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Braunau am Inn ist die älteste und mit über 17.500 Einwohnern bevölkerungsreichste Stadtgemeinde im Innviertel in Oberösterreich. Die Grenzstadt am Inn bildet mit der gegenüberliegenden deutschen Stadtgemeinde Simbach am Inn in Bayern ein grenzübergreifendes Mittelzentrum.
Das Adolf-Hitler-Geburtshaus ist ein denkmalgeschütztes
biedermeierliches Bürgerhaus in der oberösterreichischen Stadt Braunau
am Inn. Hier wurde Adolf Hitler geboren. Die Anschrift des Hauses mit
sechsachsiger Front wurde 1826 mit Vorstadt 219 bestimmt und seit 1890
mit Salzburger Vorstadt 15. Die Bausubstanz stammt aus dem 17.
Jahrhundert und wurde als Braugasthaus mit Nebengebäuden und
Mietwohnungen genutzt. 2016 wurde es per Gesetz zu Gunsten der Republik
enteignet, ist aber weiter ungenutzt. Der Plan zum Umbau zu einer
Polizeistation steht in der Kritik und hat sich verzögert, wobei die
Diskussion noch immer andauert.
Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus - Mahnstein von 1989 (Vorderseite)
Altes Stadttor - Salzburger Tor
DIESER TURM WURDE 1966 IN DER ALTEN FORM WIEDER ERSTELLT ZUR STETEN
ERINNERUNG AN DIE 700-JAHR-FEIER DER STADT BRAUNAU IM JAHRE 1960
Palms Erschiessung 1806 und Palms Verhaftung (Lukas 1964)
Gramüllersche Behausung hinter der Nepomuk Kapelle
Stadtplatz mit Gasthof zum Goldenen Stern / Hotel Gann und Stadtpfarrkirche St. Stephan
Stadtamt Braunau / Rathaus
Kleine Kirchengasse
Stadtpfarrkirche zum heiligen Stephanus
Der Braunauer „Steffl" wird im Bildungsroman „Der Nachsommer" von
Adalbert Stifter als eines der bedeutendsten gotischen Bauwerke
Ostbayerns gepriesen. Ein erster Kirchenbau wurde 1138 durch Erzbischof
Konrad von Salzburg geweiht. Die Grundsteinlegung der Stadtpfarrkirche
zum heiligen Stephanus erfolgte 1439, die Weihe des Kirchenbaus 1466.
Stephan Krumenauer, Sohn eines Passauer Dombaumeisters, Mitglied der
Dombauhütte zu Sankt Stephan in Wien und Nachfolger des Hans von
Burghausen, war einer der Baumeister. Im Jahr 1492 wurde nördlich des
Chores der Grundstein für den Turm gelegt, der mit 87 Metern einer der
höchsten Österreichs ist und von dem aus man eine großartige Sicht ins
weite Land hat. Als Baumeister des Turmes gilt Wolfgang Wiesinger.
Die Stadtpfarrkirche ist ein Denkmal bürgerlichen und adeligen
Gemeinsinnes des Mittelalters und zugleich Ausdruck des hohen Ansehens
und Reichtums der Zünfte, die sich für den Bau engagierten. Die Kirche
ist eine dreischiffige siebenjochige Staffelkirche. Durch eingezogene
Strebepfeiler werden Seitenkapellen gebildet. Nordseitig gibt es eine
Paulus-, eine Kaufmanns-, eine Leonhards-, eine Weber-, eine Bäcker-
und eine Hammererkapelle, südseitig eine Grafen-(Frauenstein-), eine
Bräuer-, eine Michaels-, eine Mariahilf- und eine Annakapelle (jeweils
von Osten nach Westen). Die zum Teil als Begräbnisstätten genutzten
Kapellen erhielten in der Barockzeit neue Ausstattungen, nur in der
Bäckerkapelle blieb der gotische Flügelaltar erhalten. Eine
Besonderheit in der Grafen-(Frauenstein-)kapelle ist das vom dem
Augsburger Bildhauer Hans Peurlin dem Mittleren geschaffene
Rotmarmorepitaph des bayerischen Kanzlers und erwählten Bischofs von
Passau, Dr. Friedrich Mauerkircher, eines Braunauer Bürgersohnes, der
u. a. für Herzog Georg den Reichen die berühmte Landshuter
Fürstenhochzeit 1475 vorbereitete.
Glücklicherweise fehlte nach dem großen Brand 1874 das Geld, um die
geplante Umsetzung der Kirche umsetzen zu können. 1905 wurde allerdings
der barocke Hochaltar, ein Werk des Bildhauers Martin Zürn, abgetragen
und durch einen nach den Plänen des Wiener Dombaumeisters Friedrich von
Schmidt von dem Regensburger Bildhauer Georg Schreiner geschaffenen
neogotischen Hochaltar ersetzt. Das alte Hochaltargemälde „Die
Steinigung des heiligen Stephanus" befindet sich heute an der linken
Chorwand, auch einige der Altarskulpturen werden heute wieder in der
Kirche gezeigt. Von Martin Zürn stammt der Altar in der Bräuerkapelle,
von den Mitarbeitern seiner Werkstätte der Altar in der
Kaufmannskapelle. Besonders qualitätvolle Arbeiten aus der Zeit der
Gotik sind außer dem bereits genannten Bäckeraltar die vermutlich aus
Gussstein bestehende Kanzel und der am nördlichen Eckpfeiler des
Langhauses hängende spätgotische Kruzifixus mit einer Haarperücke. Aus
der Zeit der Renaissance ist u. a. besonders das mit „1598" datierte
und mit der Meistermarke des Braunauer Tischlers Georg Drahtholzer
bezeichnete Chorgestühl hervorzuheben.
Das eindrucksvolle Innere des „Stephansmünsters” demonstriert die
Wohlhabenheit der Bürger und Zünfte der Stadt Braunau im 15.
Jahrhundert. Das durch achteckige Freipfeiler in sieben Joche
gegliederte Langhaus bildet eine dreischiffige Staffelhalle. Das
Mittelschiff ist also nicht nur wesentlich breiter, sondern auch etwas
höher als die beiden Seitenschiffe.
Die kunstvoll gearbeiteten Kapitelle auf den (den Mittelschiffpfeilern
vorgelegten) Runddiensten tragen teilweise Köpfe mit Schriftbändern.
Das reiche Netzrippengewölbe setzt sich auch im dreijochigen, mit
3/8-Schluss endendem Chor fort. Zur enormen Breitenentwicklung des
Kirchenraumes tragen nicht zuletzt die jeweils sechs an die
Seitenschiffe anschließenden, durch große Fenster belichteten Kapellen
bei, welche die Kirche fast fünfschiffig erscheinen lassen.
Am nördlichen Eckpfeiler hängt ein eindrucksvoller barocker Kruzifixus, entstanden um die Mitte des 17. Jahrhunderts.
Stallen-Gestühl
Das Kirchengestühl im vorderen Teil der Kirche - und jenes unter der
Empore, das früher auch im vorderen Teil der Kirche stand - war den
Zunftmitgliedern vorbehalten. Jedes einzelne Zunftmitglied hatte hier
einen für sich abgeschlossenen Kirchenstuhl (Stall), daher auch die
Bezeichnung „Stallen-Gestühl". Dieses Kirchengestühl ist eines der
ältesten und wertvollsten Kirchengestühle im deutschsprachigen Raum.
Im Chor ragt der neugotische Flügelaltar hoch auf, der im Zuge der
Regotisierung der Kirche an die Stelle des barocken Zürn-Altares trat.
Er wurde 1905 vom egensburger Georg Schreiner nach Plänen
Friedrich von Schmidts geschaffen. Im Gesprenge sind die Schnitzfiguren
der hll. Katharina und Elisabeth zu sehen, die den hl. Erzmärtyrer
Stephanus, der als Kirchenpatron in einem größeren Maßstab
wiedergegeben ist, in ihre Mitte nehmen. Aus dessen Leben zeigen die
zwei geöffneten Schreinflügel vier Szenen in Reliefschnitzerel.
Der neugotische Flügelaltar von Georg Schreiner, 1905
Im geöffneten Mittelschrein stehen zuseiten des Tabernakels die Statuen
der beiden Apostelfürsten Paulus und Petrus. Die Außenseiten der Flügel
tragen von J. Altheimer gemalte Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu.
Nur bei geschlossenen Flügeln sichtbar sind die Schreinwächter hl.
Florian und hl. Georg.
Der geöffnete linke und rechte Schreinflügel mit Szenen aus dem Leben des hl. Stephanus
Stadtpfarrkirche St. Stephanus
Grundsteinlegung: 1439, Weihe: 1466, Hauptbaumeister: Stephan Krummenauer, gest. 1461
Bauweise: Spätgotische,
dreischiffige Halle; durch Einbeziehen der Strebepfeiler an der Nord-
und Südseite (Längsseiten) entstanden zusätzlich zwei Kapellenreihen,
die Zunftkapellen. Die formvollendeten Netzrippen tragen die Gewölbe
des Haupt- und der beiden Seitenschiffe.
Ausmaße: Länge ohne westliche
Vorhalle: 60 m, davon Presbyterium 20 m; Breite 25 m; davon
Mittelschiff 10 m, die beiden Seitenschiffe je 5 m, die Kapellen je 2,5
m. Höhe des Mittelschiffes: 18 m.
Kanzel: Unter der Empore
befinden sich besonders schön gearbeitete Kielbögen. Der Kelch ist aus
Sandstein gehauen und zeigt die vier Kirchenväter (Ambrosius,
Augustinus, Gregorius und Hieronimus), die vier Evangelisten und einen
Schmerzensmann. Der hölzerne Schalldeckel stammt aus der Werkstätte
Zürn.
Jedes der großen spitzbogigen Fenster der Nord- und Südseite hat ein eigenes Maßwerk.
Fast alle Stilrichtungen seit der Gotik sind in der Kirche vertreten:
Renaissance: Chorgestühl um 1520. Orgel um 1580, das Gehäuse wurde später barockisiert.
Barock: Teile des ehemaligen Hochaltares von Martin Zürn im
Presbyterium; Marienaltar auf der Südseite; Seitenaltäre auf der
Südseite: Gerberkapelle mit Annaaltar; Grafenkapelle mit Brauer- oder
Katharinenaltar, Müllerkapelle mit Michaelsaltar; Sebastians- oder
Pestaltar, datiert 1639 (Werkstatt Zürn); Seitenaltäre auf der
Nordseite: Herzogskapelle mit Paulusaltar; Kaufmannskapelle mit
Elisabethaltar; Leonhardskapelle mit Altar;
verschiedene Zunftstangen.
Rokoko: Stuckdecke der Brauerkapelle von Michael Vierthaler.
Neugotik: Hochaltar von Georg Schreiner, Regensburg (1906).
Bemerkenswert ist die Kanzel, obwohl sie zwei verschiedenen Epochen
angehört: Der kuppelförmige Schalldeckel mit dem hl. Stephanus in der
Laterne stammt aus dem Barock (Werkstatt Martin Zürn, 1645), der
Kanzelkorb hingegen hat sich noch aus der Spätgotik (um 1480) erhalten.
In den großen Nischenreliefs die vier abendländischen Kirchenväter:
Hieronymus, Augustinus, Gregor und Ambrosius. Dazwischen stehen unter
Baldachinen die Statuetten Christi und der vier Evangelisten. Unter den
Kirchenlehrern liegen vier Propheten des Alten Testaments.
Glasgemälde
Drei der sechs hohen, spitzbogigen Glasfenster sind wie der Hochaltar
Stiftungen des Braunauer Kaufmanns Josef Scheffelmann; die drei übrigen
Fenster wurden von der Stadt Braunau, der Josefi-Bruderschaft und der
Eulogius-Zunft finanziert. Hergestellt wurden sie im Jahr 1905 in der
Münchener Glasmalerwerkstatt Gebrüder Zettler.
"BRAUNAUER PΙΕΤΑ" (Vesperbild um 1435/40, Raum Salzburg. Passau)
Im Jahre 1970 fand in Salzburg die Ausstellung "Stabat Mater - Maria
unter dem Kreuz in der Kunst um 1400" statt. In dieser Ausstellung war
das Original dieser Skulptur "Maria mit dem Leichnam Christi zu sehen
und aus dem Katalog ging hervor, daß sie aus Braunau am Inn stammte.
Natürlich interessierte man sich in der Braunauer Stadtpfarre dafür und
versuchte in den nächsten Jahren, dieses große Kunstwerk zumindest in
einer Kopie wieder zu bekommen. Im Juni 1988 schließlich konnte diese
Kopie hier aufgestellt werden.
Das Original "unserer" Pieta stand vermutlich schon in der
Vorgängerkirche dieses großen Gotteshauses und wurde nach dem Bau
hierher übersiedelt. Im Zuge des Umbaues während der Barockzeit dürfte
das Kunstwerk wieder aus der Kirche entfernt und auf dem Dachboden
gelagert worden sein. Am Beginn unseres Jahrhunderts dürfte sie in die
Sammlung des Heimatforschers und Künstlers Hugo v. Preen gekommen sein.
Er hat sie später an den Innsbrucker Kunsthändler Johann Freiseisen
verkauft und dieser hat sie schließlich im Jahre 1914 an den
Generaldirektor der königlichen Museen in Berlin, W. v. Bode veräußert.
Sie befindet sich heute in der Skulpturengalerie der Staatlichen Museen
des Preußischen Kulturbesitzes in der Abteilung "Bildwerke der
christlichen Epochen und gilt dort als eines der wertvollsten
Ausstellungsstücke (Arminallee 27, Berlin-Dahlem).
Darstellungen der trauernden Maria mit dem Leichnam Jesu auf dem Schoß
sind vor allem seit dem 14. Jahrhundert sehr beliebt. Das Stilmittel
der Knappheit und Vereinfachung in der Kleidung Mariens und die mit
großer Sorgfalt ausgearbeiteten Gesichtszüge und Körpermodellierung
heben die "Braunauer Pieta" von anderen ähnlichen Darstellungen ab.
Aber nicht nur die Schnitzarbeit, sondern auch die Fassung verdient
Beachtung, weil auch sie hervorragendes Können zeigt. Mit malerischen
Mitteln wird die Arbeit des Schnitzmessers fortgeführt und vollendet.
Der Anblick des geschundenen Leibes Jesu Christi soll spontane
Anteilnahme auslösen. Der Schmerz und die Trauer der Gottesmutter
erscheinen aber nicht laut und fassungslos, sondern verinnerlicht und
lassen ein tieferes Wissen um den Sinn des Opfertodes ihres Sohnes
ahnen. Genau dieser theologische Gehalt kann auch für den heutigen
Betrachter, der in seiner persönlichen Not vor dieses Bild tritt, zur
Hilfe bei der Bewältigung des Leides im größeren Horizont des Glaubens
werden.
Seitenaltar auf der Nordseite: Pest- oder Sebastianialtar
Ein Pestaltar, datiert 1639, der aus der Werkstatt des Martin Zürn stammt.
Auf dem unteren Teil des Altarbildes findet sich die älteste historische Stadtansicht Braunaus.
1. Kapelle: Herzogskapelle
Stuckaltar aus dem Jahr 1679 mit dem Altargemälde „Martyrium des Hl. Paulus" vom Burghausener Meister Tobias Schinagl.
Hinweis: Diese Kapelle wird auch „Elendskapelle" genannt, weil Kurfürst
Maximilian I. (das Haupt der Katholischen Liga während des
Dreißigjährigen Krieges) wiederholt in der Festung Braunau Zuflucht
fand und in seinem „Flüchtlingselend" in dieser Kapelle dem täglichen
Gottesdienst beiwohnte. Dem Altar gegenüber befindet sich ein
Stuckdenkmal für den 1392 verstorbenen Herzog Friedrich II. von Bayern.
Paulus- oder Herzogskapelle
Der barocke Stuckaltar mit dem von Tobias Schinnagl gemalten Bild zeigt
die „Enthauptung des hl. Paulus” und stammt wie der Gewölbestuck aus
dem Jahr 1679. Gleichzeitig errichtet wurde das rückwärtige
Stuckdenkmal für den 1392 verstorbenen Herzog Friedrich von
Bayern-Landshut. Seit dem Dreißigjährigen Krieg trägt diese Kapelle
auch den Namen „Elendskapelle”. Der Überlieferung nach betete hier der
bayerische Kurfürst Maximilian I., als er auf der Flucht vor dem
Schwedenkönig Gustav Adolf den Winter 1632/33 in Braunau zubrachte.
Barocker Stuckal tar (17. Jh.) in der Pauluskapelle
6. Kapelle: Taufkapelle
Die Kapelle ist der Hl. Ursula geweiht und wird deshalb auch als Ursulakapelle bezeichnet.
In der Mitte steht der spätgotische Taufstein aus Adneter Marmor aus
dem Jahr 1500. Der frühbarocke, zwölfseitige Holzdeckel zeigt die
zwölf Apostel. Bekrönt wird der Deckel von einer barocken Christusfigur.
Ursula- oder Taufkapelle (ehem. Zunftkapelle der Metzger und Weißgerber)
Über dem Altartisch - der Altaraufsatz wurde im Jahr 1900 entfernt -
hängen zwei Barockbilder (Gabriels Verkündigung an Maria), die einst
vermutlich einem Marienzyklus angehörten. Das Gewölbe überzieht ein
Barockstuck, ebenso die Westwand mit einem Rundbild der hl. Ursula. In
der Mitte der Kapelle steht der spätgotische Taufstein aus Adneter
Marmor aus dem Jahr 1500. Frühbarock ist sein zwölfseitiger Holzdeckel
mit Bildern der zwölf Apostel; den Deckel bekrönt eine Barockfigur des
Erlösers Jesus Christus.
4. Kapelle: Maurerkapelle
Barockaltar aus dem frühen 18. Jahrhundert.
Hinweis: Der Altar wurde gebaut, um das Bild „Mariahilf - eine Kopie
des Passauer Mariahilfbildes von Lucas Cranach d. Ä. (1513) - würdig
unterzubringen. Die Kapelle wird daher auch „Mariahilfkapelle" genannt.
Maurerkapelle (Mariahilfkapelle)
Sie bekam im frühen 18. Jahrhundert den jetzigen Altar. In ihn ist eine
Kopie des Passauer Mariahilfbildes von Lucas Cranach (1513) eingefügt.
Das Doppelwappen an seinem Gebälk erinnert an die Stifter, die beiden
Braunauer Kaufleute und Bürgermeister Mahlknecht und Streckenraif. Ein
reicher spätbarocker Stuck mit Blütenranken, Akanthusmotiven und dem
von Engeln umgebenen Dreieck mit dem Auge Gottes (Symbol der
Dreifaltigkeit) ziert das Gewölbe der Kapelle. An der Westwand prangt
das Doppelwappen der Familien Neufeld und Leopoldstein, oben ein
Bildnis des Barons Vequel, des Schlüsselbewahrers des Inntores.
Seitenaltar auf der Südseite: Marienaltar
1962 neu aufgestellt. Die Gottesmutter mit dem Kind war die Bekrönung
des ehemaligen Hochaltares von Martin Zürn. Die Figur der
thronenden Gottesmutter mit Jesuskind und zwei Engeln ist ein
Meisterwerk von Martin Zürn und bildet heute das Kernstück des bei der
Renovierung in den 50er Jahren neu geschaffenen Marienaltares am
östlichen Abschluss des rechten Seitenschiffes.
Orgel - Die Barockorgel wurde
1993-1995 unter Heranziehung historischer Quellen durch die Schweizer
Orgelbaufirma Metzler (Dietikon) vollständig erneuert und erweitert.
Entstanden ist so ein modernen Ansprüchen genügendes Instrument, das
sich im Klangkonzept wie in der Gestaltung an barocke Traditionen
anlehnt.
Der Turm - Braunauer Steffl
Im Jahr 1492 wurde der Grundstein zum Turm gelegt. Als Baumeister gilt
Wolfgang Wiesinger, der sich schon zuvor bei der Vollendung des
Wasserburger Kirchturmes als Spezialist ausgezeichnet hatte.
Auftraggeber für den als Zeichen eines ausgeprägten Bürgerstolzes
analog den riesigen Türmen in Landshut und Straubing errichteten
„Braunauer Steffl” war die vermögende Tuchmacherzunft der Stadt. Der
sich nach oben verjüngende Turm gliedert sich in sechs Geschoße, auf
die ursprünglich ein hölzernes Zeltdach mit vier Ecktürmchen gesetzt
war. Bis zum Anbau der Sakristei stand der Turm völlig frei in der Art
eines italienischen Campanile. Die Mauern bestehen aus Ziegeln, die
Verkleidung und der Bauschmuck aus Tuffstein. Während die beiden
unteren Geschoße bis auf die Eckpfeiler unverziert sind, besitzt das
dritte Stockwerk eine Blendgliederung aus sich überschneidenden
Spitzbögen; das vierte Geschoß mit seinen Spitzbogenfenstern ziert ein
ähnliches Blendwerk, zudem endet es, wie schon das zweite Geschoß, mit
einer maßwerkverzierten Galerie. Die abschließende barocke
Zwiebelkuppel stammt von 1759.
Herzogsburg
Das Haus Altstadt Nr. 10, das seit der Biedermeierzeit in der Nachfolge
des Landeshistoriographen Benedikt Pillwein als „Herzogsburg"
bezeichnet wird, beherbergt das Braunauer Bezirksmuseum. Hier ist im
Jahr 2012 die Ausstellung „Verbündet, verfeindet, verschwägert. Bayern
und Österreich - Von Napoleon bis heute" zu sehen. Das Gebäude, das
1968 von der Stadtgemeinde Braunau mit Hilfe des Landes Oberösterreich
angekauft und mustergültig umgestaltet worden ist, diente vermutlich
als herzogliche Abgabestelle und Lagerhalle von Gütern. Die Räume im
Untergeschoss mit mächtigen Tonnengewölben dienten als Stallungen, die
großen, einst Lagerzwecken dienenden Räume in den drei Obergeschossen
tragen massive Holzdecken mit bis zu 60 Zentimeter starken Tramen. Ein
unter dem Dachfirst herausragender Rollenbaum diente zum Hochheben von
Lasten. Schwerpunkte der musealen Schätze in der „Herzogsburg" sind u.
a. eine exponatreiche Dauerdokumentation zur Geschichte der Stadt,
zahlreiche seit den Zeiten Hugo von Preens (1854-1941) gemachte
wertvolle archäologische Funde, die Gemäldegalerie der Stadt und des
Museumsvereines, das originale Fotoatelier von August Kreutz,
historische Geräte der Feuerwehr und eine riesige Wandelkrippe aus dem
18. Jahrhundert.
HERZOGSBURG
Aus dem 15. Jahrhdt. stammendes Gebäude, in dem die Abgaben abzuheiern waren.
Glockengießer- und Heimathaus
Das Glockengießerhaus in der Johann-Fischer-Gasse (ehemals in der
Scheiben Nr. 18) geht auf das 14. Jahrhundert zurück: Seit dieser Zeit
ruhte auf dem Haus eine „Glockengießer-Gerechtsame", d. h., die
Befugnis, Glocken zu gießen. Die älteste hier gegossene Glocke stammt
von Meister Hans Hueber aus dem Jahr 1392 und hängt bis heute im Turm
der Wallfahrtskirche Sankt Valentin in Haselbach bei Braunau. Als
Glockengießer sind die Familie Lenz, Jakob Maderhofer von Graz, Johann
Heinrich Huber von Landshut, Josef Sallöck und die Familie Gugg
bezeugt. Letztere war von 1742 bis 1916 Eigentümerin des Hauses und
goss in ihrer Werkstatt nahezu 200 Kirchenglocken. Die Rückfront des
Gebäudes steht an der Lände, dem alten Hafen der Stadt. 1894 stellte
die Glockengießerei ihren Betrieb ein und die Firma Gugg übersiedelte
in ihr neues Areal in der Palmstraße. 1916 wurde das Glockengießerhaus
mit seinem jahrhundertealten Schmelzofen und der Werkstatt auf
Initiative von Hugo von Preen vom Heimatverein Braunau erworben und
zusätzlich das Heimathaus der Stadt eingerichtet, in dem auch die
Heimatstube der Donauschwaben, die bemerkenswerte Sammlung Hugo von
Preens (mit einer „Bürgerstube" und seiner volkskundlichen Sammlung),
eine außergewöhnliche Kollektion von „Innviertler Raufwerkzeugen",
Bestände zur Innschifffahrt, eine Backstube und eine originale
Rauchküche zu besichtigen sind.
Ehemalige Brauerei Stechl
Das Innviertel und Braunau waren und sind eine Bierregion. Die Zahl der
Brauereien war früher viel größer als heute und Bier wurde gleichsam
als Grundnahrungsmittel angesehen. Dies führte öfter zu Konflikten,
besonders, wenn der Bierpreis erhöht wurde. Nach einer Erhöhung des
Bierpreises um 2 Heller pro Maß kam es am 11. Juli 1908 zu einer
Volksversammlung auf dem Volksfestplatz, bei der man beschloss, die
Braunauer Wirte zu boykottieren. Angeführt von einer Musikkapelle zogen
in den kommenden Tagen schier alle Braunauer nach Simbach, wo sie dem
bayerischen Bier zusprachen und ihre Brotzeit einnahmen. Die
Umsatzrückgänge waren so groß, dass die Braunauer Bräuer klein beigaben
und die „willkürliche Bierpreis- erhöhung" zurücknahmen.
Stadtplatz
Wie in vielen Inn-Salzach-Städten ist der große Stadtplatz Handels- und
Verkehrsmittelpunkt. Zu den besonders interessanten Häusern des
Stadtplatzes zählen u. a. das Vequel- oder Paumgartensche Freihaus (Nr.
1: heute Sitz des Bezirksgerichtes), mit dem einst die niedere
Gerichtsbarkeit und die Schlüsselgewalt über das Inntor verbunden
waren, das Schiffmeister-Haus (Nr. 6), in welchem die Bayernherzöge bei
ihren Stadtvisiten und Kaiser Franz I. bei seinen Aufenthalten
abstiegen, das Schüdlhaus (Nr. 34), in welchem bei ihren Aufenthalten
sowohl Napoleon als auch der bayerische König Max I. Joseph und dessen
Sohn Kronprinz Ludwig wohnten, und das Streckenreif- oder Apothekerhaus
(Nr. 42), das früher reichen Tuchmachern gehörte und aus dem mehrere
Bürgermeister der Stadt hervorgingen.
Rathaus
Nach dem großen Stadtbrand am 28. März 1874 war das alte Rathaus mit
seinem breitbogigen Durchgang in die Linzer Strasse bis auf die
Außenmauern fast völlig zerstört. Alle kommunalen Büros einschließlich
dem Bürgermeisterzimmer und dem Ratssaal mussten nun im historischen
Stadtturm untergebracht werden. 1901 war man des langen Provisoriums
überdrüssig und beschloss den Neubau des Rathauses am Stadtplatz (Nr.
38). Das Bauwerk wurde bis zum Jahr 1903 von dem Braunauer Baumeister
Anton Danna nach den Plänen des Salzburger Architekten Professor Johann
Schuhbauer errichtet. Die Anwesenheit des Kaisers verlieh der
feierlichen Eröffnung des neuen Rathauses am 30. Juni 1903 besonderen
Glanz.
Fischbrunnen
Von ehemals drei am Stadtplatz bezeugten Brunnen ist bis heute der
Fischbrunnen erhalten, aus dessen achteckigem Marmorbecken sich eine
Säule erhebt, die, von einer lebensgroßen, segnenden Christusfigur
bekrönt, neben Ornamenten die Wappen Bayerns und der Stadt Braunau
trägt. Auf den Stufen des 1684 errichteten Brunnens boten die Fischer
bis zum Zweiten Weltkrieg lebende Fische an.
Braunaus Geschichte ab 1779
In Napoleonischer Zeit wurde Braunau mehrmals durch französische
Truppen besetzt, 1810 bis 1816 war Braunau noch einmal Teil des
Königreiches Bayern. In den Jahren 1870 bis 1873 kam es zum Ausbau des
Eisenbahnnetzes und in den Jahren 1883 bis 1897 nahm sogar der
Orientexpress von Paris nach Konstantinopel seine Route über Braunau.
Ein großer Stadtbrand 1874 zerstörte 122 Objekte im Innenstadtbereich,
darunter auch das alte Rathaus. 1903 kam zur Eröffnung des neu erbauten
Rathauses Kaiser Franz Joseph 1. höchstpersönlich in die Stadt. Während
des Ersten Weltkrieges war ein Kriegsgefangenenlager mit Tausenden
Insassen an beiden Ufern der Mattig eingerichtet, Tausende Flüchtlinge
aus dem Trentino wurden in einem Barackenlager in Laab-Höft
einquartiert. Nach 1933 wurde der politische Wandel besonders stark
spürbar. 1934 legte die Tausend-Mark-Sperre des Dritten Reiches sogar
den kleinen Grenzverkehr über den Inn lahm.
Nationalsozialistische Sprengstoffanschläge ließen den großen
politischen Druck spürbar werden. 1938 marschierten deutsche Truppen
über Braunau in Österreich ein, auch Adolf Hitler fuhr auf seinem Weg
über Linz nach Wien durch seine Geburtsstadt. Es kam zur Eingemeindung
von Ranshofen und zur Errichtung des Aluminiumwerkes. 1945 konnte die
Stadt entgegen den NS-Durchhalteparolen nur aufgrund des beherzten und
unter Lebensgefahr erfolgten Eingreifens von Braunauer Frauen und
Männern kampflos an die vorrückenden amerikanischen Truppenverbände
übergeben werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentriert sich Braunau
auf den Wiederaufbau und die Entwicklung der Industrie und erkennt
besonders seit dem EU-Beitritt Österreichs seine Chancen als regionales
Zentrum für grenzüberschreitenden Handel und Tourismus. Es stellt sich
aber auch der Auseinandersetzung mit dem schweren Erbe der ehemaligen
„Geburtsstadt des Führers".
Rabenhaus
Das so genannte „Rabenhaus“, das heute ein Bäckerei beherbergt, wurde Ende des 15. Jahrhunderts errichtet und gehörte als
vierstöckiger Speicher zu den Mautgebäuden der Stadt. In den Jahren
1707 bis 1765 beherbergte es eine Brauerei, danach fungierte es als
Amts- und Wohnsitz des letzten bayerischen Pfleggerichtsschreibers
Johann Gottlieb Kattenpeck, der hier sein Amt bis 1781, also zwei Jahre
über den Anfall des Innviertels an Österreich 1779 hinaus, ausübte. Bis
heute befindet sich ein „bayerischer Löwe" auf dem mit 24 Meter
höchsten Giebel im Altstadtbereich und erinnert an die ehemalige
Zweckbestimmung des Gebäudes.
Palms Kerker
Wegen Verbreitung der gegen Napoleon gerichteten Schmähschrift
„Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“ wurde der Nürnberger
Buchhändler Johann Philipp Palm Mitte August 1806 verhaftet und in die
von den Franzosen besetzte österreichische Stadt Braunau gebracht, weil
man einen bayerischen Bürger nicht im eigenen Lande vor ein fremdes
Militärgericht stellen konnte. Im Kerker der Festung Braunau (heute
Poststallgasse Nr. 6) war Palm vom 23. bis 26. August 1806 eingekerkert
und wurde schließlich von einem französischen Militärtribunal zum Tode
verurteilt. Gnadengesuche von Rat und Bürgern der Stadt Braunau blieben
vergeblich. Vor den Mauern der Festung Braunau wurde Palm am 26. August
1806 erschossen. Palm wurde entgegen dem Willen der Besatzer am
Friedhof beerdigt und sein Grab wird bis heute von der Stadt gepflegt.
1866 errichtete man mit namhafter Unterstützung aus Bayern ihm zu Ehren
ein Denkmal im Palmpark (siehe Stele Nr. 7), an seiner Richtstätte
außerhalb der ehemaligen Befestigungsmauern wurde 1925 ein Obelisk mit
einem Bronzereliefportrait Palms aufgestellt.
Palmdenkmal
Zum Bürgerspital gehörten auch Wirtschaftsgebäude und ein größerer Bau,
der im heutigen Palmpark stand. Im Jahre 1799 mussten diese Gebäude an
das Festungskommando verkauft werden. Nach der Auflassung der Festung
1808 wurden die Spitalsgebäude von der Stadt zurückgekauft und es wurde
nördlich der Spitalsanlage ein Park errichtet, in dem 1866 das vom
bayerischen Ex-König Ludwig I. mitfinanzierte Denkmal für Johann
Philipp Palm errichtet wurde. Das Modell stammt von dem Münchener
Bildhauer Konrad Knoll, das Standbild Palms wurde in der königlichen
Erzgießerei Ferdinand Millers in München gegossen.
Bürgerspital zum Heiligen Geist
Die Bürgerspitalskirche zum Heiligen Geist und das angrenzende
Bürgerspital wurden 1417 durch den Mühldorfer Adeligen Hartprecht
Harskircher auf Zangberg und Nikolaus Auer von Lichtenau gestiftet. Sie
stellen wie die Stadtpfarrkirche ein gotisches Juwel der Stadt dar.
Zweck der Stiftung war, „schuldlos in Not geratenen Kaufleuten der
Stadt Braunau" eine Pflegestätte zu schaffen. Wahrscheinlich von
Burghausener Baumeistern wurden Kirche und Spital, in das sich später
auch wohlhabende Bürger einkaufen konnten, bis 1432 fertig gestellt.
Der bayerische Herzog Heinrich XVI. wandelte die Stiftung in eine
Grundherrschaft um, deren Waldbesitz bis heute im Eigentum der Stadt
steht. Die Spitalskirche ist ein bedeutendes Beispiel der so genannten
Sechseckkirchen. Ein ursprünglich vorhandener Mittelpfeiler der Anlage
wurde in der Barockzeit entfernt. Das Gemälde des Hochaltares aus dem
Jahr 1697, auf dem sich die originale Gnadenstatue erhalten hat, stammt
von dem Braunauer Maler Johann Froschauer, die Figuren der Altäre
schnitzte der Braunauer Barockbildhauer Sebastian Högenauer. Die
Westempore der Kirche wurde besonders groß dimensioniert, um auch den
Gehbehinderten des Spitals die Teilnahme an den Gottesdiensten zu
ermöglichen. Chor und Langhaus sind netzrippengewölbt. An der Nordseite
des Langhauses steht der achtgeschossige Turm. Der Westseite der Kirche
ist das dreigeschossige Spital vorgelagert. Architektonisch
beeindruckend sind auch die kreuzrippengewölbten Vorräume im Erd- und
ersten Obergeschoss. Dort befinden sich u. a. auch ein Kruzifix aus dem
15. Jahrhundert und Glasgemälde von Aloys Wach. Heute beherbergen die
Räumlichkeiten des Bürgerspitals, die noch bis in das Jahr 1956 als
Altenversorgungshaus dienten, die Studienbibliothek und die
Stadtbücherei.
BURGERSPITAL
Stilreîn erhaltene mittelalterliche Spitalsanlage aus dem 15. Jahrhundert. Am Besuchstag leider versperrt.
Mühlengasse 2: Bergpredigt und 10 Gebot tun uns alles heute not. Dann
was Jesus beim Gericht von den guten Werten spricht! Gottesglaube muß
auf Erden wieder neu gepredigt werden. Dann des Meisters größt' Gebot
das der Liebe tut uns Not!
Südseite Ehemaliges Bürgerspital
Städtische Volksbücherei Studienbibliothek im Ehemaligen Bürgerspital
Restaurant Tafelspitz, Nudelkuchl & Reiterkeller in Braunau am Inn
Vor 400 Jahren ward ich im Wald gemacht. Und bei der Sonne scheinen an
diesen Ort gebracht. Der' Wagnermeister der dies bei Zag Vollbracht.
Trank einen Eimer Bier aus als Labtrunk inder Nacht, Gar wechselvolle
Zeiten zogen hier ein und aus. Seit an der Wand ich hänge im alten
Stögerhaus.
Rest des ältesten Stadtgrabens aus 1260.
Braunaus Geschichte bis 1779
Braunau war bis 1779 eine bayerische Stadt. Die erste urkundliche
Erwähnung findet sich in einer Ranshofener Urkunde von circa 1110
(„Prunov" = braune Au). An einer Urkunde Herzog Ottos IV. von Bayern
aus dem Jahr 1331 ist der älteste Abdruck des Stadtsiegels (weiß-blaue
Rauten, pfälzisch-bayrischer Löwe und ein Geflecht aus belaubten
Zweigen) erhalten. Im späten Mittelalter erlebte die Stadt unter den in
Landshut residierenden niederbayerischen Herzögen infolge ihrer
günstigen Lage und des Handels- und Gewerbefleißes ihrer Bürger einen
bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Infolge des Landshuter
Erbfolgekrieges kam Braunau mit Niederbayern an die Münchener Linie der
Wittelsbacher. Während des Dreißigjährigen Krieges floh der bayerische
Kurfürst Maximilian I. 1632 vor den Schweden nach Braunau. Immer wieder
geriet Braunau zwischen die bayerisch-österreichischen Fronten, so im
bayerischen Bauernaufstand 1705/06 während des Spanischen
Erbfolgekrieges und besonders im Jahr 1743 während des Österreichischen
Erbfolgekrieges. Nach dem Ableben von Kurfürst Max III. Joseph kam es
zum Bayerischen Erbfolgekrieg, in dessen Folge das „Untere Amt
Burghausen", das ist das heutige Innviertel mit Braunau, an die
Habsburger fiel.
Ehemalige Befestigungsanlagen
1620 hatte der bayerische Kurfürst einen Ausbau der Stadtbefestigung
veranlasst und in den Jahren 1672 bis 1679 erfolgte wiederum auf
kurfürstlichem Befehl deren massive Verstärkung nach dem Vorbild
französischer Befestigungsanlagen. Ein Großteil des innseitigen
Abschnittes dieser Fortifikation überstand bis heute die Schleifung im
Jahr 1808 (Der „Stechlkeller" steht bis heute auf einer der Bastionen
der Befestigungsanlagen.), das Inn- oder Wassertor wurde aber 1882 bei
Anlegung eines neuen Brückenkopfes abgerissen.
Innbrücke Braunau - Simbach
Der Bau der ersten Innbrücke erfolgte 1260. In diesem Jahr erhielt
Braunau durch den bayerischen Herzog Heinrich XIII. auch sein
Stadtrecht. Die Brücke war ein Holzbau, der wiederholt durch
Hochwasser, Windstöße, Kriege und Feuer zerstört wurde. Nachdem im
Jänner 1880 ein Teil der hölzernen Brücke zwischen Braunau und Simbach
durch einen Eisstoß weggerissen wurde, suchte man nach einer neuen und
dauerhaften Lösung. 1892 bis 1894 wurde eine rund 270 Meter lange
stählerne Fachwerkbrücke errichtet. Diese Straßenbrücke und auch die
1870 errichtete Eisenbahnbrücke wurden auf Befehl des NS-Gauleiters
unmittelbar vor Ende des Zweiten Weltkrieges gesprengt. Die neue
Straßenbrücke wurde 1950 - wiederum als bayerisch-österreichisches
Gemeinschaftsprojekt - durch die VÖEST errichtet.
* * *
Die Grenzregion Braunau/Simbach ist um eine neue Sehenswürdigkeit
reicher. Eine Bronzeskulptur eines Gockels schmückt nun die Innbrücke,
die die beiden Grenzstädte miteinander verbindet. Vorangetrieben
wurde das Projekt rund um die Gockel-Skulptur und die dazugehörige
Gedenktafel vom Kulturverein DANICA-AUSTRIA unter der Federführung von
Obmann Zoran Šijaković. „Sie stellt eine neue Sehenswürdigkeit
für die Region dar, steht für Kunst und Kultur für alle Frieden,
Freiheit und Verbundenheit symbolisierend.“, erklärt Šijaković.
Die Begebenheit, die hinter dem Gockel steckt, geht auf das Jahr 1918
zurück, als ein deutscher Soldat auf der alten Brücke vom Krieg
zurückkehrte und dabei einen serbischen Hahn mit sich führte. Weil es
nicht erlaubt war ein lebendes Tier über die Grenze mitzubringen, wurde
durch einen deutschen Grenzbeamten angeordnet, dem Hahn an Ort und
Stelle den Kopf abzuschlagen.
Diese Geschichte, die 1918 die Titelseite einer Wiener Zeitung
schmückte, erweckte der beliebte und umtriebige Simbacher
Pressefotograf, Walter Geiring (1965 - †2020), genau 100 Jahre später
2018 zu neuem Leben. Fortan reifte bei Šijaković und Geiring die Idee,
die Geschichte mit einer Skulptur greifbar zu machen. Geiring verstarb
aber nur zwei Jahre später ganz plötzlich im Alter von nur 55 Jahren.
Zu seinen Ehren trägt die Bronzeskulptur nun den Namen „Walter“.
Ein Hahn für Freiheit und Verbundenheit - Friedensgockel WALTER
Zur Erinnerung an die bewegende Geschichte eines deutschen Soldaten und
eines serbischen Gockels. Geschehen 1918 auf der Innbrücke
Braunau/Simbach
Stadttheater
Das Stadttheater ist in der ehemaligen Kapuzinerkirche untergebracht,
die in den Jahren 1621 bis 1624 errichtet und nach der Auflösung des
Kapuzinerklosters unter Kaiser Joseph II. profaniert wurde. An der
Südfassade dient ein Fresko von Aloys Wach (Musik und Theater) als
Sonnenuhr. 1894 kamen zum zweiten Mal Kapuziner in die Stadt. An der
Ringstraße wurde deshalb eine neue Kapuzinerkirche nach Plänen des
Feldkircher Baumeisters Serafin Pümpel in neoromanischem Stil errichtet.
Kurfürstlicher Magazinstadel
Der ehemalige Kurfürstliche Magazinstadel („Schüttkasten", nach einem
späteren Eigentümer auch Stöger-Stadel genannt), ein viergeschossiges
Gebäude mit quadergerahmten Fenstern und hohem Giebeldach, wurde unter
dem bayerischen Herzog und Kurfürsten Maximilian I. (1573-1651) im Jahr
1647 vollendet. Nach einer Renovierung bezog ihn 1985 die
Landesmusikschule, welche nach der bayer-oö. Landesausstellung 2012,
„Verbündet, verfeindet, verschwägert. Bayern und Österreich" in die
Räumlichkeiten des ehemaligen Stiftes Ranshofen übersiedeln wird.
Dankbarkeitskirche
Die Pfarrkirche der Evangelischen Kirchengemeinde A. B. befindet sich
im ehemaligen Getreidespeicher des Kapuzinerklosters, den der Kaufmann
Jakob Schönthaler erwarb und zur Kirche umbauen ließ. Das Kupferportal
schuf die Braunauer Künstlerin Resl Schröder-Lechner.
Linzer Strasse (mit dem „Eisernen Ross")
Im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1745) kam es am 9. Mai 1743 zur
verlustreichen Schlacht von Simbach zwischen den österreichischen
Truppen unter Karl von Lothringen und Verbänden des bayerischen
Kurfürsten Karl Albrecht. Den Österreichern gelang die Einnahme der
Festung Braunau nicht, sie zerschossen aber während der Belagerung der
Stadt mehr als hundert Bürgerhäuser und unterbanden jede
Lebensmittelzufuhr für die Bewohner, sodass eine große Hungersnot
ausbrach. Nach fast sechswöchiger Belagerung wurde das letzte Pferd
geschlachtet und am 5. Juli 1743 musste sich die Festung den
Österreichern ergeben. In Erinnerung daran errichteten die Braunauer
auf dem Haus „Alter Weinhans" (Nr. 23) das „Eiserne Ross" und eine
Marmortafel an diesem Haus verkündet: „Wo den letzten Bürgern die
letzte Nahrung floss, erhöhten sie zum Denkmal das Eisenross."
Gugg-Kulturhaus
Die 1781 von Karl Anton Gugg gegründete, später unter dem Namen „Rupert
Gugg und Söhne" firmierende Feuerlöschfabrik bezog 1922 das
Firmengebäude in der Palmstraße 4. Nach Auflösung des Unternehmens 1984
mietete sich die Theatergruppe „Oberliachd'n" (Kultur im Gugg) 1989 in
dem Gebäude ein. 1991 wurde das unter Denkmalschutz gestellte Gebäude
mit Mitteln der Stadtgemeinde Braunau am Inn und des Landes
Oberösterreich zunächst zu einem Kleintheater mit Theatercafe umgebaut,
dann in den Jahren 2004/05, zusätzlich gefördert von der EU, zum Gugg-
Kulturhaus der Stadt Braunau ausgebaut und erweitert.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: