwagen, als sie am 8. Juni 1867 unter dem Jubel der
Bevölkerung zu ihrer Krönung in die Budapester Matthiaskirche fuhr.
Fast fünfzig Jahre später (1916) wurde der Imperialwagen im Zuge der
ungarischen Krönung Kaiser Karls zum letzten Mal verwendet, um Kaiserin
Zita und Kronprinz Otto zur Kirche zu fahren.
RENNSCHLITTEN-EQUIPAGE DES WIENER HOFES
Wiener Hofwerkstatt, um 1740/50, Schlittengeschirr 1814/15 verändert // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nrn. W 81 und G 348/1
Dieser prächtige Schlitten wurde am 7. Februar 1765 von Joseph II.
gelenkt. Er saß auf der rückwärtigen Pritsche, seine Schwester Maria
Anna im muschelförmigen Kasten.
RENNSCHLITTEN-EQUIPAGE DES WIENER HOFES
Wiener Hofwerkstatt, um 1740/50, Schlittengeschirr 1814/15 verändert // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nrn. W 82 und G 348/2
Charakteristisch für Schlitten der Zeit Maria Theresias ist der Dekor
mit reich geschnitzten Rocaillen, die die Tektonik des Fahrzeugs
aufzulösen scheinen.
SCHLITTENFAHRT DES HOFES ANLÄSSLICH DER HOCHZEIT JOSEPHS II. (7. FEBRUAR 1765)
Franz Michael Augustin von Purgau, 1766 // Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 2591
Das Bild zeigt das Ende der Schlittenfahrt im großen Burghof. Im
zweiten Schlitten erkennt man Kaiser Franz Stephan mit der Braut, im
dritten führt der Bräutigam seine Schwester Maria Anna. Kaiserin Maria
Theresia verfolgt das Geschehen vom Balkon aus.
SPANISCHE LIVREE EINES KUTSCHERS FÜR DEN KRÖNUNGSZUG
Wiener Hofhandwerker, 1790 oder 1838 nach Vorbild von 1764 //
Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. U 1045, U 1033, U
1057, U 1059, U 1071, U 1019, U 228
Die sogenannte Spanische Livree, die nur bei höchstrangigen Anlässen
zum Einsatz kam, bestand aus einem gelben Samtrock („Dolman") und einem
schwarzen Samtmantel („Mente").
EINZUG VON KAISER FRANZ I. STEPHAN UND SEINEM SOHN JOSEPH II. IN FRANKFURT AM 29. MÄRZ 1764
Johann Dallinger von Dalling, 1766/67 // Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 7467
1764 wurde Joseph II. noch zu Lebzeiten seines Vaters als „Römischer
König" zu dessen Nachfolger gekrönt. Die Prozession beim Einzug in
Frankfurt bestand aus unzähligen Kutschen, die von reitenden
Würdenträgern und Gardisten sowie von Musikern und Dienern zu Fuß
begleitet wurden. Die beiden Fürsten waren in der prächtigen
Krönungskarosse weithin sichtbar.
ROKOKO-BERLINE, SOGENANNTER PRINZEN - ODER DAMENWAGEN
Wiener Hofwerkstatt, um 1750/60, Bock 2015 rekonstruiert // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 9
Für ihre große Kinderschar ließ Kaiserin Maria Theresia die sogenannten
Prinzen- und Damenwägen anfertigen, die man auch auf den großen
Zeremonienbildern in Schloss Schönbrunn gut erkennen kann. Sie waren
siebenfenstrige Berlinen, deren eleganter Dekor der neuesten
französischen Wagenmode entsprach. Fahrgestell und Kasten sind mit
üppigen Schnitzereien verziert und in den vornehmsten Farben (Rot und
echtes Blattgold) gefasst. Besonders kostbar sind auch die
Dachgalerien, Türschnallen und Radkappen aus skulptierter,
feuervergoldeter Bronze. Der Dekor der Wagenkästen zeigt rasterförmig
angeordnete Ranken auf echtem Goldgrund. Die „Prinzenwagen" wurden bei
allen großen Staats- und Familienfesten des Wiener Hofes bis ins Jahr
1916 verwendet.
MARIA THERESIA, FRANZ STEPHAN UND 11 IHRER 16 KINDER
Martin van Meytens, Schule, um 1764 // Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 3149
Das in mehreren Varianten existierende Gemälde zeigt das Herrscherpaar mit allen überlebenden Kindern.
Maria Theresias Vorrang wird dadurch betont, dass sie Szepter und
Reichsapfel hält und die Söhne nicht den Vater, sondern die Mutter
umgeben.
PRUNKKAROSSE DES WIENER HOFES
Gestell um 1690, Kasten um 1730/35, um 1800 neu zusammengestellt und
schwarz ausgestaltet // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 2
Die Karosse, bei der Vorder- und Hinterachse des Wagens durch einen
mittigen Langbaum verbunden sind, wurde in der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts durch die stabilere Berline mit zwei parallelen Langbäumen
verdrängt. Nur bei zeremoniellen Anlässen wurden weiterhin Karossen
verwendet. Am Habsburgerhof wurden sie nach dem Spanischen Zeremoniell
ohne Kutschbock gebaut und vom Pferd aus gelenkt, da niemand höher
sitzen durfte, als der Herrscher im Wagen. Als Joseph II. 1764 zum
Römischen König und künftigen Kaiser gekrönt wurde, zog er gemeinsam
mit seinem Vater, Kaiser Franz I. Stephan, in diesem Wagen in Frankfurt
ein. Um 1800 wurde die Karosse für Ausfahrten während einer Hoftrauer
schwarz ausgestaltet. Die Paneelmalereien von Michelangelo Unterberger
wurden erst 1919 wieder freigelegt.
Die Kaiserliche Wagenburg in Schönbrunn zeichnet anhand von prunkvollen
Fahrzeugen, Pferdegeschirren und Gewändern des österreichischen
Kaiserhauses ein ebenso eindrucksvolles wie lebendiges Bild des
höfischen Lebens zwischen Krönungen und Hochzeiten, beschwerlichen
Reisen und fröhlichen Jagden, Kinderspielen und Trauerzügen.
24 PORTRÄTS VON PFERDEN AUS DEM BESITZ DER KAISERIN ELISABETH
Wilhelm Richter, 1865/77 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. Z 51-74
Als leidenschaftliche Reiterin war Sisi auch eine große
Pferdeliebhaberin, die lange Zeit einen exquisiten Stall mit rund
dreißig eigenen Reit- und Zugtieren unterhielt. Viele dieser Pferde
wurden von den Malern des Hofes für die Kaiserin porträtiert. Ein
besonderes Kuriosum bildete die sogenannte Reitkapelle der Monarchin,
ein Salon, der ganz mit Pferdeporträts ausgekleidet war. Nur besondere
Gäste, die auch selbst Pferdeliebhaber waren, wurden von der Kaiserin
in diese „Kapelle" geführt. Einer von ihnen war Sisis Vorleser
Constantin Christomanos. „Sehen Sie", erklärte sie ihm vor den
Pferdebildern, „so viele Freunde habe ich schon verloren und keinen
einzigen gewonnen. Viele davon sind für mich in den Tod gegangen, was
kein Mensch je getan haben würde; eher würden sie mich ermorden."
PRUNKKAROSSE DES WIENER HOFES
Gestell um 1690, Kasten um 1730/35, um 1800 neu zusammengestellt und
schwarz ausgestaltet // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 2
Der Bogen spannt sich von den prächtigen goldenen Kutschen des Barocks
über die eleganten, technisch hochwertigen Fahrzeuge des 19.
Jahrhunderts bis hin zum Hof-Automobil des letzten Kaisers und dem
künstlerisch gestalteten Rennwagen seines Ur-Enkels (»Art Car«, 2014).
Glanzstück ist der barocke Imperialwagen, ein reich geschnitzter, mit
allegorischen Malereien geschmückter »Thron auf Rädern«, mit dem die
Habsburger einst zur Krönung fuhren. Sisi-Fans führt ein Rundgang mit
Video-Stationen durch das bewegte Leben der Kaiserin, von der die
Wagenburg einzigartige Kultobjekte wie ihre originalen Kleider,
Kutschen und Reitutensilien zeigen kann.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: