Kaiserliche Wagenburg Wien

Abteilung des Kunsthistorischen Museums, November 2024

Die Kaiserliche Wagenburg Wien ist ein auf dem Areal des Schlosses Schönbrunn in Wien-Hietzing gelegenes Museum, in dem Glanzstücke aus dem Fuhrpark des österreichischen Kaiserhauses sowie bekannter Adelshäuser, insbesondere von Thurn und Taxis, zu finden sind. Das Museum, eine Abteilung des Kunsthistorischen Museums, zählt zu den bedeutendsten Sammlungen höfischer Prunk- und Gebrauchsfahrzeuge.

Das österreichische Kaiserhaus besaß mit der „Wagenburg" einen der größten Fuhrparks der Welt, der in dem eigens dafür gebauten Hofstallgebäude bei der Wiener Hofburg (dem heutigen Museums Quartier) untergebracht war. Mit dem Ende der Monarchie wurde die Wagenburg aufgelöst und ein Großteil der rund 600 Fahrzeuge verkauft. Jene Gefährte, die man für historisch bedeutsam hielt, wurden hingegen dem Kunsthistorischen Museum übergeben, das 1922 Stallungen, Reithallen und Werkstätten der Kaiserlichen Wagenburg in Schönbrunn als Ausstellungsräume und Depots adaptierte. Seither zählt die Wagenburg zu den wichtigsten Attraktionen von Schönbrunn.

Mit prächtigen Fahrzeugen, Gemälden und einer einzigartigen Sammlung historischer Kostüme veranschaulicht die Wagenburg das höfische Leben zwischen Krönungen und Hochzeiten, beschwerlichen Reisen und fröhlichen Jagden, Kinderspielen und Trauerzügen. Zugleich dokumentiert sie wie kaum eine andere Sammlung die kontinuierliche Entwicklung des Wagen- baus von der Karosse des Barock bis hin zum modernen Automobil.
Darüber hinaus führt ein Rundgang mit Video-Stationen durch das bewegte Leben der Kaiserin Elisabeth, von der die Wagen- burg nicht nur Kutschen, sondern auch einzigartige Kultobjekte wie prächtige Roben, Accessoires und Reitutensilien besitzt.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

EINZUGSWAGEN FÜR SISI ALS KAISERLICHE BRAUT - URSPRÜNGLICH „MAILÄNDER KRÖNUNGSWAGEN" NAPOLEONS I.
Paris, um 1790 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 3

Der ursprünglich ganz vergoldete Wagen wurde um 1790 in Paris gebaut und 1805 von Napoleon bei seiner Mailänder Krönung zum König von Italien verwendet. Kaiser Franz I. brachte ihn nach seinem endgültigen Sieg über Napoleon nach Wien, wo der Wagen mit österreichischen Kronen und Wappen versehen zu einem der wichtigsten Fahrzeuge des Hofes wurde. So entstand die Tradition, dass kaiserliche und erzherzogliche Bräute im „Mailänder Wagen" ihren Einzug in Wien hielten. Auch Sisi zog am 23. April 1854 in diesem Wagen in ihre künftige Heimatstadt ein. Allerdings war sie keine „strahlende" Braut: Erschöpft und verängstigt saß sie neben ihrer Mutter, Herzogin Ludovika. Bei der Ankunft in der Hofburg blieb sie mit ihrem neuen Diamantendiadem an der Türfassung des Wagens hängen und strauchelte. Entsetzt über dieses Missgeschick, kam sie schluchzend in ihrem neuen Heim an.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

ZWEISITZIGE GALA-MAULTIERSÄNFTE
Wien, um 1700 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 90

Die mit rotem Leder bezogene und mit mehr als 11.000 vergoldeten Nägeln beschlagene Sänfte wurde von zwei Maultieren getragen und ist das älteste Objekt der Sammlung. Sie wurde als luxuriöses Reisefahrzeug gebaut und ist sogar mit einer Toilette ausgestattet. Als sich Mitte des 19. Jahrhunderts die Eisenbahn mehr und mehr durchsetzte, verschwanden die Sänften von Europas Straßen. Diese Prunksänfte blieb jedoch erhalten, da sie seit dem 18. Jahrhundert eine wichtige zeremonielle Funktion erfüllte: Wenn ein neuer Herrscher die Regierung antrat, diente sie dazu, den Erzherzogshut, die Krone des Landes Niederösterreich, in einer feierlichen Prozession von Stift Klosterneuburg zur Erbhuldigung nach Wien und wieder zurück zu bringen.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

HANDDECKE AUS ROTEM SAMT
WIEN: 1790, KAISERLICHE WAGENBURG WIEN, INV.-NR. S 181

Da Pferde als wichtige Symbole der Herrschermacht galten, wurden bei feierlichen Prozessionen oft sogenannte „Handpferde" mitgeführt, auf deren Rücken reich verzierte „Handdecken" lagen. Die hier gezeigte Handdecke gehört zu einer Gruppe von acht Exemplaren, die 1790 für die Krönungen von Leopold II. zum König von Ungarn und zum Römisch-deutschen Kaiser angefertigt wurden. Sie ist aus rotem Seidensamt gefertigt und mit dem von Greifen gehaltenen gestickten Wappen der Habsburger-Monarchie verziert. Besonders prächtig sind die Bordüre aus echtem Gold und die Fransen aus feinem Gold-Gespinst („Krepinen").

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

Die Wagenburg und Kaiserin Elisabeth
In der Wagenburg werden die Reste des zeitweise über 600 Fahrzeuge umfassenden Fuhrparks des Wiener Hofes aufbewahrt: Neben Prunkwägen für die kaiserliche Familie gab es Dienstfahrzeuge für die Hofangestellten, Lastwägen für den Transport von Gütern sowie Reise-, Sport-, Freizeit- und Kindergefährte. Seit 1814 waren die Hofwagen, die stets Vorfahrt hatten, durch ihre mit Gold kombinierte „hofgrüne" Lackierung gekennzeichnet, wobei die Breite der goldenen Streifen an den Rädern Aufschluss über den Rang des jeweiligen Insassen gab. Die meisten Fahrzeuge der Wagenburg gehörten zum Fuhrpark des Kaiserhauses, doch gibt es auch solche von Adelsfamilien, die das Privileg hatten, mit ihrer Kutsche in der Hofburg vorzufahren. Viele der Hofwagen wurden für Kaiserin Elisabeth gebaut andere, ältere Kutschen wurden in wichtigen Momenten ihres Lebens auch von ihr benützt. So stoßen Museumsbesucher bei ihrem Rundgang durch die Wagenburg immer wieder auf die Spuren von Sisi und können anhand der Kutschen das Leben der berühmten Monarchin von ihrem Einzug als kaiserliche Braut bis hin zu ihrem Begräbnis nachempfinden.

Kaiserin Elisabeth die Lady Diana des 19. Jahrhunderts
Ein hübsches, blutjunges Mädchen vom Land erobert das Herz des begehrtesten und mächtigsten Junggesellen der Welt. Als seine Frau wird es zur Fürstin, zur Mode-Ikone und zum internationalen Medienstar. Dennoch wird es zutiefst unglücklich und findet schließlich in relativ jungen Jahren einen gewaltsamen Tod. Das ist der Stoff, aus dem Mythen gemacht sind. In jüngerer Vergangenheit traf all das auf Lady Diana Spencer (1961-1997) zu, die früh verstorbene Ehefrau des britischen Thronfolgers Charles. Im 19. Jahrhundert war es Elisabeth, Herzogin in Bayern (1837-1898), deren tragisches Schicksal als Gemahlin des österreichischen Kaisers Franz Joseph Millionen von Herzen rührte und deren Faszination bis heute ungebrochen ist.

Ganz Europa glaubte an ein Märchen, als sich der junge attraktive Kaiser von Österreich 1853 mit der erst fünfzehnjährigen Sisi verlobte, in die er sich Hals über Kopf verliebt hatte, obwohl ihm eigentlich ihre ältere Schwester Helene zugedacht war. So wurde Sisi, die eine ungewöhnlich freie Kindheit in Bayern verlebt hatte, 1854 im Alter von nur sechzehn Jahren zur Kaiserin von Österreich. Wie später Diana wurde auch Sisi sofort zum Liebling der Massen, die zusammenliefen, um einen Blick auf sie zu erhaschen, sobald sie sich in der Öffentlichkeit zeigte, und zum internationalen Medienstar, dessen Aussehen und Kleidung weltweit bewundert und nachgeahmt wurden. Doch während das Volk die junge Frau fanatisch liebte, wurde sie - so wie später Diana - von der Hofgesellschaft abgelehnt, von den strengen Regeln des Protokolls geradezu erdrückt und von ihrer Ehe mit dem verliebten, aber hochbeschäftigten und nüchternen Franz Joseph zutiefst enttäuscht. Mit ihrer für die damalige Zeit schockierend unkonventionellen Art, auf diese Probleme zu reagieren, nahm Sisi vieles vorweg, was heute weit verbreitet ist: Sie zelebrierte Jugendkult und Schlankheitswahn, exzessiven Leistungssport und rastlose Reiselust, kompromisslose Verweigerung und uneingeschränkte Individualität. Doch die erstaunliche Freiheit, die sie sich erkämpft hatte, konnte sie ebenso wenig glücklich machen wie die rauschenden Erfolge, die sie als weltberühmte Schönheit und herausragende Sportlerin feierte. Sie wurde immer rastloser, flüchtete in psychosomatische Krankheiten, experimentierte mit Spiritismus, suchte Selbstverwirklichung in der Dichtkunst und entwickelte nach dem Selbstmord ihres Sohnes Rudolf eine tiefe Todessehnsucht.

Als sie 1898 auf einer ihrer vielen Reisen von einem Anarchisten in Genf ermordet wurde, sahen ihre Vertrauten darin beinahe eine Erlösung. Obwohl sie bei ihrem Tod fast 61 Jahre alt war, blieb sie der Nachwelt als junge Schönheit in Erinnerung: Noch vor ihrem vierzigsten Geburtstag hatte sie beschlossen, ihr Gesicht stets hinter einem Fächer oder Schleier zu verdecken und Photographen wie Malern Modellsitzungen zu verweigern. So mussten ihre Porträts jahrzehntelang nach Photographien der jungen Sisi angefertigt werden, wodurch wie von ihr geplant der Mythos einer früh verstorbenen zeitlosen Schönheit entstand.

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KAISERIN ELISABETH (1837-1898)
Franz Schrotzberg, um 1862 // Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 9560

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

Reiche Leib-Stadtwägen des Wiener Hofes
Für offizielle Anlässe standen dem Kaiser und seiner Familie sogenannte „Reiche Leib-Wägen" zur Verfügung, die durch ihre prunkvolle Gestaltung besonders gut zur Repräsentation geeignet waren. Je nach Art der Ereignisse waren unterschiedliche Wagentypen vorhanden: In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es bei Hof „reiche" geschlossene Stadtwägen („Berlinen" und „Coupés"), „reiche" Wägen, die sowohl offen als auch geschlossen gefahren werden konnten („Landauer") und solche, die nur bei Schönwetter in Gebrauch waren („Kaleschen"). Sie alle existierten in Form von Zwei- und von Viersitzern. Darüber hinaus gab es „reiche" Schlitten für den Winter und sogar „reiche" Sportfahrzeuge, deren Gebrauch ausschließlich dem Kaiser vorbehalten war. Unter Kaiser Franz Joseph wurde die Vielfalt der „reichen" Wagentypen deutlich reduziert: Die „reichen" Landauer, Kaleschen und Freizeitwägen wurden bis auf wenige Ausnahmen abgebrochen. Neu gebaut wurden hingegen mehrere besonders schöne „reiche" Berlinen und Coupés, die dann bis 1918 regelmäßig bei offiziellen Auffahrten des Hofes im Einsatz waren.

ZWEISITZIGER GALA-STAATSWAGEN DES OBERSTSTALLMEISTERS
Wien, um 1790 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 12

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

PAARWEISZUG ZUM GALA-STAATSWAGEN DES OBERSTSTALLMEISTERS
Wien, Anfang 19. Jahrhundert // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. G 31

Dieses prunkvolle Berline-Coupé war der Gala-Staatswagen des Oberstallmeisters, der als einer der vier höchsten Funktionäre bei Hof für die Gestüte, die Stallungen und die Fahrzeuge des Hofes zuständig war. Darüber hinaus organisierte er gemeinsam mit dem Obersthofmeister sowohl Reisen als auch repräsentative Wagenauffahrten, wie etwa den feierlichen Einzug einer Braut. Bei solchen Anlässen nahm der Oberstallmeister auch selbst an prominenter Stelle an der Wagenauffahrt teil. Dafür benützte er diesen Wagen, der um 1790 in Wien angefertigt wurde.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

COURSCHLEPPE, SOGENANNTER „MANTEAU", ZU EINEM GALAKLEID AUS DEM BRAUTSCHATZ VON HERZOGIN ELISABETH IN BAYERN, DER KÜNFTIGEN KAISERIN VON ÖSTERREICH
München, 1854 Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. N 207

Diese Schleppe galt in der Familie stets als Hochzeitsschleppe der Kaiserin. 1989 konnte das Museum sie von einer direkten Nachfahrin erwerben.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

Alltagswägen der kaiserlichen Familie
Jene Fahrzeuge, deren Benutzung den Mitgliedern des Kaiserhauses vorbehalten war, bezeichnete man als „Leibwägen" - bei Alltagsfahrzeugen sprach man von „ordinären" Leib-Wägen. Die wenigen erhaltenen Beispiele dieser Gruppe belegen allerdings eindrucksvoll, dass auch sie von außerordentlicher Qualität und der für den Wiener Hof so typischen, zurückhaltenden Eleganz geprägt waren. Hoffahrzeuge konnten im Laufe ihrer Geschichte übrigens auch „Karriere" machen: So wurden die hier gezeigten „ordinären" Leibwägen der 1850er Jahre (W 29 und W 30) seit ca. 1890 regelmäßig bei Staatsanlässen verwendet.

Die „ordinären" Leib-Coupés der 1880er Jahre, mit denen Kaiser Franz Joseph täglich durch Wien fuhr, unterschieden sich auf den ersten Blick kaum von jenen Fahrzeugen, die auch von anderen wohlhabenden Persönlichkeiten benützt wurden. Aufgrund ihrer „hofgrünen" Lackierung, der eleganten Verzierung mit Linien und Streifen aus echtem Gold und der drappfarbenen Livree des Kutschers waren sie dennoch für jedermann als Hoffahrzeuge erkennbar. Das war nicht zuletzt deshalb wichtig, weil dadurch sichergestellt war, dass sie auf Österreichs Straßen stets Vorrang erhielten.

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REICHST AUSGESTATTETER KRÖNUNGS-LANDAUER
Hofsattlerei (Wien), 1825 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 39

Der „Landauer", der sowohl offen als auch geschlossen verwendet werden konnte, hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine solche Beliebtheit erlangt, dass er nun (in entsprechend reicher Ausführung) sogar anstelle der zeremoniellen „Karosse" als Krönungswagen eingesetzt wurde. Dabei wurde er stets offen gefahren, sodass die Insassen weithin sichtbar waren. 1825 ließ Kaiser Franz I. für die ungarische Krönung seiner vierten Gemahlin, Karoline Auguste, diesen besonders prächtigen Landauer anfertigen, um die junge Monarchin gut in Szene zu setzen. Der achtspännig gefahrene Wagen wurde bei den ungarischen Krönungen von Ferdinand I. (1830) und Karl I. (1916) wiederverwendet.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

LEIB-COUPÉ
Carl Marius (Wien), 1887 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 41

Dieses 1887 vom berühmten Wiener Wagenfabrikanten Marius nach „neuester Façon" gebaute Leib-Coupé ist ein typischer kompakter Alltagswagen des Wiener Hofes. Sein Kasten mit angebautem Sitz für Kutscher und Lakaien ist direkt auf die Druckfedern des Fahrgestells montiert. In Europas Städten waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Kutschen dieser Art unterwegs. Dass dieses Fahrzeug den Kaiser oder die Kaiserin transportierte, erkannte der Beobachter jedoch sofort an der eleganten dunkelgrünen Lackierung, an der echten Feuervergoldung und an den dezenten kaiserlichen Kronen an Wagenschlägen und Laternen. Luxuriös war vor allem die Innenausstattung aus dunkelgrünem Seidenatlas und Borten mit eingewebter Rudolfskrone.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

LEIB-VICTORIA À LA DAUMONT
Laurenzi & Comp. (Wien), 1852/53 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 30

Die nach der englischen Königin benannte Victoria war um 1850 ein eleganter Modewagen. Sie diente als reines Schönwetterfahrzeug für zwei Personen, die ein Faltdach vor plötzlich einsetzendem Regen schützte. Da der Kasten auf Türen verzichtete, konnten die Insassen besonders gut gesehen werden. Dies machte die Victoria zu einem beliebten Damenwagen, mit dem die Besitzerinnen ihre Garderobe bei der Ausfahrt wirkungsvoll zur Geltung bringen konnten. Die hier vorgestellte, 1852 von Ludwig Laurenzi gebaute Victoria ist für eine Bespannung à la Daumont eingerichtet: Sie hat keinen Bock, da sie von berittenen Kutschern oder Jockeys gelenkt wurde. Als Leibwagen war sie ausschließlich für den Kaiser und seine Gemahlin bestimmt und somit eines jener Fahrzeuge, die die frisch vermählte Kaiserin Elisabeth regelmäßig benützte.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

VIERSITZIGE LEIB-KALESCHE À LA DAUMONT
Cesare Sala (Mailand), 1857 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 29

Als „Daumont"-Wagen bezeichnete man Kutschen ohne Bock, die von berittenen Jockeys gelenkt wurden. Offene Daumont-Wägen galten als besonders elegant, da die Aussicht der Fahrgäste weder durch ein Dach noch durch einen Kutschbock behindert wurde. Das lederne Klappverdeck, das die Insassen vor plötzlichen Regenschauern schützen sollte, war normalerweise zurückgeschlagen. In Wien wurden Daumont-Wägen bei schönem Wetter für Ausfahrten in der Stadt oder im Prater verwendet. Der Hof besaß naturgemäß zahlreiche Fahrzeuge dieser Art, darunter diese elegante Kalesche, die Franz Joseph und Elisabeth drei Jahre nach ihrer Hochzeit beim berühmten Mailänder Wagenbauer Cesare Sala bestellten. Sie wurde ursprünglich von sechs weißen Kladruber Hengsten gezogen und diente als sommerlicher Alltagswagen für die kaiserliche Familie.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

GALA-UNIFORM EINES ÖSTERREICHISCHEN FELDMARSCHALLS IN DEUTSCHER ADJUSTIERUNG, GETRAGEN VON KAISER FRANZ JOSEPH I.
A. UZEL & SOHN (WIEN), 1910 KUNSTHISTORISCHES MUSEUM WIEN, MONTURDEPOT, INV.-NR. N 471

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„CHENILLEKLEID" DER KAISERIN ELISABETH
Fanny Scheiner (Wien), um 1880, nach 1890 verändert // Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. N 124

Dieses Kleid aus hellem Satin und Seidentüll mit Chenille-Applikationen wurde um 1880 von Sisis Lieblingsschneiderin Fanny Scheiner für sie entworfen. Es wurde im Dezember 1889 wie die meisten hellen Kleider der Kaiserin im Familienkreis verschenkt und nach 1890 für eine neue Trägerin verändert. 1962 gelangte es als Schenkung einer Nachfahrin des Kaiserhauses an das Kunsthistorische Museum.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

REICHER ZWEISITZIGER LEIB-STADTWAGEN (COUPÉ) DER KAISERIN ELISABETH
Cesare Sala (Mailand), 1857 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 26

Der außerordentlich elegante Wagen wurde 1857 beim Mailänder Wagenfabrikanten Cesare Sala angekauft. Mit dem ungewöhnlich hohen Kaufpreis von 15.000 Gulden war er - nach derzeitigem Wissensstand - bei weitem der teuerste Personenwagen, der im 19. Jahrhundert für den Wiener Hof entstand. Das reich skulptierte Langwiedgestell mit doppelter Federung betont ebenso wie die aufwendige Ausstattung mit fünf Fenstern, vier prächtig verzierten Laternen, Dachgalerie und vergoldeten Ornamentleisten an Oberkasten und Bodenschwellen den besonders hohen zeremoniellen Rang des Fahrzeuges. Seiner Bedeutung entsprechend wurde es mit acht weißen Kladruber Hengsten bespannt. Der prunkvolle Wagen wurde bei Staatsangelegenheiten von Kaiserin Elisabeth benützt. Erst nach deren Tod verwendeten ihn auch andere Mitglieder des Kaiserhauses.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

REICHER VIERSITZIGER LEIB-STADTWAGEN (BERLINE)
Carl Marius (Wien), 1865 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 17

1865 wurde diese prunkvolle Berline als Galawagen für das Kaiserpaar angekauft. Franz Joseph und Elisabeth (und in späteren Jahren auch der Kronprinz) verwendeten sie bei wichtigen Anlässen wie dem alljährlichen Fronleichnamsfest. Den hohen Rang des Fahrzeuges erkennt man am reich geschnitzten und vergoldeten Fahrgestell mit acht Federn, der vollständigen Verglasung des Kastens, der Ausstattung mit vier kostbaren Laternen und der bekrönenden Dachgalerie. Aufgrund ihrer außerordentlichen Qualität wurde die Berline 1873 auf der Wiener Weltausstellung präsentiert und von Beobachtern als Glanzpunkt der österreichischen Wagenabteilung bezeichnet. Besonders bewundert wurden die feinen gestalterischen Details, wie die Ausführung von Türschnallen und Hängestützen des Kastens in Form von kaiserlichen Doppeladlern.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

KINDERWAGEN DES „KÖNIGS VON ROM" (DES SPÄTEREN HERZOGS VON REICHSTADT)
J. Fr. Tremblay (Paris), nach Entwurf von Antonio Carassi; 1811/12 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 71

Der ursprünglich noch mit einem Sonnendach ausgestattete offene Wagen wurde 1811/12 für den „König von Rom", den neugeborenen Sohn Napoleons und der Erzherzogin Marie Louise angefertigt. Seine vier Kotflügel sind als Adlerschwingen gestaltet und symbolisieren den mächtigen kaiserlichen Vater, während der Prinz selbst, den man in Paris „l'Aiglon" nannte, mit dem kleinen Adler zu identifizieren ist, der auf der Reibscheit des Fahrgestells sitzt. Geschützt von den Schwingen seines mächtigen Vaters, so die symbolische Botschaft des Wagens, wächst der kleine Adler zum künftigen Kaiser heran. Die Kastenwände sind mit vergoldeten Kupferreliefs und mit applizierten Sternen und Bienen, den Symbolen der Familie Bonaparte, geschmückt. Der winzige Wagen wurde von zwei eigens dafür abgerichteten Merinoschafen gezogen.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

SCHWARZES HOFKLEID DER KAISERIN ELISABETH
Fanny Scheiner (Wien), um 1885 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. N 123

Dieses prachtvolle Kleid aus schwarzer Moireeseide mit Spitzenbesatz und reicher Jetperlen-Stickerei ist vollkommen unverändert erhalten geblieben. So dokumentiert es eindrucksvoll die hohe, schlanke Gestalt der Kaiserin mit der unglaublich schmalen, längsovalen „Wiener Wespentaille". Als kostbares Erinnerungsstück wurde es im Kaiserhaus aufbewahrt und schließlich 1962 dem Kunsthistorischen Museum übergeben.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

Die Kutschen der Kaiserkinder
Kutschen hatten einen festen Platz in allen Bereichen des höfischen Lebens: Es gab Prunkfahrzeuge, die ausschließlich der Repräsentation fürstlicher Macht dienten, und Gebrauchsfahrzeuge für Alltag, Reise oder Freizeit. So war es selbstverständlich, dass auch die kaiserlichen Kinder schon früh den Umgang mit Pferd und Wagen lernten, wobei die für sie angefertigten Kutschen das ganze Spektrum zeitgenössischer Gefährte vom höchstrangigen Repräsentationsfahrzeug bis hin zur sportlichen Freizeitkutsche widerspiegeln. Angefertigt wurden die kaiserlichen Kinderwägen von den bedeutendsten Kutschenfabrikanten ihrer Zeit, die sie als exakte Miniaturausgaben der Fahrzeuge für Erwachsene konzipierten. So kostbar die kleinen Fahrzeuge auch waren sie wurden tatsächlich von den Kindern für Ausfahrten in den kaiserlichen Parks benützt. Gezogen wurden sie je nach Art und Größe von eigens dafür abgerichteten Schafen, Ziegen oder Ponys.

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ZWEISITZIGE KINDERKALESCHE DES KÜNFTIGEN KAISERS FRANZ JOSEPH UND SEINER BRÜDER
Hofsattlerei (Wien), 1835 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 68

Diese exakte Miniaturnachbildung einer kaierlichen Reisekalesche wurde 1835 in nur drei Wochen von der Hofsattlerei als Weihnachtsgeschenk für die Kinder von Erzherzog Franz Karl angefertigt: Die kleinen Erzherzöge Franz Joseph (der spätere Kaiser), Maximilian (der spätere Kaiser von Mexiko) und Karl Ludwig konnten hier beim Spielen abwechselnd in die Rolle des Fahrgasts, des Kutschers oder des Lakaien schlüpfen. Doch während sich die beiden jüngeren Brüder bereits am Weihnachtsabend begeistert in der Kutsche durchs Zimmer ziehen ließen, spielte der fünfjährige Franz Joseph lieber mit seinen neuen Zinnsoldaten: „Das, was Militär ist, ist mir das liebste" war seine Begründung.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

KINDERWAGEN DES KRONPRINZEN RUDOLF
Cesare Sala (Mailand), um 1860 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 69

Dieser bezaubernde kleine Kinderwagen wurde vom berühmten Mailänder Wagenfabrikanten Cesare Sala für den heiß ersehnten Kronprinzen, Sisis einzigen Sohn Rudolf, gebaut. Der Wagen für den kleinen Prinzen ist eine Miniaturausgabe eines Luxusfahrzeuges für Erwachsene, die verschwenderisch mit allen technischen und künstlerischen Finessen der Zeit ausgestattet ist. Den offenen Kasten, in dem die Kinder einander gegenüber sitzen konnten, ziert gemaltes Flechtwerk. Elegante längliche Kotflügel schützten die kleinen Passagiere vor aufspritzendem Staub und Schlamm. Ein Steckdach mit Seidenvorhängen und kleinen rudolfinischen Kronen spendete Schatten. All dies betonte ebenso wie das reich skulptierte und vergoldete Fahrgestell den hohen Rang des noch im Kindesalter befindlichen Eigentümers. Gezogen wurde das elegante Gefährt von zwei Ponys.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

KINDERWAGEN DER ERZHERZOGIN GISELA
Österreich, um 1858/59 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 70

Diese elegante kleine Kalesche wurde für Erzherzogin Gisela, die 1856 geborene Tochter von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth, gebaut. Wie bei hochrangigen Kinderwägen üblich, zeigt sie den gleichen technischen und gestalterischen Luxus wie Kutschen für Erwachsene: Der modisch schiffförmige Kasten ist direkt auf die Druckfedern des reich vergoldeten Gestells montiert. Er trägt eine „hofgrüne" Lackierung und eine Bordüre aus goldenen Ranken. Am Wagenschlag ist das Monogramm der kleinen Erzherzogin angebracht. Briefen der Großmutter, Erzherzogin Sophie, zufolge wurde der Miniaturwagen bereits 1859 von Gisela und ihrem Bruder Rudolf in Bad Ischl verwendet: „Beide Kinder sahen so glücklich aus", schreibt Sophie, als sie in dieser von einem Esel gezogenen Kalesche „vor dem Hause auf- und abgefahren" wurden.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

Die Fahrzeuge des höfischen Adels
Pferd und Wagen waren jahrhundertelang ein wichtiges Statussymbol des Adels. Die meisten großen Familien unterhielten daher eigene Fuhrparks, deren Fahrzeuge die Kutschen des Hofes an Reichtum und Schönheit mitunter sogar übertrafen. So war es stets ein prunkvolles und viel bestauntes Ereignis, wenn der Adel an großen weltlichen und kirchlichen Feiertagen mit seinen Galawägen nach einem genau festgelegten Plan in der Wiener Hofburg vorfuhr. Weniger feierlich, aber genauso prächtig war die sogenannte Praterfahrt, die traditionell am 1. Mai stattfand. Unter großem Zulauf der Öffentlichkeit fuhren die Adelsfamilien mit ihren neuen Equipagen im Wiener Prater vor, wobei die Livreen der Kutscher und Diener genau auf die Fahrzeuge abgestimmt waren. Die Kutschen der österreichischen Adelshäuser wurden meist von denselben berühmten Wiener Sattlermeistern angefertigt, die auch für den Kaiser arbeiteten. Anders als bei den Hofwägen, die im 19. Jahrhundert ein einheitliches Erscheinungsbild haben mussten, waren Gestaltung und Ausstattung hier nur von der Mode und dem Geschmack des jeweiligen Auftraggebers abhängig. Die „hofgrüne" Lackierung war dem Adel allerdings untersagt, um Verwechslungen mit kaiserlichen Kutschen zu vermeiden.

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STADTWAGEN (COUPÉ) DER FÜRSTEN WINDISCH-GRAETZ
Michael Schmezer (Wien), um 1830 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 12

Die elegante Welt benützte im frühen 19. Jahrhundert gerne zweisitzige Coupés, die je nach Ausstattung für unterschiedliche Anlässe zu gebrauchen waren. Ein Wagen wie dieser, dessen Gestell ohne Schwanenhälse gebaut und dessen Kasten an den Seitenpaneelen nur mit kleinen bronzenen Kronen verziert ist, war zunächst für Ausfahrten am Vormittag gedacht. Nachdem sich die Kutschenmode um die Mitte des Jahrhunderts geändert hatte, wurden solche Fahrzeuge jedoch vor allem bei zeremoniellen Gala-Anlässen verwendet. Die elegante weiß-blaue Farbgebung des Coupés steht in reizvollem Kontrast zu den dunkelgrünen Kutschen des Wiener Hofes. Sie ließ den Wagen aus der Masse der Fahrzeuge herausstechen und betonte so gemeinsam mit der prächtigen steifen Bockdecke und den gemalten Wappenzelten den hohen Rang seiner Insassen.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

DER KAISER UND SEIN HOFSTAAT
Kostüme: Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot

7. Adel ohne Hofamt
7.1. Galakleid eines ungarischen Magnaten (N 158)
7.2. Hofkleid für Ordensritter (U 986)
8. Garden
8.1. Hofdienst-Adjustierung des Kapitäns der Ersten Arcièren-Leibgarde (U 989)
8.2. Hofdienst-Adjustierung einer Charge der Ersten Arcièren-Leibgarde (U 990)
8.3. Hofdienst-Adjustierung einer Charge der Königlich Ungarischen Leibgarde (U 1012)
8.4. Hofdienst-Adjustierung einer Charge der Trabantenleibgarde (N 494)
9. Staats-Beamte
9.1. Gala-Uniform eines Ministers (N 162)
9.2. Gala- Uniform eines Sektionschefs im Handels-Ministerium (N 39)
9.3. Gala-Uniform eines Sektionschefs im Finanz-Ministerium (N 60)
9.4. Gala-Uniform eines Ministerialrats im Ministerium für Cultus und Unterricht (N 405)
9.5. Gala-Uniform eines Ministerialvizesekretärs im Ministerium des Inneren (N 142)

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1. Hof-Beamte
1.1. Gala-Uniform eines Beamten der Cabinets-Kanzlei: Cabinets-Director (U 981)
1.2. Gala-Uniform eines Beamten der Cabinets-Kanzlei: Cabinets-Secretär (N 185)
1.3. Uniform eines Hofstaats-Beamten: Kustos im Kunsthistorischen Museum (U 1018)
1.4 Uniform eines Hofstaats-Beamten: Offizial in der Generaldirektion der Privat- und Familien- Fonde (N 186)
2. Beamte im k. u. k. Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Äußeren
2.1. Große Gala-Uniform eines zweiten Sektionschefs (Wien) / eines außerordentlichen Gesandten (Missionen) (U 977)
2.2. Große Uniform eines Sections-Rats / Hof- und Ministerial-Sectretärs/Haus-, Hof- und Staats-Archivars (Wien) sowie eines Legations-Rats II. Kat. / General-Consuls II. Kat. / Legations-Sekretärs / Consuls (Missionen) (U 988)
3. Hof-Würdenträger
3.1. Gala-Uniform eines Obersthofmeisters / Oberstkämmerers /Obersthofmarschalls / Oberststallmeisters (N 325)
3.2. Gala-Uniform eines Geheimen Rats (N 161)
3.3. Gala-Uniform eines Kämmerers (N 499)
4. Edelknaben
Drei Gala-Kleider für Edelknaben (U 494, U 495, U 497)
5. Hofdiener
5.1. Gala-Dienstkleid eines Hausoffiziers: Hofkoch I. Klasse / Hof-silber-Verwahrer und Hoftafel-Aufseher/ Kammerdiener (N 290)
5.2. Gala-Dienstkleid eines Hausoffiziers: Hoftafedecker I. Klasse /Hofkeller-Offiziant I. Klasse/ Saaltürhüter/ Zimmer-Aufseher I. Klasse (U 88)
5.3. Drei Gala-Livreen für Livree-Diener: (U 16-0, U 16-7, U 16-10)

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ZWEISITZIGER GALA-STAATSWAGEN DER FÜRSTEN SCHWARZENBERG
Entwurf von J.G. Magis (Wien), 1791 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 2

Fürst Karl Philipp zu Schwarzenberg war einer der bedeutendsten Feldherrn zur Zeit der Franzosenkriege. 1791 ließ er diesen Galawagen mit elegantem, neugotischem Dekor anfertigen, der als einzige sicher datierbare österreichische Prunkkutsche des späten 18. Jahrhunderts von besonderer Bedeutung für die Geschichte des europäischen Wagenbaus ist. 1809 wurde Schwarzenberg Botschafter in Paris und führte die Verhandlungen über die Vermählung Napoleons mit Erzherzogin Marie Louise. Nachdem man sich einig geworden war, schickte Napoleon seinen Vertrauten Marschall Berthier nach Wien, der im Palais Schwarzenberg Quartier nahm und in diesem Wagen in der Hofburg vorfuhr, um offiziell als Brautwerber bei Kaiser Franz um die Hand von dessen Tochter anzuhalten.

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GALA-BERLINE FÜR DEN HOCHZEITSZUG NAPOLEONS, SPÄTER GALAWAGEN DER FÜRSTERZBISCHÖFE VON WIEN
Grosjean (Paris), um 1810 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 9

Der sehr qualitätvolle Wagen gehört zu einer Gruppe von über dreißig Galafahrzeugen, die für die Vermählung Napoleons mit Marie Louise von Österreich in Paris (1810) neu angefertigt wurden. Besonders kostbar sind die feinen Eglomisé-Malereien der Fensterblenden, deren mythologisch-erotische Motive auf das Hochzeitsfest anspielen. Sie gehören, ebenso wie die reich ziselierten Bronzebeschläge mit griechischem und ägyptischem Dekor, zur Originalausstattung der Berline. Der ursprünglich komplett vergoldete Wagen gelangte später in den Besitz der Wiener Fürst-Erzbischöfe, die ihn dunkel fassen und mit ihrem Wappen versehen ließen. Der reiche figürliche Schmuck an Blenden und Bronzen blieb hingegen trotz seiner heidnisch-erotischen Motive unangetastet.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

PHAETON-SCHLITTEN DER FÜRSTEN WINDISCH-GRAETZ
Wien, um 1800/1814 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 13

Schlittenfahrten gehörten seit dem Mittelalter zu den beliebtesten Winter-Vergnügungen des Hofes und waren zugleich ein publikumswirksames Spektakel, mit dem auch das Volk unterhalten wurde. Am 22. Jänner 1815 wurde im Rahmen des Wiener Kongresses die letzte öffentliche Schlittenfahrt veranstaltet, an der neben den anwesenden Monarchen auch der heimische Adel teilnehmen durfte, sofern er entsprechend prächtige Equipagen besaß. Fürst Windisch-Graetz war einer der wenigen, die diese Vorgabe erfüllen konnten: Sein verschwenderisch ausgestatteter Phaeton-Schlitten entsprach der aktuellen Mode und war mit allen Finessen der neuesten Technik versehen: Der filigrane Kasten ist mehrfach gefedert und war ursprünglich mit echtem Leopardenfell tapeziert, während Gestell und Kufen mit exquisiten Bildhauerarbeiten in ägyptisch-griechischem Stil verziert sind.

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SCHLITTENGESCHIRR DES WIENER HOFES
Wien, um 1814/15 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. G 340

Das prächtige Schlittengeschirr aus grünem Samt dürfte während des Wiener Kongresses für die große Schlittenfahrt der Monarchen angefertigt worden sein. Sein eleganter Empire-Dekor zeigt feine Reliefs aus feuervergoldeter Bronze und unzählige vergoldete Glöckchen, die zur Standard-Ausstattung von Schlittengeschirren gehörten: Sie sollten helfen, Unfälle zu vermeiden, indem ihr Geklingel die übrigen Verkehrsteilnehmer auf die ansonsten lautlos über den Schnee gleitenden Gefährte aufmerksam machte.

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Sport- und Freizeitfahrzeuge
Auch in der höfischen Freizeitgestaltung spielten Kutschen eine wichtige Rolle. So war es seit dem 18. Jahrhundert ein sportliches Vergnügen für Damen und Herren, schnelle Fahrzeuge selbst zu kutschieren. Im Laufe der Zeit wurden dafür unterschiedlichste Wagentypen konzipiert, die jedoch stets eines gemeinsam hatten: Sie waren offene Gefährte ohne Kutschbock, wodurch die Herrschaft bequem vom Fonds aus lenken konnte. Für die Fahrt zur Jagd gab es eigene, geländegängige Wagentypen, in denen Jäger, Treiber und Gewehre transportiert werden konnten. Zu Pferderennen oder Picknicks fuhr man gerne in Fahrzeugen, die den Postkutschen nachempfunden waren: Sie waren dafür besonders geeignet, weil ihre Dachsitze gute Aussicht boten und weil sie zusätzlich mit Behältern für den Transport von Essen und Getränken ausgestattet waren. Das typische Wintervergnügen des Barock, das Schlittenkarussell in der Stadt, wurde im 19. Jahrhundert zugunsten sportlicher Schlittenfahrten auf dem Lande aufgegeben. Dementsprechend besaß der Hof unter Kaiser Franz Joseph eine Vielzahl von Schlitten verschiedener Typen, darunter sportliche Gasselschlitten, die man selbst kutschierte, große Schlitten für mehrere Passagiere und Jagdschlitten, mit denen auch die Beute heimtransportiert werden konnte.

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JAGDWAGEN, SOGENANNTE JAGDWURST DES PRINZEN VON SALERNO
Wien, um 1820 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 58

Für Landpartien und Jagdausflüge verwendete man in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gerne „Wurstwägen": Sie waren mit einem länglichen wurstförmigen Kasten ausgestattet, in dem Gewehre und Utensilien aufbewahrt wurden. Seine gepolsterte Abdeckung diente hingegen als Sitzbank, auf der eine große Zahl von Passagieren rittlings Platz nehmen konnte. Dieser Wagen wurde für Prinz Leopold von Bourbon-Salerno, einen Schwiegersohn von Kaiser Franz I., gebaut. Da er sehr korpulent war, wurde seine Jagdwurst zusätzlich mit einem Drehstuhl ausgestattet: So konnte er bequem vom Wagen aus auf das ihm zugetriebene Wild schießen, ohne sich selbst bewegen zu müssen.

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MAILCOACH (»DRAG«) DES WIENER HOFES
Jacob Lohner (Wien) und andere, Wien 1876 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 55

Im Zeitalter der Eisenbahn wurden sportliche Freizeitfahrzeuge populär, die den alten Postkutschen nachempfunden waren. Auch der Wiener Hof folgte dieser aus England kommenden Mode und kaufte 1876 eine Mailcoach bei Jacob Lohner. Sie bot an den Außensitzen bis zu zwölf Personen Platz und war ein ideales Schönwetter-Fahrzeug für Ausflüge und Picknicks in größerer Gruppe. Einen Wagen dieser Dimension zu lenken war allerdings eine besondere Herausforderung. Laut Sammlungstradition stellte der Erste Stallmeister Graf Kinsky seine diesbezügliche Geschicklichkeit unter Beweis, als er diese Mailcoach 1907 beim Praterkorso lenkte.

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JAGDGASSEL DES KRONPRINZEN RUDOLF
Sattlermeister Schwanzer, 1873 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 88

Während man für Ausfahrten in der Stadt oder in Parks große bequeme Schlitten verwendete, die vom Kutscher gelenkt wurden, waren die kleinen wendigen Gasselschlitten sportliche Flitzer, die vor allem am Land zum Einsatz kamen. Sie wurden vom Besitzer selbst gelenkt und konnten hohe Geschwindigkeit entwickeln, weshalb sie stets auch mit einem Schutzgitter für den aufspritzenden Schnee ausgestattet waren. Dieser Gasselschlitten, der 1873 auf der Wiener Weltausstellung gezeigt und danach dem Kronprinzen Rudolf geschenkt wurde, ist ein besonders originelles Beispiel seiner Gattung: Kufen und Stützen sind mit Hirschgeweihen verziert und betonen dadurch die Funktion des Schlittens als sportliches Jagdgefährt.

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GROSSER GEFEDERTER LEIB-SCHLITTEN
S. Armbruster (Wien), 1897 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 86

Dieser elegante Leib-Schlitten war für winterliche Lustfahrten der kaiserlichen Familie bestimmt. Zur größeren Bequemlichkeit ist der zweisitzige Kasten für die Herrschaft mit Hilfe von Lederriemen in C-Federn eingehängt. Die an Vorder- und Rückseite angebrachten Sitzbänke für Kutscher und Lakaien sind hingegen ungefedert. Als Hoffahrzeug ist der Schlitten grün lackiert, gold beschnitten und mit rudolfinischen Kronen verziert. Um auch nachts ausfahren zu können, hat er zwei Laternen. Kaiserin Elisabeth liebte es schon als junge Frau, im Winter mit Schlitten im Schönbrunner Schlosspark auszufahren, wobei sie gerne auch selbst kutschierte. In späteren Jahren benützte sie vorwiegend große Schlitten wie diesen, die von ihrem Leib-Kutscher gelenkt wurden.

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REISEWAGEN DER GRAFEN HARRACH
um 1775 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 48

Ein privater Reisewagen war im 18. Jahrhundert ein außergewöhnlicher Luxus, den sich nur wenige leisten konnten. Dementsprechend hochwertig war auch die Qualität der Fahrzeuge. Die Berline der Grafen Harrach hat ein robustes Fahrgestell, das den schlechten Straßenverhältnissen standhalten konnte. Dennoch weist sie all jene Finessen auf, die das Reisen damals bequemer machten: Die teuren Schwanenhälse der Langbäume ermöglichten ein gutes Einschlagen der Vorderräder, und die S-Federn, in denen der Kasten hängt, bewahrten die Insassen vor zu starken Erschütterungen. Der elegante Wagenkasten entsprach der neuesten Mode, die auf betonte Schlichtheit und exquisite handwerkliche Details wie die fein ziselierte Dachgalerie setzte. Das Innere konnte durch Holzjalousien mit geschnittenem Dekor abgedunkelt und vor neugierigen Blicken geschützt werden.

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Höfische Reisefahrzeuge
In der Zeit vor der Erfindung der Eisenbahn war das Reisen eine beschwerliche und gefahrvolle Angelegenheit. Viele Menschen reisten zu Fuß oder mit einer der meist überfüllten und wenig komfortablen Postkutschen. Der Besitz eines eigenen Reisewagens war hingegen ein Luxus, den sich nur die Mitglieder der höchsten Kreise leisten konnten. Private Reisefahrzeuge waren meist gut gefedert, je nach Dauer der Reise zum Sitzen oder zum Schlafen eingerichtet und mit ausreichendem Stauraum für Gepäck versehen. Darüber hinaus verfügten sie über spezielle Sicherheitsvorkehrungen zum Vermeiden von Unfällen. Im Gebirge war man meist nicht mit Kutschen, sondern mit von Maultieren getragenen Sänften unterwegs. Das Reisen mit ihnen war sicherer, weil sie kein Fahrgestell hatten, wodurch die sonst so gefährlichen Rad- und Achsenbrüche vermieden wurden. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besaß der Wiener Hof rund hundert verschiedene Reisefahrzeuge, mit denen nicht nur die Mitglieder des Herrscherhauses, sondern auch Würdenträger, Angestellte und Boten in kaiserlichem Auftrag unterwegs waren. Ab etwa 1860 wurde die Zahl der Reisewägen kontinuierlich reduziert, da man nun vermehrt mit der Eisenbahn reiste.

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REISE-SCHLAFWAGEN („DORMEUSE") VON KAISER FRANZ I.
Hofsattlerei (Wien), 1833 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 51

Kaiser Franz unternahm im Laufe seines Lebens rund 125 Reisen, die ihn in alle Teile seines Reiches führten. Für längere Fahrten benützte er diesen Wagen, in dem sogar ein Bett eingerichtet werden konnte. Die „Dormeuse" ist robust gebaut und mit doppelten Riemen versehen, sodass der Kasten bei einem Riss nicht kippen konnte. Bremsschuhe verhinderten zu große Geschwindigkeit bei Gefällen und Bergstützen das Zurückrollen bei Steigungen. An der Kastenrückwand und am Dach sind große Gepäckbehälter angebracht. Den hohen Rang des Reisenden erkannte man an der kostbaren Ausgestaltung des Wagens: Er ist „hofgrün" lackiert und mit reichen feuervergoldeten Wappenbeschlägen verziert. Darüber hinaus ist das gesamte Fahrgestell vergoldet, was bei den schlechten Straßenverhältnissen der Zeit ein verschwenderischer Luxus war.

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REISEWAGEN DER FÜRSTIN WILHELMINE VON THURN UND TAXIS
Baxter & Pearce (London), 1833 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 90

1833 kauften die Fürsten Thurn und Taxis in London diesen den modernsten technischen Errungenschaften entsprechenden Reisewagen. Anders als die Dormeuse von Kaiser Franz I. war er für kurze Reisen bestimmt und ist daher nicht zum Schlafen eingerichtet. Zu seiner ursprünglichen Ausstattung gehörte jedoch eine Leselampe. Der Reisewagen ist ein Landaulett, dessen Dach bei Schönwetter geöffnet werden konnte. Besonders innovativ ist die um 1830 neu aufgekommene achtfache Federung mit auf elliptischen Druckfedern gelagerten C-Federn. Für Reisewägen typisch sind der über der Hinterachse angebrachte Dienersitz mit Klappverdeck und die Ausstattung mit zahlreichen, teils mobilen Gepäcksbehältern. Zur Sicherheit des Fahrgastes dienten die stabförmige Bergstütze und der gusseiserne Bremsschuh, die bei Berg- und Talfahrten eingesetzt wurden.

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LEIB-LANDAULETT DER KAISERIN ELISABETH - DER LETZTE VON IHR IN GENF BENÜTZTE WAGEN
Carl Marius jun. (Wien), 1885 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 40

Während Sisi als junge Frau noch häufig mit der Kutsche reiste, konnte die reife Kaiserin bereits auf ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz zurückgreifen. Auch wenn sie die großen Distanzen mit der Bahn zurücklegte, führte sie jedoch stets eine bequeme Hof-Kutsche mit sich, um am Ankunftsort keinen Wagen mieten zu müssen. Das hier gezeigte Landaulett war eines jener Fahrzeuge, die die Kaiserin gerne auf Reisen mitnahm. Es ist ein kleines, ebenso komfortables wie unauffälliges Stadtfahrzeug, dessen Dach bei schönem Wetter geöffnet und bei Schlechtwetter geschlossen werden kann. Auch auf Sisis letzter Reise in Genf war dieser Wagen im Einsatz, weshalb er nach ihrer Ermordung als besonderes Erinnerungsstück aufbewahrt wurde.

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SCHWARZER LEICHENWAGEN
Hofsattlerei (Wien), 1876/77 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 5

Der imposante Schwarze Leichenwagen des Wiener Hofes wurde 1876/77 für die gekrönten Mitglieder des Kaiserhauses gebaut. Nur für sie galt nach Spanischem Hofzeremoniell die „große Trauer" mit der Trauerfarbe Schwarz. Für alle übrigen Familienmitglieder gab es die „kleine Trauer" mit der Trauerfarbe Rot und einem eigenen roten Leichenwagen. Als Gemahlin des regierenden Kaisers wurde Sisi im am 17. September 1898 mit dem Schwarzen Leichenwagen zu Grabe getragen. Bei dieser letzten Fahrt war der prachtvolle Wagen mit acht Rappen bespannt und wurde von Edelknaben und Laternenträgern in schwarzer Trauerkleidung flankiert. Achtzehn Jahre später (1916) wurde auch Elisabeths Gemahl Franz Joseph in diesem Wagen zur Kapuzinergruft gefahren. 1989 fand der Schwarze Leichenwagen beim Begräbnis der im Exil verstorbenen Kaiserin Zita zum letzten Mal Verwendung.

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Budapest 30. Dezember 1916
Zu Jahresende 1916 wurde mitten im Ersten Weltkrieg der junge Kaiser Karl zum König von Ungarn gekrönt. Knapp zwei Jahre später verlor Österreich-Ungarn den Krieg, das Reich zerfiel und der Monarch wurde ins Exil geschickt. So war die prunkvolle Zeremonie der ungarischen Krönung das letzte große höfische Fest, das in der 600-jährigen Geschichte des Habsburgerreiches gefeiert wurde. Karl, 1887 als Großneffe von Kaiser Franz Joseph geboren, wurde erst durch eine Kette unvorhersehbarer Todesfälle (Selbstmord von Kronprinz Rudolf 1889 und Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo 1914) zum Erben des Reiches. Als er nach dem Tod Kaiser Franz Josephs (21. November 1916) die Regierung übernahm, war der Untergang der Monarchie jedoch nicht mehr aufzuhalten. Am 11. November 1918 verzichtete Karl auf den Thron. Er starb am 1. April 1922 im Exil auf Madeira.

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UNGARISCHES FESTKLEID DES KRONPRINZEN OTTO
G. & E. Spitzer (Wien), 1916 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. D 9

Kronprinz Otto trug dieses Gewand in Budapest bei der Krönung seines Vaters, Kaiser Karl, zum König von Ungarn. Mantel und Haube sind aus Goldbrokat angefertigt und mit Hermelin besetzt. Die Schuhe aus weißem Atlas sind mit Hermelinbesatz, Goldstickerei und Goldposamentrie verziert.

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KAISERIN/KÖNIGIN ZITA UND KRONPRINZ OTTO VOR DER KÖNIGSKRÖNUNG IN BUDAPEST AM 30. DEZEMBER 1916
Gyula Éder, 1929 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. Z 147

Während der König bei der Ungarischen Krönungszeremonie seit alters her ritt, fuhr seine Gemahlin in der Kutsche zur Krönungskirche. So brachte am 30. Dezember 1916 der prächtige Imperialwagen die Kaiserin/Königin Zita und den kleinen Kronprinzen Otto zur Matthiaskirche in Budapest. Das Gemälde zeigt den Moment der Ankunft vor der Krönungskirche: Ein Lakai in der schwarz-gelben Gala-Livree des Wiener Hofes hat soeben den Wagenschlag geöffnet. Der kleine Kronprinz im hermelinbesetzten Galakleid hat den Wagen bereits verlassen und wird von zwei Magnaten in prunkvollen Nationalkleidern ehrfürchtig begrüßt. In der Kutsche erkennt man seine Mutter, die ein mit nationalen Elementen verziertes Kleid aus weißer Seide und die heute nicht mehr existierende Diamantenkrone der Österreichischen Kaiserinnen trägt.

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GALA-CAPOT (MANTEL) FÜR LAKAIEN UND KUTSCHER
Wien, um 1900 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. U 11

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Imperial Speed - Hochgeschwindigkeits-Fahrzeuge der Habsburger 1814-2014
Schnelle Gefährte selbst zu lenken, war eine sportliche Herausforderung, die Fürsten Gelegenheit bot, ihre Herrscherqualitäten anschaulich darzustellen: Nur wer imstande war, den Zugtieren seinen Willen aufzuzwingen und sie umsichtig zu lenken, spornte sie zur Höchstleistung an und konnte so Raum und Zeit überwinden. Auch die Habsburger nützten diese Symbolik und zeigten sich gerne als Lenker schneller Fahrzeuge, die technisch stets am Puls der Zeit waren. So hat der 1814 gebaute Sportwagen von Kaiser Franz I. neben exquisitem künstlerischen Dekor auch ein vergoldetes Fahrgestell mit doppelten Schwanenhälsen aus damals topmodernem Stahl. 100 Jahre danach war man bereits im Automobilzeitalter angekommen: Der 1914 entstandene „Kaiserwagen" hat einen Benzinmotor und verfügte ursprünglich über zwei austauschbare Karosserien (offen für den Sommer und geschlossen für den Winter). 2014 katapultierte Rennfahrer Ferdinand Habsburg, der Urenkel des letzten Kaisers, die illustre Reihe mit seinem von Künstlern designten Art Car ins 21. Jahrhundert. So findet die jahrhundertelange Tradition künstlerisch gestalteter Habsburger-Fahrzeuge einen spannenden Neubeginn, der das Bezugsgeflecht von Macht, Kunst und Geschwindigkeit in die Formensprache unserer Zeit übersetzt.

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PIRUTSCHE (»BAROUCHE«) VON KAISER FRANZ I.
Wien, um 1814 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 65

Die Pirutsche war eines der beliebtesten Sommerfahrzeuge des frühen 19. Jahrhunderts: ein flotter Zweisitzer mit Klappverdeck, den der Herr oder die Dame selbst lenkte und der auch ausgesprochen schnell gefahren werden konnte. Man verwen-dete sie bei Schönwetter für Ausfahrten in den Parks oder in der Umgebung von Wien.
Der persönliche Sportwagen von Kaiser Franz unterschied sich von anderen Pirutschen der Zeit durch seine besonders exquisite künstlerische Gestaltung: Das filigrane Fahrgestell mit doppelten Schwanenhälsen ist komplett vergoldet und mit Reliefs verziert, und auch der Kasten zeigt reichen Golddekor mit fein gemalten Eichenlaub-Bordüren, applizierten Wappen und Kronen. Selbst die Tür- und Haltegriffe, die Spreitstangen des Faltdaches, die Radnaben und die Schnallen der Hänge-riemen sind mit exquisitem künstlerischen Dekor versehen.

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HOF-AUTOMOBIL, SOGENANNTER KAISERWAGEN
Gräf & Stift (offene Sommer-Karosserie von Armbruster), Wien, 1914 // Kaiser-liche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 79 (Leihgabe Verein zur Förderung der historischen Fahrzeuge der österreichischen Automobilfabriken)

Ab 1909 wurden am Wiener Hof auch Personen-Automobile verwendet. So wie die Kutschen gehörten sie zum Bestand der Wagenburg und waren durch die „hofgrüne" Lackierung mit zartem Goldschnitt und die auf den Türschlag gemalten Wappen als Fahrzeuge des Kaiserhauses erkennbar. Wurden sie von Familienmitgliedern benutzt, so trugen sie an Stelle einer Nummerntafel die österreichische Kaiserkrone. Dieser Wagen, der 1919 von Kaiser Karl ins Schweizer Exil mitgenommen wurde, ist nach derzeitigem Wissenstand das einzige Hof-Automobil, das sich bis heute erhalten hat. Er wurde 1996-1998 vollständig restauriert.
Technische Daten: Karosserie aus Holz, Benzinmotor (4 Zylinder mit 7400 cm³ Hubraum), 4-Gang-Getriebe mit 1 Retourgang, elektrische Scheinwerfer, Leistung 45 PS, Geschwindigkeit ca. 90 km/h

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Art Car (Rennwagen von Ferdinand Habsburg)
Formula Renault 1.6, künstlerische Gestaltung: Sabina Lang und Daniel Baumann, 2014 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. D 105 (Leihgabe von Ferdinand Habsburg)

Ferdinand Habsburg (geb. 1997) ist der Sohn von Karl, dem Chef des Hauses Habsburg, und Kunst-Mäzenin Francesca, geb. Thyssen-Bornemisza. Der junge Rennfahrer, der schon mit 8 Jahren erste Erfahrungen im Gokart sammelte, ist 2014 mit dem Art Car in den Automobilrennsport eingestiegen. Er hat sich durch zahlreiche Erfolge einen Namen als aussichtsreiche Nachwuchshoffnung gemacht und wird von Experten als vielversprechender Kandidat für die Formel 1 gehandelt. Für das Schweizer KünstlerInnen-Duo Lang/Baumann war die Gestaltung des Art Cars eine ebenso reizvolle wie ungewöhnliche Aufgabe: „Die spannende Herausforderung war für uns, eine Malerei zu entwickeln, von der wir wussten, dass sie als Gesamtes unfassbar bleibt: Obwohl als eine zusammenhängende Zeichnung konzipiert, zeigt jede Seite des Objektes ein völlig anderes Bild, welches zudem noch an einem vorbeirast." (Lang/Baumann)
Technische Daten: Karosserie aus Carbon, Motor: Renault K4M RS 1,6 Liter Hubraum, 5-Gang-Getriebe sequentiell, Höchstleistung 140 PS bei einer Maximaldrehzahl von 6750 U/Min, Geschwindigkeit ca. 230 km/h

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

KAISER FRANZ JOSEPH UND KÖNIG ALEXANDER VON SERBIEN IN EINER LEIB-VICTORIA IN BAD ISCHL
Kutscher und Leibjäger tragen die Alltags-(„Campagne") Livree des Wiener Hofes
Berthold Dominik Lippay, 1891
Kunsthistorisches Museum Wien, Wagenburg, Inv.-Nr. Z 19

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

Victoria! Ein Hofwagen und seine bewegte Geschichte
Unter den 600 Fahrzeugen des Wiener Hofes fanden sich um 1900 rund 70 „Victorias", die Kaiser Franz Joseph an schönen Tagen besonders gerne verwendete. Für gewöhnliche Bürger*innen waren diese Fahrten in der offenen Kutsche die einzige Möglichkeit, ihren Herrscher in natura zu sehen. Entsprechend beliebt waren Fotografien und Gemälde, die Franz Joseph in diesem Fahrzeugtyp zeigen. Als moderne Alltagswägen wurden die Victorias nach dem Ende der Monarchie allerdings nicht dem Museum übergeben, sondern entweder versteigert oder an Behörden „zur Benützung" abgegeben. Sie schienen daher für immer verloren zu sein. Als 1997 die Bundesanstalt für Pferdezucht Stadl-Paura privatisiert wurde, stellte sich jedoch heraus, dass einige 1922 an das Landwirtschaftsministerium übergebene Hof-Fahrzeuge dort in stark verändertem Zustand erhalten geblieben waren. Darunter befand sich auch Franz Josephs „Leib-Victoria Nr. 10", die 2018 bis 2021 mit sensationellem Ergebnis restauriert wurde. So kann dieser Wagen, dessen Anblick den Wiener*innen einst so vertraut war, nun erstmals seit über 100 Jahren wieder öffentlich gezeigt werden.

SOMMERWAGEN VON KAISER FRANZ JOSEPH, SOGENΑΝΝΤΕ LEIB-VICTORIA NR. 10
Gebrüder Kölber (Budapest), 1896
Kunsthistorisches Museum Wien, Wagenburg, Inv.-Nr. W 151
Provenienz: 1998 von der ehemaligen Bundesanstalt für Pferdezucht in Stadl-Paura übernommen

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

REICHGESCHNITZTER UND VERGOLDETER KARUSSELLWAGEN DER KÖNIGIN MARIA THERESIA
Nach einem Entwurf von Baltasar Moll, Wien, 1742 Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 49

Als erste Frau auf dem Habsburger-Thron musste Maria Theresia ihr Erbe gegen eine überwältigende Übermacht verteidigen. Ihren ersten großen militärischen Erfolg im Rahmen des Erbfolgekriegs feierte sie am 2. Januar 1743 mit einem Karussell in der Wiener Hofreitschule. Dabei waren es nicht die Herren, sondern sie selbst und ihre Hofdamen die teils reitend, teils fahrend ihre Geschicklichkeit im Umgang mit Lanzen, Degen, Pistolen und Pfeilen zeigten. Für die junge Monarchin war das Karussell einerseits ein sportliches Vergnügen, für das sie mit großer Begeisterung trainierte - andererseits war es ein klares politisches Statement: Sie war zwar eine Frau, konnte aber in allem, auch im Kampf, „ihren Mann stellen". Um diese Botschaft möglichst weit zu verbreiten, zog sie mit ihren Mitstreiterinnen nach dem Wettkampf noch durch die Straßen Wiens, während Flugblätter und illustrierte Zeitungsberichte für internationale Publizität sorgten.

KARUSSELLWAGEN MARIA THERESIAS
Entwurf von Balthasar Moll, um 1742 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 49

Während Maria Theresia beim Damenkarussell ritt, führte ihre Schwester Maria Anna eine der fahrenden Quadrillen an. Dafür hatte Hofbildhauer Balthasar Moll acht silberne Muschelwägen entworfen. Die heutige goldene Fassung stammt aus dem 19. Jahrhundert.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

Prunkfahrzeuge des Barock
Während „ordinäre" und „reiche" Leib-Wägen häufig verwendet wurden und daher sowohl dem letzten Stand der Technik als auch der aktuellen Mode entsprechen mussten, setzte der Wiener Hof bei den seltener gebrauchten Gala-Fahrzeugen bewusst auf Tradition: Diese Kutschen kamen nur bei höchstrangigen Ereignissen wie Krönungen, Hochzeiten oder Einzügen zum Einsatz. Sie waren daher keine Transportmittel, sondern „Insignien", also Zeichen der Macht und Würde des Herrscherhauses. Während andere Dynastien, die erst im 19. Jahrhundert die Königs- oder Kaiserwürde erlangt hatten, bei solchen Anlässen in prunkvollen modernen Kutschen fuhren, konnten die Habsburger ihre lange Tradition durch die Verwendung jahrhundertealter Karossen aus Familienbesitz verdeutlichen. Aus diesem Grund haben sich zwei hochrangige barocke Krönungskarossen bis heute erhalten. Ihre um die Mitte des 18. Jahrhunderts bereits veraltete Bauform war zugleich ein Rangabzeichen. Auch die auf Riemen gelagerten Rokoko-Berlinen, die um 1740/50 für die im Festzug mitfahrenden Familienmitglieder und Würdenträger gebaut wurden, erfüllten ihre Funktion bis zum Ende der Monarchie. Die prächtigen Rokokoschlitten wurden hingegen als historische Erinnerungsstücke aufbewahrt.

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KRÖNUNGSZUG - SOGENANNTER IMPERIALZUG
Wien, 1838 unter Verwendung älterer Teile, erweitert 1851 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. G 1

Der „Imperialzug" wurde 1838 anlässlich der Krönung Ferdinands I. in Mailand nach dem Vorbild des bis dahin verwendeten, mittlerweile aber unbrauchbar gewordenen Zuggeschirrs aus dem 18. Jahrhundert neu hergestellt. Das ursprünglich sechsspännige Geschirr wurde 1851 zum Achterzug erweitert. Da der Imperialwagen nach Spanischem Zeremoniell keinen Kutschbock hat, ist das zugehörige Geschirr mit zwei Fahrsätteln für reitende Kutscher ausgestattet. Die aus Blankleder gefertigten Riemen sind mit rotem Samt bezogen, der reich mit Gold bestickt und mit Rosetten und Quasten aus Goldposamentrie geschmückt ist. Die prunkvoll verzierten Beschläge und Schnallen sind aus vergoldeter Bronze gearbeitet. Als krönenden Kopfputz tragen die Pferde weiße Straußenfederbuschen.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

IMPERIALWAGEN SISIS UNGARISCHER KRÖNUNGSWAGEN
Wien, um 1735 // Paneelmalereien von Franz Xaver Wagenschön, 1763 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 1

Beim „Imperialwagen" handelt es sich um die vornehmste Kutsche des Wiener Hofes. Als kaiserlicher Paradewagen war er ein „Thron auf Rädern", also gleichsam eine Insigne, die die Macht der Dynastie repräsentierte und nur bei höchstrangigen Ereignissen wie Krönungen, Hochzeiten oder Einzügen Verwendung fand. Auch Kaiserin Elisabeth benützte den (eigens zu diesem Zweck nach Ungarn transportierten) barocken Prunkwagen, als sie am 8. Juni 1867 unter dem Jubel der Bevölkerung zu ihrer Krönung in die Budapester Matthiaskirche fuhr. Fast fünfzig Jahre später (1916) wurde der Imperialwagen im Zuge der ungarischen Krönung Kaiser Karls zum letzten Mal verwendet, um Kaiserin Zita und Kronprinz Otto zur Kirche zu fahren.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

RENNSCHLITTEN-EQUIPAGE DES WIENER HOFES
Wiener Hofwerkstatt, um 1740/50, Schlittengeschirr 1814/15 verändert // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nrn. W 81 und G 348/1

Dieser prächtige Schlitten wurde am 7. Februar 1765 von Joseph II. gelenkt. Er saß auf der rückwärtigen Pritsche, seine Schwester Maria Anna im muschelförmigen Kasten.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

RENNSCHLITTEN-EQUIPAGE DES WIENER HOFES
Wiener Hofwerkstatt, um 1740/50, Schlittengeschirr 1814/15 verändert // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nrn. W 82 und G 348/2

Charakteristisch für Schlitten der Zeit Maria Theresias ist der Dekor mit reich geschnitzten Rocaillen, die die Tektonik des Fahrzeugs aufzulösen scheinen.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

SCHLITTENFAHRT DES HOFES ANLÄSSLICH DER HOCHZEIT JOSEPHS II. (7. FEBRUAR 1765)
Franz Michael Augustin von Purgau, 1766 // Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 2591

Das Bild zeigt das Ende der Schlittenfahrt im großen Burghof. Im zweiten Schlitten erkennt man Kaiser Franz Stephan mit der Braut, im dritten führt der Bräutigam seine Schwester Maria Anna. Kaiserin Maria Theresia verfolgt das Geschehen vom Balkon aus.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

SPANISCHE LIVREE EINES KUTSCHERS FÜR DEN KRÖNUNGSZUG
Wiener Hofhandwerker, 1790 oder 1838 nach Vorbild von 1764 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot, Inv.-Nr. U 1045, U 1033, U 1057, U 1059, U 1071, U 1019, U 228

Die sogenannte Spanische Livree, die nur bei höchstrangigen Anlässen zum Einsatz kam, bestand aus einem gelben Samtrock („Dolman") und einem schwarzen Samtmantel („Mente").

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EINZUG VON KAISER FRANZ I. STEPHAN UND SEINEM SOHN JOSEPH II. IN FRANKFURT AM 29. MÄRZ 1764
Johann Dallinger von Dalling, 1766/67 // Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 7467

1764 wurde Joseph II. noch zu Lebzeiten seines Vaters als „Römischer König" zu dessen Nachfolger gekrönt. Die Prozession beim Einzug in Frankfurt bestand aus unzähligen Kutschen, die von reitenden Würdenträgern und Gardisten sowie von Musikern und Dienern zu Fuß begleitet wurden. Die beiden Fürsten waren in der prächtigen Krönungskarosse weithin sichtbar.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

ROKOKO-BERLINE, SOGENANNTER PRINZEN - ODER DAMENWAGEN
Wiener Hofwerkstatt, um 1750/60, Bock 2015 rekonstruiert // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 9

Für ihre große Kinderschar ließ Kaiserin Maria Theresia die sogenannten Prinzen- und Damenwägen anfertigen, die man auch auf den großen Zeremonienbildern in Schloss Schönbrunn gut erkennen kann. Sie waren siebenfenstrige Berlinen, deren eleganter Dekor der neuesten französischen Wagenmode entsprach. Fahrgestell und Kasten sind mit üppigen Schnitzereien verziert und in den vornehmsten Farben (Rot und echtes Blattgold) gefasst. Besonders kostbar sind auch die Dachgalerien, Türschnallen und Radkappen aus skulptierter, feuervergoldeter Bronze. Der Dekor der Wagenkästen zeigt rasterförmig angeordnete Ranken auf echtem Goldgrund. Die „Prinzenwagen" wurden bei allen großen Staats- und Familienfesten des Wiener Hofes bis ins Jahr 1916 verwendet.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

MARIA THERESIA, FRANZ STEPHAN UND 11 IHRER 16 KINDER
Martin van Meytens, Schule, um 1764 // Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 3149

Das in mehreren Varianten existierende Gemälde zeigt das Herrscherpaar mit allen überlebenden Kindern.
Maria Theresias Vorrang wird dadurch betont, dass sie Szepter und Reichsapfel hält und die Söhne nicht den Vater, sondern die Mutter umgeben.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

PRUNKKAROSSE DES WIENER HOFES
Gestell um 1690, Kasten um 1730/35, um 1800 neu zusammengestellt und schwarz ausgestaltet // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 2

Die Karosse, bei der Vorder- und Hinterachse des Wagens durch einen mittigen Langbaum verbunden sind, wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch die stabilere Berline mit zwei parallelen Langbäumen verdrängt. Nur bei zeremoniellen Anlässen wurden weiterhin Karossen verwendet. Am Habsburgerhof wurden sie nach dem Spanischen Zeremoniell ohne Kutschbock gebaut und vom Pferd aus gelenkt, da niemand höher sitzen durfte, als der Herrscher im Wagen. Als Joseph II. 1764 zum Römischen König und künftigen Kaiser gekrönt wurde, zog er gemeinsam mit seinem Vater, Kaiser Franz I. Stephan, in diesem Wagen in Frankfurt ein. Um 1800 wurde die Karosse für Ausfahrten während einer Hoftrauer schwarz ausgestaltet. Die Paneelmalereien von Michelangelo Unterberger wurden erst 1919 wieder freigelegt.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

Die Kaiserliche Wagenburg in Schönbrunn zeichnet anhand von prunkvollen Fahrzeugen, Pferdegeschirren und Gewändern des österreichischen Kaiserhauses ein ebenso eindrucksvolles wie lebendiges Bild des höfischen Lebens zwischen Krönungen und Hochzeiten, beschwerlichen Reisen und fröhlichen Jagden, Kinderspielen und Trauerzügen.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

24 PORTRÄTS VON PFERDEN AUS DEM BESITZ DER KAISERIN ELISABETH
Wilhelm Richter, 1865/77 // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. Z 51-74

Als leidenschaftliche Reiterin war Sisi auch eine große Pferdeliebhaberin, die lange Zeit einen exquisiten Stall mit rund dreißig eigenen Reit- und Zugtieren unterhielt. Viele dieser Pferde wurden von den Malern des Hofes für die Kaiserin porträtiert. Ein besonderes Kuriosum bildete die sogenannte Reitkapelle der Monarchin, ein Salon, der ganz mit Pferdeporträts ausgekleidet war. Nur besondere Gäste, die auch selbst Pferdeliebhaber waren, wurden von der Kaiserin in diese „Kapelle" geführt. Einer von ihnen war Sisis Vorleser Constantin Christomanos. „Sehen Sie", erklärte sie ihm vor den Pferdebildern, „so viele Freunde habe ich schon verloren und keinen einzigen gewonnen. Viele davon sind für mich in den Tod gegangen, was kein Mensch je getan haben würde; eher würden sie mich ermorden."

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

PRUNKKAROSSE DES WIENER HOFES
Gestell um 1690, Kasten um 1730/35, um 1800 neu zusammengestellt und schwarz ausgestaltet // Kaiserliche Wagenburg Wien, Inv.-Nr. W 2

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024

Der Bogen spannt sich von den prächtigen goldenen Kutschen des Barocks über die eleganten, technisch hochwertigen Fahrzeuge des 19. Jahrhunderts bis hin zum Hof-Automobil des letzten Kaisers und dem künstlerisch gestalteten Rennwagen seines Ur-Enkels (»Art Car«, 2014). Glanzstück ist der barocke Imperialwagen, ein reich geschnitzter, mit allegorischen Malereien geschmückter »Thron auf Rädern«, mit dem die Habsburger einst zur Krönung fuhren. Sisi-Fans führt ein Rundgang mit Video-Stationen durch das bewegte Leben der Kaiserin, von der die Wagenburg einzigartige Kultobjekte wie ihre originalen Kleider, Kutschen und Reitutensilien zeigen kann.

 Kaiserliche Wagenburg Wien, November 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: