Braunau am Inn

im Innviertel in Oberösterreich, November 2024

Braunau am Inn ist die älteste und mit über 17.500 Einwohnern bevölkerungsreichste Stadtgemeinde im Innviertel in Oberösterreich. Die Grenzstadt am Inn bildet mit der gegenüberliegenden deutschen Stadtgemeinde Simbach am Inn in Bayern ein grenzübergreifendes Mittelzentrum.

 Braunau am Inn, November 2024

Das Adolf-Hitler-Geburtshaus ist ein denkmalgeschütztes biedermeierliches Bürgerhaus in der oberösterreichischen Stadt Braunau am Inn. Hier wurde Adolf Hitler geboren. Die Anschrift des Hauses mit sechsachsiger Front wurde 1826 mit Vorstadt 219 bestimmt und seit 1890 mit Salzburger Vorstadt 15. Die Bausubstanz stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde als Braugasthaus mit Nebengebäuden und Mietwohnungen genutzt. 2016 wurde es per Gesetz zu Gunsten der Republik enteignet, ist aber weiter ungenutzt. Der Plan zum Umbau zu einer Polizeistation steht in der Kritik und hat sich verzögert, wobei die Diskussion noch immer andauert.

 Braunau am Inn, November 2024

Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus - Mahnstein von 1989 (Vorderseite)

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Altes Stadttor - Salzburger Tor
DIESER TURM WURDE 1966 IN DER ALTEN FORM WIEDER ERSTELLT ZUR STETEN ERINNERUNG AN DIE 700-JAHR-FEIER DER STADT BRAUNAU IM JAHRE 1960

 Braunau am Inn, November 2024

Palms Erschiessung 1806 und Palms Verhaftung (Lukas 1964)

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Gramüllersche Behausung hinter der Nepomuk Kapelle

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Stadtplatz mit Gasthof zum Goldenen Stern / Hotel Gann und Stadtpfarrkirche St. Stephan

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Stadtamt Braunau / Rathaus

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Kleine Kirchengasse

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Stadtpfarrkirche zum heiligen Stephanus
Der Braunauer „Steffl" wird im Bildungsroman „Der Nachsommer" von Adalbert Stifter als eines der bedeutendsten gotischen Bauwerke Ostbayerns gepriesen. Ein erster Kirchenbau wurde 1138 durch Erzbischof Konrad von Salzburg geweiht. Die Grundsteinlegung der Stadtpfarrkirche zum heiligen Stephanus erfolgte 1439, die Weihe des Kirchenbaus 1466. Stephan Krumenauer, Sohn eines Passauer Dombaumeisters, Mitglied der Dombauhütte zu Sankt Stephan in Wien und Nachfolger des Hans von Burghausen, war einer der Baumeister. Im Jahr 1492 wurde nördlich des Chores der Grundstein für den Turm gelegt, der mit 87 Metern einer der höchsten Österreichs ist und von dem aus man eine großartige Sicht ins weite Land hat. Als Baumeister des Turmes gilt Wolfgang Wiesinger.

Die Stadtpfarrkirche ist ein Denkmal bürgerlichen und adeligen Gemeinsinnes des Mittelalters und zugleich Ausdruck des hohen Ansehens und Reichtums der Zünfte, die sich für den Bau engagierten. Die Kirche ist eine dreischiffige siebenjochige Staffelkirche. Durch eingezogene Strebepfeiler werden Seitenkapellen gebildet. Nordseitig gibt es eine Paulus-, eine Kaufmanns-, eine Leonhards-, eine Weber-, eine Bäcker- und eine Hammererkapelle, südseitig eine Grafen-(Frauenstein-), eine Bräuer-, eine Michaels-, eine Mariahilf- und eine Annakapelle (jeweils von Osten nach Westen). Die zum Teil als Begräbnisstätten genutzten Kapellen erhielten in der Barockzeit neue Ausstattungen, nur in der Bäckerkapelle blieb der gotische Flügelaltar erhalten. Eine Besonderheit in der Grafen-(Frauenstein-)kapelle ist das vom dem Augsburger Bildhauer Hans Peurlin dem Mittleren geschaffene Rotmarmorepitaph des bayerischen Kanzlers und erwählten Bischofs von Passau, Dr. Friedrich Mauerkircher, eines Braunauer Bürgersohnes, der u. a. für Herzog Georg den Reichen die berühmte Landshuter Fürstenhochzeit 1475 vorbereitete.

Glücklicherweise fehlte nach dem großen Brand 1874 das Geld, um die geplante Umsetzung der Kirche umsetzen zu können. 1905 wurde allerdings der barocke Hochaltar, ein Werk des Bildhauers Martin Zürn, abgetragen und durch einen nach den Plänen des Wiener Dombaumeisters Friedrich von Schmidt von dem Regensburger Bildhauer Georg Schreiner geschaffenen neogotischen Hochaltar ersetzt. Das alte Hochaltargemälde „Die Steinigung des heiligen Stephanus" befindet sich heute an der linken Chorwand, auch einige der Altarskulpturen werden heute wieder in der Kirche gezeigt. Von Martin Zürn stammt der Altar in der Bräuerkapelle, von den Mitarbeitern seiner Werkstätte der Altar in der Kaufmannskapelle. Besonders qualitätvolle Arbeiten aus der Zeit der Gotik sind außer dem bereits genannten Bäckeraltar die vermutlich aus Gussstein bestehende Kanzel und der am nördlichen Eckpfeiler des Langhauses hängende spätgotische Kruzifixus mit einer Haarperücke. Aus der Zeit der Renaissance ist u. a. besonders das mit „1598" datierte und mit der Meistermarke des Braunauer Tischlers Georg Drahtholzer bezeichnete Chorgestühl hervorzuheben.

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Das eindrucksvolle Innere des „Stephansmünsters” demonstriert die Wohlhabenheit der Bürger und Zünfte der Stadt Braunau im 15. Jahrhundert. Das durch achteckige Freipfeiler in sieben Joche gegliederte Langhaus bildet eine dreischiffige Staffelhalle. Das Mittelschiff ist also nicht nur wesentlich breiter, sondern auch etwas höher als die beiden Seitenschiffe.

Die kunstvoll gearbeiteten Kapitelle auf den (den Mittelschiffpfeilern vorgelegten) Runddiensten tragen teilweise Köpfe mit Schriftbändern. Das reiche Netzrippengewölbe setzt sich auch im dreijochigen, mit 3/8-Schluss endendem Chor fort. Zur enormen Breitenentwicklung des Kirchenraumes tragen nicht zuletzt die jeweils sechs an die Seitenschiffe anschließenden, durch große Fenster belichteten Kapellen bei, welche die Kirche fast fünfschiffig erscheinen lassen.

Am nördlichen Eckpfeiler hängt ein eindrucksvoller barocker Kruzifixus, entstanden um die Mitte des 17. Jahrhunderts.

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Stallen-Gestühl
Das Kirchengestühl im vorderen Teil der Kirche - und jenes unter der Empore, das früher auch im vorderen Teil der Kirche stand - war den Zunftmitgliedern vorbehalten. Jedes einzelne Zunftmitglied hatte hier einen für sich abgeschlossenen Kirchenstuhl (Stall), daher auch die Bezeichnung „Stallen-Gestühl". Dieses Kirchengestühl ist eines der ältesten und wertvollsten Kirchengestühle im deutschsprachigen Raum.

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Im Chor ragt der neugotische Flügelaltar hoch auf, der im Zuge der Regotisierung der Kirche an die Stelle des barocken Zürn-Altares trat. Er wurde 1905 vom  egensburger Georg Schreiner nach Plänen Friedrich von Schmidts geschaffen. Im Gesprenge sind die Schnitzfiguren der hll. Katharina und Elisabeth zu sehen, die den hl. Erzmärtyrer Stephanus, der als Kirchenpatron in einem größeren Maßstab wiedergegeben ist, in ihre Mitte nehmen. Aus dessen Leben zeigen die zwei geöffneten Schreinflügel vier Szenen in Reliefschnitzerel.

Der neugotische Flügelaltar von Georg Schreiner, 1905

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Im geöffneten Mittelschrein stehen zuseiten des Tabernakels die Statuen der beiden Apostelfürsten Paulus und Petrus. Die Außenseiten der Flügel tragen von J. Altheimer gemalte Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu. Nur bei geschlossenen Flügeln sichtbar sind die Schreinwächter hl. Florian und hl. Georg.

Der geöffnete linke und rechte Schreinflügel mit Szenen aus dem Leben des hl. Stephanus

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Stadtpfarrkirche St. Stephanus
Grundsteinlegung: 1439, Weihe: 1466, Hauptbaumeister: Stephan Krummenauer, gest. 1461

Bauweise: Spätgotische, dreischiffige Halle; durch Einbeziehen der Strebepfeiler an der Nord- und Südseite (Längsseiten) entstanden zusätzlich zwei Kapellenreihen, die Zunftkapellen. Die formvollendeten Netzrippen tragen die Gewölbe des Haupt- und der beiden Seitenschiffe.

Ausmaße: Länge ohne westliche Vorhalle: 60 m, davon Presbyterium 20 m; Breite 25 m; davon Mittelschiff 10 m, die beiden Seitenschiffe je 5 m, die Kapellen je 2,5 m. Höhe des Mittelschiffes: 18 m.

Kanzel: Unter der Empore befinden sich besonders schön gearbeitete Kielbögen. Der Kelch ist aus Sandstein gehauen und zeigt die vier Kirchenväter (Ambrosius, Augustinus, Gregorius und Hieronimus), die vier Evangelisten und einen Schmerzensmann. Der hölzerne Schalldeckel stammt aus der Werkstätte Zürn.
Jedes der großen spitzbogigen Fenster der Nord- und Südseite hat ein eigenes Maßwerk.

Fast alle Stilrichtungen seit der Gotik sind in der Kirche vertreten:
Renaissance: Chorgestühl um 1520. Orgel um 1580, das Gehäuse wurde später barockisiert.
Barock: Teile des ehemaligen Hochaltares von Martin Zürn im Presbyterium; Marienaltar auf der Südseite; Seitenaltäre auf der Südseite: Gerberkapelle mit Annaaltar; Grafenkapelle mit Brauer- oder Katharinenaltar, Müllerkapelle mit Michaelsaltar; Sebastians- oder Pestaltar, datiert 1639 (Werkstatt Zürn); Seitenaltäre auf der Nordseite: Herzogskapelle mit Paulusaltar; Kaufmannskapelle mit Elisabethaltar; Leonhardskapelle mit Altar;
verschiedene Zunftstangen.
Rokoko: Stuckdecke der Brauerkapelle von Michael Vierthaler.
Neugotik: Hochaltar von Georg Schreiner, Regensburg (1906).

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Bemerkenswert ist die Kanzel, obwohl sie zwei verschiedenen Epochen angehört: Der kuppelförmige Schalldeckel mit dem hl. Stephanus in der Laterne stammt aus dem Barock (Werkstatt Martin Zürn, 1645), der Kanzelkorb hingegen hat sich noch aus der Spätgotik (um 1480) erhalten. In den großen Nischenreliefs die vier abendländischen Kirchenväter: Hieronymus, Augustinus, Gregor und Ambrosius. Dazwischen stehen unter Baldachinen die Statuetten Christi und der vier Evangelisten. Unter den Kirchenlehrern liegen vier Propheten des Alten Testaments.

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Glasgemälde
Drei der sechs hohen, spitzbogigen Glasfenster sind wie der Hochaltar Stiftungen des Braunauer Kaufmanns Josef Scheffelmann; die drei übrigen Fenster wurden von der Stadt Braunau, der Josefi-Bruderschaft und der Eulogius-Zunft finanziert. Hergestellt wurden sie im Jahr 1905 in der Münchener Glasmalerwerkstatt Gebrüder Zettler.

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"BRAUNAUER PΙΕΤΑ" (Vesperbild um 1435/40, Raum Salzburg. Passau)
Im Jahre 1970 fand in Salzburg die Ausstellung "Stabat Mater - Maria unter dem Kreuz in der Kunst um 1400" statt. In dieser Ausstellung war das Original dieser Skulptur "Maria mit dem Leichnam Christi zu sehen und aus dem Katalog ging hervor, daß sie aus Braunau am Inn stammte. Natürlich interessierte man sich in der Braunauer Stadtpfarre dafür und versuchte in den nächsten Jahren, dieses große Kunstwerk zumindest in einer Kopie wieder zu bekommen. Im Juni 1988 schließlich konnte diese Kopie hier aufgestellt werden.

Das Original "unserer" Pieta stand vermutlich schon in der Vorgängerkirche dieses großen Gotteshauses und wurde nach dem Bau hierher übersiedelt. Im Zuge des Umbaues während der Barockzeit dürfte das Kunstwerk wieder aus der Kirche entfernt und auf dem Dachboden gelagert worden sein. Am Beginn unseres Jahrhunderts dürfte sie in die Sammlung des Heimatforschers und Künstlers Hugo v. Preen gekommen sein. Er hat sie später an den Innsbrucker Kunsthändler Johann Freiseisen verkauft und dieser hat sie schließlich im Jahre 1914 an den Generaldirektor der königlichen Museen in Berlin, W. v. Bode veräußert. Sie befindet sich heute in der Skulpturengalerie der Staatlichen Museen des Preußischen Kulturbesitzes in der Abteilung "Bildwerke der christlichen Epochen und gilt dort als eines der wertvollsten Ausstellungsstücke (Arminallee 27, Berlin-Dahlem).

Darstellungen der trauernden Maria mit dem Leichnam Jesu auf dem Schoß sind vor allem seit dem 14. Jahrhundert sehr beliebt. Das Stilmittel der Knappheit und Vereinfachung in der Kleidung Mariens und die mit großer Sorgfalt ausgearbeiteten Gesichtszüge und Körpermodellierung heben die "Braunauer Pieta" von anderen ähnlichen Darstellungen ab. Aber nicht nur die Schnitzarbeit, sondern auch die Fassung verdient Beachtung, weil auch sie hervorragendes Können zeigt. Mit malerischen Mitteln wird die Arbeit des Schnitzmessers fortgeführt und vollendet. Der Anblick des geschundenen Leibes Jesu Christi soll spontane Anteilnahme auslösen. Der Schmerz und die Trauer der Gottesmutter erscheinen aber nicht laut und fassungslos, sondern verinnerlicht und lassen ein tieferes Wissen um den Sinn des Opfertodes ihres Sohnes ahnen. Genau dieser theologische Gehalt kann auch für den heutigen Betrachter, der in seiner persönlichen Not vor dieses Bild tritt, zur Hilfe bei der Bewältigung des Leides im größeren Horizont des Glaubens werden.

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Seitenaltar auf der Nordseite: Pest- oder Sebastianialtar
Ein Pestaltar, datiert 1639, der aus der Werkstatt des Martin Zürn stammt.
Auf dem unteren Teil des Altarbildes findet sich die älteste historische Stadtansicht Braunaus.

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1. Kapelle: Herzogskapelle
Stuckaltar aus dem Jahr 1679 mit dem Altargemälde „Martyrium des Hl. Paulus" vom Burghausener Meister Tobias Schinagl.
Hinweis: Diese Kapelle wird auch „Elendskapelle" genannt, weil Kurfürst Maximilian I. (das Haupt der Katholischen Liga während des Dreißigjährigen Krieges) wiederholt in der Festung Braunau Zuflucht fand und in seinem „Flüchtlingselend" in dieser Kapelle dem täglichen Gottesdienst beiwohnte. Dem Altar gegenüber befindet sich ein Stuckdenkmal für den 1392 verstorbenen Herzog Friedrich II. von Bayern.

Paulus- oder Herzogskapelle
Der barocke Stuckaltar mit dem von Tobias Schinnagl gemalten Bild zeigt die „Enthauptung des hl. Paulus” und stammt wie der Gewölbestuck aus dem Jahr 1679. Gleichzeitig errichtet wurde das rückwärtige Stuckdenkmal für den 1392 verstorbenen Herzog Friedrich von Bayern-Landshut. Seit dem Dreißigjährigen Krieg trägt diese Kapelle auch den Namen „Elendskapelle”. Der Überlieferung nach betete hier der bayerische Kurfürst Maximilian I., als er auf der Flucht vor dem Schwedenkönig Gustav Adolf den Winter 1632/33 in Braunau zubrachte.

Barocker Stuckal tar (17. Jh.) in der Pauluskapelle

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6. Kapelle: Taufkapelle
Die Kapelle ist der Hl. Ursula geweiht und wird deshalb auch als Ursulakapelle bezeichnet.
In der Mitte steht der spätgotische Taufstein aus Adneter Marmor aus dem Jahr 1500. Der frühbarocke,  zwölfseitige Holzdeckel zeigt die zwölf Apostel. Bekrönt wird der Deckel von einer barocken Christusfigur.

Ursula- oder Taufkapelle (ehem. Zunftkapelle der Metzger und Weißgerber)
Über dem Altartisch - der Altaraufsatz wurde im Jahr 1900 entfernt - hängen zwei Barockbilder (Gabriels Verkündigung an Maria), die einst vermutlich einem Marienzyklus angehörten. Das Gewölbe überzieht ein Barockstuck, ebenso die Westwand mit einem Rundbild der hl. Ursula. In der Mitte der Kapelle steht der spätgotische Taufstein aus Adneter Marmor aus dem Jahr 1500. Frühbarock ist sein zwölfseitiger Holzdeckel mit Bildern der zwölf Apostel; den Deckel bekrönt eine Barockfigur des Erlösers Jesus Christus.

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4. Kapelle: Maurerkapelle
Barockaltar aus dem frühen 18. Jahrhundert.
Hinweis: Der Altar wurde gebaut, um das Bild „Mariahilf - eine Kopie des Passauer Mariahilfbildes von Lucas Cranach d. Ä. (1513) - würdig unterzubringen. Die Kapelle wird daher auch „Mariahilfkapelle" genannt.

Maurerkapelle (Mariahilfkapelle)
Sie bekam im frühen 18. Jahrhundert den jetzigen Altar. In ihn ist eine Kopie des Passauer Mariahilfbildes von Lucas Cranach (1513) eingefügt. Das Doppelwappen an seinem Gebälk erinnert an die Stifter, die beiden Braunauer Kaufleute und Bürgermeister Mahlknecht und Streckenraif. Ein reicher spätbarocker Stuck mit Blütenranken, Akanthusmotiven und dem von Engeln umgebenen Dreieck mit dem Auge Gottes (Symbol der Dreifaltigkeit) ziert das Gewölbe der Kapelle. An der Westwand prangt das Doppelwappen der Familien Neufeld und Leopoldstein, oben ein Bildnis des Barons Vequel, des Schlüsselbewahrers des Inntores.

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Seitenaltar auf der Südseite: Marienaltar
1962 neu aufgestellt. Die Gottesmutter mit dem Kind war die Bekrönung des ehemaligen Hochaltares von Martin Zürn.  Die Figur der thronenden Gottesmutter mit Jesuskind und zwei Engeln ist ein Meisterwerk von Martin Zürn und bildet heute das Kernstück des bei der Renovierung in den 50er Jahren neu geschaffenen Marienaltares am östlichen Abschluss des rechten Seitenschiffes.

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Orgel - Die Barockorgel wurde 1993-1995 unter Heranziehung historischer Quellen durch die Schweizer Orgelbaufirma Metzler (Dietikon) vollständig erneuert und erweitert. Entstanden ist so ein modernen Ansprüchen genügendes Instrument, das sich im Klangkonzept wie in der Gestaltung an barocke Traditionen anlehnt.

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Der Turm - Braunauer Steffl
Im Jahr 1492 wurde der Grundstein zum Turm gelegt. Als Baumeister gilt Wolfgang Wiesinger, der sich schon zuvor bei der Vollendung des Wasserburger Kirchturmes als Spezialist ausgezeichnet hatte. Auftraggeber für den als Zeichen eines ausgeprägten Bürgerstolzes analog den riesigen Türmen in Landshut und Straubing errichteten „Braunauer Steffl” war die vermögende Tuchmacherzunft der Stadt. Der sich nach oben verjüngende Turm gliedert sich in sechs Geschoße, auf die ursprünglich ein hölzernes Zeltdach mit vier Ecktürmchen gesetzt war. Bis zum Anbau der Sakristei stand der Turm völlig frei in der Art eines italienischen Campanile. Die Mauern bestehen aus Ziegeln, die Verkleidung und der Bauschmuck aus Tuffstein. Während die beiden unteren Geschoße bis auf die Eckpfeiler unverziert sind, besitzt das dritte Stockwerk eine Blendgliederung aus sich überschneidenden Spitzbögen; das vierte Geschoß mit seinen Spitzbogenfenstern ziert ein ähnliches Blendwerk, zudem endet es, wie schon das zweite Geschoß, mit einer maßwerkverzierten Galerie. Die abschließende barocke Zwiebelkuppel stammt von 1759.

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Herzogsburg
Das Haus Altstadt Nr. 10, das seit der Biedermeierzeit in der Nachfolge des Landeshistoriographen Benedikt Pillwein als „Herzogsburg" bezeichnet wird, beherbergt das Braunauer Bezirksmuseum. Hier ist im Jahr 2012 die Ausstellung „Verbündet, verfeindet, verschwägert. Bayern und Österreich - Von Napoleon bis heute" zu sehen. Das Gebäude, das 1968 von der Stadtgemeinde Braunau mit Hilfe des Landes Oberösterreich angekauft und mustergültig umgestaltet worden ist, diente vermutlich als herzogliche Abgabestelle und Lagerhalle von Gütern. Die Räume im Untergeschoss mit mächtigen Tonnengewölben dienten als Stallungen, die großen, einst Lagerzwecken dienenden Räume in den drei Obergeschossen tragen massive Holzdecken mit bis zu 60 Zentimeter starken Tramen. Ein unter dem Dachfirst herausragender Rollenbaum diente zum Hochheben von Lasten. Schwerpunkte der musealen Schätze in der „Herzogsburg" sind u. a. eine exponatreiche Dauerdokumentation zur Geschichte der Stadt, zahlreiche seit den Zeiten Hugo von Preens (1854-1941) gemachte wertvolle archäologische Funde, die Gemäldegalerie der Stadt und des Museumsvereines, das originale Fotoatelier von August Kreutz, historische Geräte der Feuerwehr und eine riesige Wandelkrippe aus dem 18. Jahrhundert.

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HERZOGSBURG
Aus dem 15. Jahrhdt. stammendes Gebäude, in dem die Abgaben abzuheiern waren.

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Glockengießer- und Heimathaus
Das Glockengießerhaus in der Johann-Fischer-Gasse (ehemals in der Scheiben Nr. 18) geht auf das 14. Jahrhundert zurück: Seit dieser Zeit ruhte auf dem Haus eine „Glockengießer-Gerechtsame", d. h., die Befugnis, Glocken zu gießen. Die älteste hier gegossene Glocke stammt von Meister Hans Hueber aus dem Jahr 1392 und hängt bis heute im Turm der Wallfahrtskirche Sankt Valentin in Haselbach bei Braunau. Als Glockengießer sind die Familie Lenz, Jakob Maderhofer von Graz, Johann Heinrich Huber von Landshut, Josef Sallöck und die Familie Gugg bezeugt. Letztere war von 1742 bis 1916 Eigentümerin des Hauses und goss in ihrer Werkstatt nahezu 200 Kirchenglocken. Die Rückfront des Gebäudes steht an der Lände, dem alten Hafen der Stadt. 1894 stellte die Glockengießerei ihren Betrieb ein und die Firma Gugg übersiedelte in ihr neues Areal in der Palmstraße. 1916 wurde das Glockengießerhaus mit seinem jahrhundertealten Schmelzofen und der Werkstatt auf Initiative von Hugo von Preen vom Heimatverein Braunau erworben und zusätzlich das Heimathaus der Stadt eingerichtet, in dem auch die Heimatstube der Donauschwaben, die bemerkenswerte Sammlung Hugo von Preens (mit einer „Bürgerstube" und seiner volkskundlichen Sammlung), eine außergewöhnliche Kollektion von „Innviertler Raufwerkzeugen", Bestände zur Innschifffahrt, eine Backstube und eine originale Rauchküche zu besichtigen sind.

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Ehemalige Brauerei Stechl
Das Innviertel und Braunau waren und sind eine Bierregion. Die Zahl der Brauereien war früher viel größer als heute und Bier wurde gleichsam als Grundnahrungsmittel angesehen. Dies führte öfter zu Konflikten, besonders, wenn der Bierpreis erhöht wurde. Nach einer Erhöhung des Bierpreises um 2 Heller pro Maß kam es am 11. Juli 1908 zu einer Volksversammlung auf dem Volksfestplatz, bei der man beschloss, die Braunauer Wirte zu boykottieren. Angeführt von einer Musikkapelle zogen in den kommenden Tagen schier alle Braunauer nach Simbach, wo sie dem bayerischen Bier zusprachen und ihre Brotzeit einnahmen. Die Umsatzrückgänge waren so groß, dass die Braunauer Bräuer klein beigaben und die „willkürliche Bierpreis- erhöhung" zurücknahmen.

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Stadtplatz
Wie in vielen Inn-Salzach-Städten ist der große Stadtplatz Handels- und Verkehrsmittelpunkt. Zu den besonders interessanten Häusern des Stadtplatzes zählen u. a. das Vequel- oder Paumgartensche Freihaus (Nr. 1: heute Sitz des Bezirksgerichtes), mit dem einst die niedere Gerichtsbarkeit und die Schlüsselgewalt über das Inntor verbunden waren, das Schiffmeister-Haus (Nr. 6), in welchem die Bayernherzöge bei ihren Stadtvisiten und Kaiser Franz I. bei seinen Aufenthalten abstiegen, das Schüdlhaus (Nr. 34), in welchem bei ihren Aufenthalten sowohl Napoleon als auch der bayerische König Max I. Joseph und dessen Sohn Kronprinz Ludwig wohnten, und das Streckenreif- oder Apothekerhaus (Nr. 42), das früher reichen Tuchmachern gehörte und aus dem mehrere Bürgermeister der Stadt hervorgingen.

Rathaus
Nach dem großen Stadtbrand am 28. März 1874 war das alte Rathaus mit seinem breitbogigen Durchgang in die Linzer Strasse bis auf die Außenmauern fast völlig zerstört. Alle kommunalen Büros einschließlich dem Bürgermeisterzimmer und dem Ratssaal mussten nun im historischen Stadtturm untergebracht werden. 1901 war man des langen Provisoriums überdrüssig und beschloss den Neubau des Rathauses am Stadtplatz (Nr. 38). Das Bauwerk wurde bis zum Jahr 1903 von dem Braunauer Baumeister Anton Danna nach den Plänen des Salzburger Architekten Professor Johann Schuhbauer errichtet. Die Anwesenheit des Kaisers verlieh der feierlichen Eröffnung des neuen Rathauses am 30. Juni 1903 besonderen Glanz.

Fischbrunnen
Von ehemals drei am Stadtplatz bezeugten Brunnen ist bis heute der Fischbrunnen erhalten, aus dessen achteckigem Marmorbecken sich eine Säule erhebt, die, von einer lebensgroßen, segnenden Christusfigur bekrönt, neben Ornamenten die Wappen Bayerns und der Stadt Braunau trägt. Auf den Stufen des 1684 errichteten Brunnens boten die Fischer bis zum Zweiten Weltkrieg lebende Fische an.

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Braunaus Geschichte ab 1779
In Napoleonischer Zeit wurde Braunau mehrmals durch französische Truppen besetzt, 1810 bis 1816 war Braunau noch einmal Teil des Königreiches Bayern. In den Jahren 1870 bis 1873 kam es zum Ausbau des Eisenbahnnetzes und in den Jahren 1883 bis 1897 nahm sogar der Orientexpress von Paris nach Konstantinopel seine Route über Braunau. Ein großer Stadtbrand 1874 zerstörte 122 Objekte im Innenstadtbereich, darunter auch das alte Rathaus. 1903 kam zur Eröffnung des neu erbauten Rathauses Kaiser Franz Joseph 1. höchstpersönlich in die Stadt. Während des Ersten Weltkrieges war ein Kriegsgefangenenlager mit Tausenden Insassen an beiden Ufern der Mattig eingerichtet, Tausende Flüchtlinge aus dem Trentino wurden in einem Barackenlager in Laab-Höft einquartiert. Nach 1933 wurde der politische Wandel besonders stark spürbar. 1934 legte die Tausend-Mark-Sperre des Dritten Reiches sogar den kleinen Grenzverkehr über den Inn lahm.

Nationalsozialistische Sprengstoffanschläge ließen den großen politischen Druck spürbar werden. 1938 marschierten deutsche Truppen über Braunau in Österreich ein, auch Adolf Hitler fuhr auf seinem Weg über Linz nach Wien durch seine Geburtsstadt. Es kam zur Eingemeindung von Ranshofen und zur Errichtung des Aluminiumwerkes. 1945 konnte die Stadt entgegen den NS-Durchhalteparolen nur aufgrund des beherzten und unter Lebensgefahr erfolgten Eingreifens von Braunauer Frauen und Männern kampflos an die vorrückenden amerikanischen Truppenverbände übergeben werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentriert sich Braunau auf den Wiederaufbau und die Entwicklung der Industrie und erkennt besonders seit dem EU-Beitritt Österreichs seine Chancen als regionales Zentrum für grenzüberschreitenden Handel und Tourismus. Es stellt sich aber auch der Auseinandersetzung mit dem schweren Erbe der ehemaligen „Geburtsstadt des Führers".

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Rabenhaus
Das so genannte „Rabenhaus“, das heute ein Bäckerei beherbergt, wurde Ende des 15. Jahrhunderts errichtet und gehörte als vierstöckiger Speicher zu den Mautgebäuden der Stadt. In den Jahren 1707 bis 1765 beherbergte es eine Brauerei, danach fungierte es als Amts- und Wohnsitz des letzten bayerischen Pfleggerichtsschreibers Johann Gottlieb Kattenpeck, der hier sein Amt bis 1781, also zwei Jahre über den Anfall des Innviertels an Österreich 1779 hinaus, ausübte. Bis heute befindet sich ein „bayerischer Löwe" auf dem mit 24 Meter höchsten Giebel im Altstadtbereich und erinnert an die ehemalige Zweckbestimmung des Gebäudes.

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Palms Kerker
Wegen Verbreitung der gegen Napoleon gerichteten Schmähschrift „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“ wurde der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm Mitte August 1806 verhaftet und in die von den Franzosen besetzte österreichische Stadt Braunau gebracht, weil man einen bayerischen Bürger nicht im eigenen Lande vor ein fremdes Militärgericht stellen konnte. Im Kerker der Festung Braunau (heute Poststallgasse Nr. 6) war Palm vom 23. bis 26. August 1806 eingekerkert und wurde schließlich von einem französischen Militärtribunal zum Tode verurteilt. Gnadengesuche von Rat und Bürgern der Stadt Braunau blieben vergeblich. Vor den Mauern der Festung Braunau wurde Palm am 26. August 1806 erschossen. Palm wurde entgegen dem Willen der Besatzer am Friedhof beerdigt und sein Grab wird bis heute von der Stadt gepflegt. 1866 errichtete man mit namhafter Unterstützung aus Bayern ihm zu Ehren ein Denkmal im Palmpark (siehe Stele Nr. 7), an seiner Richtstätte außerhalb der ehemaligen Befestigungsmauern wurde 1925 ein Obelisk mit einem Bronzereliefportrait Palms aufgestellt.

Palmdenkmal
Zum Bürgerspital gehörten auch Wirtschaftsgebäude und ein größerer Bau, der im heutigen Palmpark stand. Im Jahre 1799 mussten diese Gebäude an das Festungskommando verkauft werden. Nach der Auflassung der Festung 1808 wurden die Spitalsgebäude von der Stadt zurückgekauft und es wurde nördlich der Spitalsanlage ein Park errichtet, in dem 1866 das vom bayerischen Ex-König Ludwig I. mitfinanzierte Denkmal für Johann Philipp Palm errichtet wurde. Das Modell stammt von dem Münchener Bildhauer Konrad Knoll, das Standbild Palms wurde in der königlichen Erzgießerei Ferdinand Millers in München gegossen.

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Bürgerspital zum Heiligen Geist
Die Bürgerspitalskirche zum Heiligen Geist und das angrenzende Bürgerspital wurden 1417 durch den Mühldorfer Adeligen Hartprecht Harskircher auf Zangberg und Nikolaus Auer von Lichtenau gestiftet. Sie stellen wie die Stadtpfarrkirche ein gotisches Juwel der Stadt dar. Zweck der Stiftung war, „schuldlos in Not geratenen Kaufleuten der Stadt Braunau" eine Pflegestätte zu schaffen. Wahrscheinlich von Burghausener Baumeistern wurden Kirche und Spital, in das sich später auch wohlhabende Bürger einkaufen konnten, bis 1432 fertig gestellt. Der bayerische Herzog Heinrich XVI. wandelte die Stiftung in eine Grundherrschaft um, deren Waldbesitz bis heute im Eigentum der Stadt steht. Die Spitalskirche ist ein bedeutendes Beispiel der so genannten Sechseckkirchen. Ein ursprünglich vorhandener Mittelpfeiler der Anlage wurde in der Barockzeit entfernt. Das Gemälde des Hochaltares aus dem Jahr 1697, auf dem sich die originale Gnadenstatue erhalten hat, stammt von dem Braunauer Maler Johann Froschauer, die Figuren der Altäre schnitzte der Braunauer Barockbildhauer Sebastian Högenauer. Die Westempore der Kirche wurde besonders groß dimensioniert, um auch den Gehbehinderten des Spitals die Teilnahme an den Gottesdiensten zu ermöglichen. Chor und Langhaus sind netzrippengewölbt. An der Nordseite des Langhauses steht der achtgeschossige Turm. Der Westseite der Kirche ist das dreigeschossige Spital vorgelagert. Architektonisch beeindruckend sind auch die kreuzrippengewölbten Vorräume im Erd- und ersten Obergeschoss. Dort befinden sich u. a. auch ein Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert und Glasgemälde von Aloys Wach. Heute beherbergen die Räumlichkeiten des Bürgerspitals, die noch bis in das Jahr 1956 als Altenversorgungshaus dienten, die Studienbibliothek und die Stadtbücherei.

BURGERSPITAL
Stilreîn erhaltene mittelalterliche Spitalsanlage aus dem 15. Jahrhundert. Am Besuchstag leider versperrt.

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Mühlengasse 2: Bergpredigt und 10 Gebot tun uns alles heute not. Dann was Jesus beim Gericht von den guten Werten spricht! Gottesglaube muß auf Erden wieder neu gepredigt werden. Dann des Meisters größt' Gebot das der Liebe tut uns Not!

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Südseite Ehemaliges Bürgerspital

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Städtische Volksbücherei Studienbibliothek im Ehemaligen Bürgerspital

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Restaurant Tafelspitz, Nudelkuchl & Reiterkeller in Braunau am Inn

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Vor 400 Jahren ward ich im Wald gemacht. Und bei der Sonne scheinen an diesen Ort gebracht. Der' Wagnermeister der dies bei Zag Vollbracht. Trank einen Eimer Bier aus als Labtrunk inder Nacht, Gar wechselvolle Zeiten zogen hier ein und aus. Seit an der Wand ich hänge im alten Stögerhaus.

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Rest des ältesten Stadtgrabens aus 1260.

 Braunau am Inn, November 2024

Braunaus Geschichte bis 1779
Braunau war bis 1779 eine bayerische Stadt. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Ranshofener Urkunde von circa 1110 („Prunov" = braune Au). An einer Urkunde Herzog Ottos IV. von Bayern aus dem Jahr 1331 ist der älteste Abdruck des Stadtsiegels (weiß-blaue Rauten, pfälzisch-bayrischer Löwe und ein Geflecht aus belaubten Zweigen) erhalten. Im späten Mittelalter erlebte die Stadt unter den in Landshut residierenden niederbayerischen Herzögen infolge ihrer günstigen Lage und des Handels- und Gewerbefleißes ihrer Bürger einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Infolge des Landshuter Erbfolgekrieges kam Braunau mit Niederbayern an die Münchener Linie der Wittelsbacher. Während des Dreißigjährigen Krieges floh der bayerische Kurfürst Maximilian I. 1632 vor den Schweden nach Braunau. Immer wieder geriet Braunau zwischen die bayerisch-österreichischen Fronten, so im bayerischen Bauernaufstand 1705/06 während des Spanischen Erbfolgekrieges und besonders im Jahr 1743 während des Österreichischen Erbfolgekrieges. Nach dem Ableben von Kurfürst Max III. Joseph kam es zum Bayerischen Erbfolgekrieg, in dessen Folge das „Untere Amt Burghausen", das ist das heutige Innviertel mit Braunau, an die Habsburger fiel.

 Braunau am Inn, November 2024

Ehemalige Befestigungsanlagen
1620 hatte der bayerische Kurfürst einen Ausbau der Stadtbefestigung veranlasst und in den Jahren 1672 bis 1679 erfolgte wiederum auf kurfürstlichem Befehl deren massive Verstärkung nach dem Vorbild französischer Befestigungsanlagen. Ein Großteil des innseitigen Abschnittes dieser Fortifikation überstand bis heute die Schleifung im Jahr 1808 (Der „Stechlkeller" steht bis heute auf einer der Bastionen der Befestigungsanlagen.), das Inn- oder Wassertor wurde aber 1882 bei Anlegung eines neuen Brückenkopfes abgerissen.

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Innbrücke Braunau - Simbach
Der Bau der ersten Innbrücke erfolgte 1260. In diesem Jahr erhielt Braunau durch den bayerischen Herzog Heinrich XIII. auch sein Stadtrecht. Die Brücke war ein Holzbau, der wiederholt durch Hochwasser, Windstöße, Kriege und Feuer zerstört wurde. Nachdem im Jänner 1880 ein Teil der hölzernen Brücke zwischen Braunau und Simbach durch einen Eisstoß weggerissen wurde, suchte man nach einer neuen und dauerhaften Lösung. 1892 bis 1894 wurde eine rund 270 Meter lange stählerne Fachwerkbrücke errichtet. Diese Straßenbrücke und auch die 1870 errichtete Eisenbahnbrücke wurden auf Befehl des NS-Gauleiters unmittelbar vor Ende des Zweiten Weltkrieges gesprengt. Die neue Straßenbrücke wurde 1950 - wiederum als bayerisch-österreichisches Gemeinschaftsprojekt - durch die VÖEST errichtet.

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Die Grenzregion Braunau/Simbach ist um eine neue Sehenswürdigkeit reicher. Eine Bronzeskulptur eines Gockels schmückt nun die Innbrücke, die die beiden Grenzstädte miteinander verbindet.  Vorangetrieben wurde das Projekt rund um die Gockel-Skulptur und die dazugehörige Gedenktafel vom Kulturverein DANICA-AUSTRIA unter der Federführung von Obmann Zoran Šijaković.  „Sie stellt eine neue Sehenswürdigkeit für die Region dar, steht für Kunst und Kultur für alle Frieden, Freiheit und Verbundenheit symbolisierend.“, erklärt Šijaković.
 
Die Begebenheit, die hinter dem Gockel steckt, geht auf das Jahr 1918 zurück, als ein deutscher Soldat auf der alten Brücke vom Krieg zurückkehrte und dabei einen serbischen Hahn mit sich führte. Weil es nicht erlaubt war ein lebendes Tier über die Grenze mitzubringen, wurde durch einen deutschen Grenzbeamten angeordnet, dem Hahn an Ort und Stelle den Kopf abzuschlagen.
  
Diese Geschichte, die 1918 die Titelseite einer Wiener Zeitung schmückte, erweckte der beliebte und umtriebige Simbacher Pressefotograf, Walter Geiring (1965 - †2020), genau 100 Jahre später 2018 zu neuem Leben. Fortan reifte bei Šijaković und Geiring die Idee, die Geschichte mit einer Skulptur greifbar zu machen. Geiring verstarb aber nur zwei Jahre später ganz plötzlich im Alter von nur 55 Jahren. Zu seinen Ehren trägt die Bronzeskulptur nun den Namen „Walter“.

Ein Hahn für Freiheit und Verbundenheit -  Friedensgockel WALTER 
Zur Erinnerung an die bewegende Geschichte eines deutschen Soldaten und eines serbischen Gockels. Geschehen 1918 auf der Innbrücke Braunau/Simbach

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Stadttheater
Das Stadttheater ist in der ehemaligen Kapuzinerkirche untergebracht, die in den Jahren 1621 bis 1624 errichtet und nach der Auflösung des Kapuzinerklosters unter Kaiser Joseph II. profaniert wurde. An der Südfassade dient ein Fresko von Aloys Wach (Musik und Theater) als Sonnenuhr. 1894 kamen zum zweiten Mal Kapuziner in die Stadt. An der Ringstraße wurde deshalb eine neue Kapuzinerkirche nach Plänen des Feldkircher Baumeisters Serafin Pümpel in neoromanischem Stil errichtet.

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Kurfürstlicher Magazinstadel
Der ehemalige Kurfürstliche Magazinstadel („Schüttkasten", nach einem späteren Eigentümer auch Stöger-Stadel genannt), ein viergeschossiges Gebäude mit quadergerahmten Fenstern und hohem Giebeldach, wurde unter dem bayerischen Herzog und Kurfürsten Maximilian I. (1573-1651) im Jahr 1647 vollendet. Nach einer Renovierung bezog ihn 1985 die Landesmusikschule, welche nach der bayer-oö. Landesausstellung 2012, „Verbündet, verfeindet, verschwägert. Bayern und Österreich" in die Räumlichkeiten des ehemaligen Stiftes Ranshofen übersiedeln wird.

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Dankbarkeitskirche
Die Pfarrkirche der Evangelischen Kirchengemeinde A. B. befindet sich im ehemaligen Getreidespeicher des Kapuzinerklosters, den der Kaufmann Jakob Schönthaler erwarb und zur Kirche umbauen ließ. Das Kupferportal schuf die Braunauer Künstlerin Resl Schröder-Lechner.

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Linzer Strasse (mit dem „Eisernen Ross")
Im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1745) kam es am 9. Mai 1743 zur verlustreichen Schlacht von Simbach zwischen den österreichischen Truppen unter Karl von Lothringen und Verbänden des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht. Den Österreichern gelang die Einnahme der Festung Braunau nicht, sie zerschossen aber während der Belagerung der Stadt mehr als hundert Bürgerhäuser und unterbanden jede Lebensmittelzufuhr für die Bewohner, sodass eine große Hungersnot ausbrach. Nach fast sechswöchiger Belagerung wurde das letzte Pferd geschlachtet und am 5. Juli 1743 musste sich die Festung den Österreichern ergeben. In Erinnerung daran errichteten die Braunauer auf dem Haus „Alter Weinhans" (Nr. 23) das „Eiserne Ross" und eine Marmortafel an diesem Haus verkündet: „Wo den letzten Bürgern die letzte Nahrung floss, erhöhten sie zum Denkmal das Eisenross."

Gugg-Kulturhaus
Die 1781 von Karl Anton Gugg gegründete, später unter dem Namen „Rupert Gugg und Söhne" firmierende Feuerlöschfabrik bezog 1922 das Firmengebäude in der Palmstraße 4. Nach Auflösung des Unternehmens 1984 mietete sich die Theatergruppe „Oberliachd'n" (Kultur im Gugg) 1989 in dem Gebäude ein. 1991 wurde das unter Denkmalschutz gestellte Gebäude mit Mitteln der Stadtgemeinde Braunau am Inn und des Landes Oberösterreich zunächst zu einem Kleintheater mit Theatercafe umgebaut, dann in den Jahren 2004/05, zusätzlich gefördert von der EU, zum Gugg- Kulturhaus der Stadt Braunau ausgebaut und erweitert.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: